Deutsche Welle (German edition)
Die Stimmung in der deutschen Industrie ist prächtig
Trotz der dritten CoronaWelle wächst die deutsche Industrie im Rekordtempo. Das zeigt eine Umfrage des Forschungsinstitutes IHS Markit. Einen höheren Wert hatte das Institut bislang nicht gemessen.
Die Stimmung in der deutschen Industrie ist laut einer Erhebung des Forschungsunternehmens IHS Markit trotz der Pandemie so gut wie nie zuvor. Der sogenannte Einkaufsmanagerindex ist im März um 5,9 Punkte auf 66,6 Punkte gestiegen, wie das Unternehmen am Donnerstag in London nach einer zweiten Erhebungsrunde mitteilte.
Das ist klar über der Grenze von 50 Punkten, die Wachstum von wirtschaftlicher Schrumpfung trennt. Auch in anderen großen Volkswirtschaften des Euroraums wie Frankreich, Italien und Spanien erholt sich die Industrie deutlich von dem herben Einbruch während der ersten Corona-Welle im Frühjahr 2020.
"Ein weiterer Beleg dafür, dass das Wachstum immer mehr an Fahrt gewinnt", erklärte Markit-Ökonom Phil Smith. Die Industrie hat sich zuletzt als Stützpfeiler der Konjunktur, dürfte aber im laufenden ersten Quartal ein Schrumpfen des Bruttoinlandsproduktes ( BIP) nicht verhindern, da wegen des
Lockdowns weite Teile der Wirtschaft - vom Einzelhandel bis zum Gastgewerbe - praktisch stillgelegt sind.
Im Euroraum insgesamt stieg der Stimmungsindex um 4,6 Punkte auf 62,5 Zähler. Das ist ebenfalls der höchste jemals gemessene Wert seit Umfragebeginn vor knapp 24 Jahren. Die Industrie der Eurozone boome, erklärte Markit-Chefökonom Chris Williamson.
Allerdings komme es zu Lieferengpässen, weshalb die Einkaufspreise stark anzögen. Beides ist kein neues Phänomen und schon seit einiger
Zeit festzustellen. Ein Aspekt des Problems ist der große Mangel an Containern in der Seeschifffahrt. Die Transportkosten sind deshalb stark gestiegen.
Ein wesentlicher Grund, warum sich die Industrie trotz Corona so stark erholen kann, liegt in der Ausgestaltung der Corona-Beschränkungen. Diese betreffen das verarbeitende Gewerbe wesentlich weniger als den Dienstleistungssektor und erst recht den Handel.
Die Industrie profitiere von der anziehenden Binnen- und Exportnachfrage, erklärte Markit-Ökonom Williamson. Die steigende Auslandsnachfrage kommt vor allem aus Asien und dort insbesondere aus China, dessen Wirtschaft sich deutlich von dem Corona-Einbruch erholt at. Auch in der größten Volkswirtschaft der Welt, den USA, läuft es konjunkturell besser.
dk/hb (dpa, rtr)
der Kredite an sich geheim. Auffällig sei auch, dass Verträge im Laufe der Zeit immer strengeren Geheimhaltungsklauseln enthielten. Seit 2014 sei in jedem der untersuchten Verträge eine Vertraulichkeitsklausel zu finden. Die Forscher kritisieren, dass damit die Verträge aber für Steuerzahler, die am Ende für die Rückzahlung aufkommen müssen, "intransparent" seien.
Die Verträge geben den Experten zufolge außerdem chinesischen Staatsbanken Vorrang vor anderen Gläubigern.
In den meisten Fällen ist demnach den Schuldnern eine Umstrukturierung ihrer Schulden mit anderen Gläubigern untersagt. Nicht zuletzt gäben viele Verträge China "großen Spielraum, Kredite zu kündigen oder die Rückzahlung zu beschleunigen, wenn es mit der Politik eines Kreditnehmers nicht einverstanden ist" - etwa wenn es zu einem Abbruch der diplomatischen Beziehungen kommt.
So enthielten viele der ausgewerteten Verträge auch sogenannte "No Paris- Club- Klauseln". Der Pariser Club ist ein
Gremien, das versucht, Ländern in Zahlungsschwierigkeiten ihre Schulden zu erlassen. Nach der "No Paris-Club- Klausel" verpflichtet China jedoch die Kreditnehmer, die chinesischen Schulden dabei nicht zu beachten.
Das Forscherteam erhielt den Zugang zu den Verträge über Regierungs-Websites der Schuldnerländer. Laut den Studienergebnissen erschwerten es die Kreditbedingungen den Ländern, die sich nun wegen der Corona-Pandemie in einer finanziellen Notlage befinden, "ihre Schuldensituation in den Griff zu bekommen", so die Autoren.
Schon länger argumentieren Ökonomen und Asienforscher, dass China vermehrt versuche, Entwicklungs- und Schwellenländer in eine Art Schuldenfalle zu treiben - sprich sie über die Kredite stark abhängig von sich zu machen und sich so leichter Zugang zu Großprojekten wie Häfen und Straßen zu sichern.
Diese These wird allerdings nicht von allen Forschern geteilt. Eine der führenden Expertinnen für China-Afrika-Beziehungen, Deborah Brautigäm von der Johns Hopkins Universität, nennt die Schuldenfalle einen ″Mythos". Ihre Forschungsergebnisse hätten ergeben, dass chinesische Banken bereit seien, die Bedingungen bestehender Kredite umzustrukturieren. Auch habe Peking - wie häufig behauptet - noch nie einen Vermögenswert eines Landes beschlagnahmt, so die Forscherin in einem Beitrag für The Atlantic.
nm/hb (afp, Kieler Institut für Weltwirtschaft)
inwieweit Chancengleichheit in der Wirtschaft besteht, im Hinblick auf den Bildungsweg, auf Gesundheit und Überlebenschancen sowie auf politische Teilhabe. Frauen, die in die Politik streben, haben besonders schlechte Karten. Hier hat sich die Ungleichbehandlung der Geschlechter seit dem letzten Bericht vergrößert. Nur 22 Prozent der Lücke sind geschlossen worden
Konkret heißt das: In den 156 Ländern, die der Index erfasst, sitzt nur auf jedem vierten der rund 35.500 Parlamentssitze eine Frau und nur knapp 23 Prozent der über 3400 Ministern weltweit sind weiblich. Zwar fallen einem mit Angela Merkel und Ursula von der Leyen sofort politische Führungsfiguren ein, die ganz oben sind - trotzdem gab es in fast der Hälfte der Länder (81) noch nie ein weibliches Staatsoberhaupt.
Trotzdem sollten nicht alle Länder über einen Kamm geschoren werden. Schwerer haben es Frauen in der Politik vor allem in großen Ländern wie China und Indien. Auf der anderen Seite gibt es aber in 98 Ländern mehr Frauen im
Parlament als im letzten Jahr. Geht es so weiter wie bisher, dann wird es über 145 Jahre dauern, bis in der Politik weltweit Geschlechterparität herrscht.
Doppelbelastung und Jobverlust in der Wirtschaft
Etwas besser als in der Politik sieht es in der Wirtschaft aus. Das Corona-Virus hat aber zu Rückschritten geführt. Keine Kinderbetreuung, geschlossene Schulen, Homeoffice - wer das alles ausbadet? In vielen Fällen anscheinend die berufstätigen Mütter. Deren Stresslevel ist durch die Doppelbelastung gestiegen, wie Daten des Marktforschungsunternehmens Ipsos ab Januar 2021 gezeigt haben. Zudem haben rund fünf Prozent aller beschäftigten Frauen ihren Job im letzten Jahr verloren, bei den Männern waren es nur 3,9 Prozent. Das haben frühe Hochrechnungen der internationalen Arbeitsorganisation ILO gezeigt.
Die Corona-Pandemie hat auch zu einem größeren Grad an Automatisierung und Digitalisierung geführt. Gerade aber in Sektoren, in denen disruptives technisches Wissen gefragt ist, sind Frauen unterrepräsentiert. So gibt es im Bereich Cloud Computing nur 14 Prozent Frauen, im Ingenieurwesen 20 Prozent, im Bereich Daten und künstliche Intelligenz 32 Prozent.
Chefin zu werden war 2020 auch nicht leicht. Führungspositionen wurden sogar seltener mit Frauen besetzt als im Vorjahr. Das galt über viele Branchen. Die Ausnahmen: Software und IT-Dienstleistungen, Finanzdienstleistungen, Gesundheit und Gesundheitswesen und die Fertigung. Insgesamt sind weniger als ein Drittel aller weltweiten Chefs weiblich.
Kurzum: Die Lücke zur Gleichbehandlung im Bereich wirtschaftliche Teilhabe hat sich zu 58 Prozent geschlossen. Aber es wird im gegenwärtigen Tempo noch 257 Jahre dauern - also etliche Töchtergenerationen - bis es sie gar nicht mehr gibt. Bildung und Gesundheit Immerhin - was Bildung und Gesundheit angeht, sieht es schon ziemlich gut aus. Hier gibt es kaum noch geschlechtsspezifische Ungleichbehandlung. Im Bildungsbereich hat sich die Lücke zwischen den Geschlechtern weltweit um über 96 Prozent geschlossen. Das Erfreuliche: In 30 Länder gibt es bereits gar keine Lücke mehr. Allerdings geht es auf der "letzten Meile" des Fortschritts langsam zu. Das WEF schätzt, dass es bei der derzeitigen Entwicklung noch knapp 13 Jahre dauern wird, um diese Lücke vollständig zu schließen.
Frauen haben eine fast ebenso große Chance gesund zu sein und zu überleben wie Männer. Die Lücke zwischen den Geschlechtern hat sich in diesem Bereich um über 95 Prozent geschlossen worden. Auch wenn immer wieder weltweite Proteste gegen Gewalt gegen Frauen etwas anderes suggerieren.
53 bis 195 Jahre warten bis zur Gleichbehandlung
Wäre ich in Island zu Hause, würde ich meinen Töchtern am wenigsten Frust bereiten, denn das nordische Land ist zum zwölften Mal in Folge das Land mit der größten Geschlechtergleichheit in der Welt. Sehr große Verbesserungen bei der Gleichberechtigung gab es 2020 in den Ländern Litauen, Serbien, Timor-Leste, Togo und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Je niedriger das Startniveau, desto leichter sind natürlich solche Verbesserungen zu erreichen.
Schaut man sich die Weltregionen an, gab es in Westeuropa die größten Fortschritte. Hier wurde die Lücke zur Gleichberechtigung um 77,5 Prozent geschlossen. Ähnlich sieht es in Nordamerika aus. Schlusslicht ist der Nahe Osten und Nordafrika. Hier konnte die Kluft zwischen Männern und Frauen nur um 61,5 Prozent geschlossen werden.
Für meine imaginären Töchter hieße das: Läuft es weiter wie bisher, könnten die Geschlechterunterschiede in Westeuropa in knapp 53 Jahren beseitigt sein. Damit wären die Töchter meiner Töchter immer noch nicht völlig gleichberechtigt. In Nordamerika müssen Frauen knapp 62 Jahre auf Gleichberechtigung warten. Relativ wenig, wenn man ihre Situation mit der in Südasien vergleicht. Da wird des noch über 195 Jahre dauern, bis Frauen nicht mehr benachteiligt werden. Und am Ende können meine Kinder dann noch froh sein, wenn sie nicht Nachkommen mit Behinderungen, mit nicht-weißer Hautfarbe oder mit Migrationshintergrund haben. Denn beim Thema Akzeptanz oder gar Förderung von Diversität sieht es noch schlechter aus als beim Thema Gleichberechtigung von Frauen. Wie schlecht - das wurde nicht in diesem Report untersucht.