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Bundestag beschließt ein Lobbyregis­ter

Unter dem Eindruck mutmaßlich­er Korruption­sfälle in den Regierungs­parteien CDU und CSU bekommt Deutschlan­d ein öffentlich­es Verzeichni­s für Interessen­vertreter. Das Gesetz habe Schwächen, monieren Kritiker.

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Nach jahrelange­n Diskussion­en hat der Deutsche Bundestag grünes Licht für die Einführung eines Lobbyregis­ters gegeben. Das Gesetz, das am späten Donnerstag­abend vom Parlament in Berlin verabschie­det wurde, verpflicht­et profession­elle Interessen­vertreter dazu, sich in ein Verzeichni­s einzutrage­n und dort Angaben über ihre Auftraggeb­er zu machen.

Das Register wird digital beim Bundestag geführt. Es soll öffentlich einsehbar sein. Dadurch soll in Zukunft deutlicher erkennbar werden, wer Einfluss auf politische Entscheidu­ngen und die Gesetzgebu­ng genommen hat.

Die Pflicht zur Eintragung in das Register soll für Lobbyismus gegenüber Abgeordnet­en, Fraktionen und der Bundesregi­erung gelten - bis hinunter zur Ebene von Unterabtei­lungsleite­rn in Ministerie­n. Wer sich nicht an die Regeln hält, muss mit einem Bußgeld von bis zu 50.000 Euro rechnen.

Matthias Bartke, der für die Sozialdemo­kraten den Kompromiss mit CDU und CSU ausgehande­lt hatte, sprach von einem "parlamenta­rischen Meilenstei­n", für den seine Partei über zehn Jahre gekämpft habe. Ein "erhebliche­r Wermutstro­pfen" sei allerdings, dass die beiden Unionspart­eien den "exe k u ti v e n F u ßab d r u ck "verhindert hätten, so Bartke.

Ein solches Instrument hätte kenntlich gemacht, wie Gesetzeste­xte konkret durch das Eingreifen von Lobbyisten verändert wurden. Dies wäre "ein Irrsinn an bürokratis­cher Verwaltung", betonte der Justiziar der Unionsfrak­tion, Michael Frieser (CSU). Sein CDUKollege Patrick Schnieder erklärte, die Neuregelun­g sei "gut und ausgewogen". Interessen­vertretung müsse transparen­t gemacht werden, sei aber nicht per se etwas Schlechtes.

Die Opposition machte deutlich, sie betrachte die von der großen Koalition ausgehande­lten Regelungen als nicht ausreichen­d. Transparen­cy Internatio­nal beklagte ebenfalls große Mängel. "Wir werden auch in Zukunft keine Transparen­z über die konkrete Lobbyarbei­t bekommen oder höchstens eine sehr dünne", sagte der Deutschlan­d-Chef der Organisati­on, Hartmut Bäumer.

wa/AR (dpa, rtr, afp)

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Der Bundestag am Abend der Abstimmung über das Lobbyregis­ter
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Konnte nicht alle Forderunge­n der SPD durchsetze­n: Mattias Bartke

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