Deutsche Welle (German edition)
Ewig Erster: Deutsche Astronauten über Juri Gagarin
Vor 60 Jahren flog der Russe Juri Gagarin als erster Mensch ins All. Was denken diejenigen über ihn, die nach ihm dort waren? Die DW sprach mit deutschen Astronauten über ihre Erinnerungen und Gagarins Vermächtnis.
Kosmonauten, Astronauten, Taikonauten - seit dem Flug Juri Gagarins am 12. April 1961 waren mehr als 500 Menschen aus verschiedenen Ländern im Weltraum. Flüge in die Erdumlaufbahn sind in 60 Jahren Routine geworden, der Ruhm des sowjetischen Pioniers scheint zu verblassen. Oder doch nicht? Die DW sprach mit deutschen Astronauten über den Pionier, den Kosmonauten Juri Gagarin, der 1968 bei einem Übungs ug im Alter von nur 34 Jahren ums Leben kam. "Endeavour" in den Weltraum. "Was in der damaligen Sowjetunion geschah, hat man immer erst hinterher erfahren. Die Informationen in der Bundesrepublik waren sehr viel spärlicher," erinnert er sich.
Irgendwann sei der Russe Gagarin in sein Blickfeld gerückt, aber dieser sei nie so präsent gewesen wie Neil Armstrong, der als erster Mensch am 21. Juli 1969 den Mond betrat. russische Pionier Juri Gagarin bekannter. In den neuen Bundesländern erinnern bis heute viele Straßen an den ersten Menschen im All.
Das galt auch für den ersten ostdeutschen Kosmonauten Sigmund Jähn, der 1978 ins All flog. Anfang der 1990er-Jahre war es Sigmund Jähn, der Astronaut Reinhold Ewald in Russland auf Gagarins Spuren begleitete. Ewald bereitetet sich dort auf seinen Flug zur russischen Weltraumstation "Mir" vor, der dann 1997 mit dem russischen Raumschiff "Sojus" erfolgte. allerdings erst im Jahr 2003. Dort sah er, wie das Vermächtnis von Juri Gagarin gepflegt wurde.
Thiele erinnert sich: "Im Umkleideraum schaute ich direkt auf den Umkleidespind von Juri Gagarin." Dort seien Tennisschläger und Sportsachen des ersten Kosmonauten hinter einer Tür aus Plexiglas ausgestellt gewesen.
"Immer, wenn ich mich hingesetzt habe, habe ich auf Gagarins Spind geguckt. Das ist schon ein besonderes Gefühl zu wissen, dass man im selben Raum ist und die gleichen Fußbodenkacheln betritt, wie Juri Gagarin, der erste Mensch im All."
Und was denkt die heutige Generation über Gagarin? Matthias Maurer, einer von zwei aktiven deutschen Astronauten, bereitet sich gerade auf seinen ersten Flug ins All vor. Wenn alles nach Plan läuft, fliegt der 51Jährige im Herbst mit dem Dragon-Raumschiff des US-Unternehmens SpaceX zur ISS.
"Wenn ich mich vorbereite, kann ich zum Glück auf die Erfahrung der über 500 Menschen, die vor mir im Weltraum waren, zurückgreifen", sagt Maurer. "Gagarin konnte das nicht." Je näher sein Start heranrücke, desto mehr Respekt verspüre er deshalb für Gagarins Leistung.
Maurer lernte Gagarins historisches Vermächtnis während seines Russisch- Unterrichts kennen, den er zur Vorbereitung auf den Einsatz auf der ISS absolvierte. Legendär sei nicht nur der Spruch "Pojechali!" (Los geht's!), sondern auch die Landung mit einem Fallschirm mitten im Feld gewesen.
Für deutsche Astronauten ist
Gagarins Ruhm auch nach 60 Jahren nicht verblasst. "Er ist absolut ein Held", sagt Matthias Maurer, insbesondere aufgrund der Umstände, unter denen er als erster Mensch ins All flog.
"Bei Gagarin musste ich an Christoph Kolumbus denken", sagt Gerhard Thiele. Er sei "mutig" und "fast leichtsinnig" gewesen. "Die Technik war damals so einfach gewesen, es hätte auch schiefgehen können."
Zum Beispiel bei Gagarins Rückflug zur Erde: "Das Aggregat- Modul hatte sich nicht von der Landekapsel getrennt, die Kapsel zog das Modul hinterher, das Gleichgewicht stimmte nicht, und erst als die Kabel durchgeschmolzen waren, konnte die Kapsel am schwierigsten Teil die richtige Lage einnehmen", beschreibt Thiele die Schwierigkeiten bei der Landung.
"Neil Armstrong und Juri Gagarin sind zwei Größen aus der Raumfahrt, die immer präsent sein werden", sagt er. Im Europäischen Astronautenzentrum in Köln erinnert eine Büste an den ersten Kosmonauten. "Damit wollen wir immer wieder diese Leistung würdigen. Der erste Mensch im All, das war Juri Gagarin", sagt Matthias Maurer. "Das bleibt für immer."