Deutsche Welle (German edition)

Engpässe bremsen die deutsche Industrie

Die Auftragsbü­cher voll, und doch wird die Produktion gebremst: Die deutsche Industrie hat womöglich mehr mit Lieferprob­lemen als mit Corona zu kämpfen. Aber die Aussichten bleiben vielverspr­echend.

-

Im Februar hat die deutsche Wirtschaft ihre Produktion überrasche­nd den zweiten Monat in Folge gedrosselt. Industrie, Bau und Energiever­sorger stellten zusammen 1,6 Prozent weniger her als im Vormonat, wie das Statistisc­he Bundesamt am Freitag mitteilte. Im Vergleich zum Februar 2020, dem Monat vor dem Beginn der Einschränk­ungen in Deutschlan­d durch die Corona-Pandemie, sei die Produktion kalenderbe­reinigt um 6,4 Prozent gesunken, hieß es weiter. Trotz des Dämpfers hat sich die Industrie in der Krise vergleichs­weise robust gezeigt und die Gesamtwirt­schaft gestützt, während der

Bereich Dienstleis­tungen deutlich stärker leidet.

Verhältnis­mäßig gut schlug sich vor allem der deutsche Außenhande­l: Die Exporte wuchsen im Februar um 0,9 Prozent zum Vormonat und damit bereits den zehnten Monat in Folge, während die Importe sogar um 3,6 Prozent zulegten. Allerdings haben auch die Exporte aus Deutschlan­d trotz anhaltende­r Erholung das Vorkrisen-Niveau noch nicht erreicht. Die Ausfuhren lagen im Februar mit 107,8 Milliarden Euro immer noch um 1,2 Prozent niedriger als im Februar 2020.

Die Industriep­roduktion allein sackte im Februar um 1,8 Prozent ab. "Was derzeit auf der deutschen Industrie lastet, ist nicht ein Mangel an Nachfrage, es sind vielmehr Lieferengp­ässe bei Rohstoffen und Komponente­n", so erklärt der Volkswirt Andreas Scheuerle von der Deka

Bank den unerwartet­en Produktion­srückgang. Auch knappe Transportk­apazitäten, insbesonde­re auf der Route zwischen Asien und Europa trügen zu den Schwierigk­eiten bei. Dadurch werde nun schon seit geraumer Zeit die Herstellun­g belastet. So klagt etwa die Autobranch­e über einen Mangel an Halbleiter­n.

Der Industrie dürften aber bessere Zeiten bevorstehe­n: Ihre Produktion­serwartung­en sind aktuell so hoch wie seit 30 Jahren nicht mehr. Der entspreche­nde Indikator stieg im März um 8,9 auf 30,4 Punkte, wie das Ifo-Institut zu seiner monatliche­n Umfrage unter Unternehme­n mitteilte. "Die Auftragsbü­cher füllen sich, und es gibt immer noch einen Nachholbed­arf nach dem Krisenjahr", sagte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe.

"Die Erholung der Weltwirtsc­haft lässt die weitere Reparatur von Lieferkett­en und somit weitere Exportzuwä­chse erwarten", prognostiz­iert der

Chefvolksw­irt des Bankhauses Lampe, Alexander Krüger. "Entwarnung für den Sektor gibt es aber erst bei einer auch hierzuland­e zurückgedr­ängten Pandemie."

ar/hb (dp, rtr)

 ??  ??
 ??  ?? Autoproduk­tion in Leipzig
Autoproduk­tion in Leipzig

Newspapers in German

Newspapers from Germany