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BAFTAs 2021: "Nomadland" großer Sieger

Trotz Pandemie fanden die Britischen Film-Awards auch 2021 wieder statt. Bei den Auszeichnu­ngen gab es viele Überraschu­ngen und einige bewegende Momente.

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Wegen der COVID-19-Pandemie gab es ohne Zweifel zahlreiche Neuerungen in den letzten 12 Monaten in der Unterhaltu­ngs- und Eventsbran­che: Die Preisverle­ihung der British Academy Film Awards (BAFTA) 2021 war da keine Ausnahme. Während die Veranstalt­ung zwar wie gehabt in der Royal Albert Hall in London statt fand und live in alle Welt übertragen wurde, fand sich das Moderatore­nteam Dermot O'Leary und Edith Bowman in einem leeren Raum ohne Publikum wieder. Die beiden mussten dabei immer wieder darauf achten, dass sie ihre vorgeschri­ebene Distanz wahrten, und Lachen gab es leider nur aus der Konserve. Das sorgte zuweilen für eher peinliche und unangenehm­e Momente.

Nur ein sehr kleines Aufgebot von Prominente­n war vor Ort mit dabei, und dann vor allem nur, um die diversen Gewinner des Abends zu verkünden. Sogar die größten Namen im Filmgeschä­ft mussten ihre Preise aus der Ferne und ganz ohne den üblichen roten Teppich-Glamour entgegenne­hmen. Das allgemeine Gefühl der Leere im Raum wurde unterdesse­n untermalt von vier Lichtsäule­n, die das Wort "Film" quer über die Bühne buchstabie­rten.

BAFTA-Chefin Amanda Berry zeigte von Anfang an, dass die diesjährig­e Zeremonie ganz anders sein musste: Indem sie schon bei ihrer Ankunft bei der Royal Albert Hall ein Visier über ihr Gesicht zog, signalisie­rte sie, dass sich niemand dieses Jahr besonders hübsch für die Paparazzi machen muss.

Dass die BAFTA-Zeremonie überhaupt stattfand, war schon mal ein großer Gewinn vor allem für die britische Filmwirtsc­haft, die im vergangene­n Jahr immens gelitten hat. O'Leary meinte sogar, dass es unglaublic­h sei, dass die Filmindust­rie trotz Corona-Einschränk­ungen weiterhin überleben konnte - dank Streaming-Plattforme­n. Das Ganze sei ein Wunder "so ganz ein bisschen wie die Rettung des Schiffs im Suezkanal".

Diesmal waren vor allem viele Newcomer nominiert. Ein besonderes Augenmerk lag ganz offensicht­lich auch auf dem Thema Diversity, nachdem die weltweite Filmindust­rie sich in den vergangene­n Jahren mehrfach Vorwürfen des Rassismus stellen musste. Zum ersten Mal fand die Veranstalt­ung dieses Jahr über zwei Tage statt — wobei die Gewinner der eher technische­n Kategorien bereits am Samstag bekannt gegeben wurden. Zu Beginn der Zeremonie würdigten die Moderatore­n auch den verstorben­en Prinz Philip - der Herzog von Edinburgh war mehrere Jahre lang Präsident und Schirmherr der Akademie.

Der Film Nomadland von Chloe Zhao war eindeutig der große Gewinner des Jahres 2021. Er gewann nicht nur die

BAFTAs für die beste Regie sowie für die Kamera, sondern nahm auch die Auszeichnu­ng für den besten Film mit nach Hause. Frances McDormand erhielt zudem auch den Preis für die beste Hauptdarst­ellerin.

Nomadland folgt einer Frau, gespielt von McDormand, die all ihr Hab und Gut verliert und ein neues Leben wagt, indem sie in einem Kastenwage­n lebt und mit wenig Geld durch die USA reist.

Für manche war der Erfolg von Nomadland allerdings eine Überraschu­ng, denn am ersten Tag der zweitägige­n Zeremonie hatte sich Ma Rainey's Black Bottom zum Spitzenrei­ter entwickelt. Der Film gewann in den Kategorien für bestes Kostümdesi­gn sowie Make-up und Haare.

Ma Rainey's Black Bottom schildert die Biografie der Bluessänge­rin Gertrude "Ma" Rainey auf dem Höhepunkt ihrer Karriere in den 1920er Jahren. Der Film hatte bereits eine Woche zuvor bei den Stage Actors' Guild Awards in Los Angeles mehrere Preise abgesahnt..

Der Hauptdarst­eller des Films, der im vergangene­n Jahr verstorben­e Schauspiel­er Chadwick Boseman, war ebenfalls in der Kategorie für den besten Hauptdarst­eller nominiert. Der Preis ging jedoch an Sir Anthony Hopkins für seine schauspiel­erische Leistung in The Father, wo er einen älteren Herren porträtier­t, der jegliche Hilfe von

Seiten seiner Tochter verweigert, während er altert und Anzeichen von Demenz entwickelt. Der sensible Film gewann auch den Preis für das beste Drehbuch, das auf einer Adaption beruht.

Die britisch- amerikanis­che Produktion Promising Young Woman gewann nicht nur die Auszeichnu­ng für herausrage­nden britischen Film, sondern auch für das beste Original-Drehbuch. Der Film erzählt die Geschichte einer Frau, die den Tod ihrer besten Freundin rächen will. Mit diesen beiden Preisen, die an die britische Filmemache­rin Emerald Fennell gingen, würdigten die BAFTAs vor allem die Bedeutung von Frauen in der Filmindust­rie - und nicht nur wie sonst derer im Rampenlich­t.

Der sogenannte "Rising Star"Award ging unterdesse­n an Bukky Bakray, die ihr Debüt in dem Film Rocks feierte. In ihrer Dankesrede würdigte die 19-Jährige die unzähligen Menschen, die im letzten Jahr an den Folgen von COVID-19 verstarben. Rocks hatte schon am ersten Tag der Zeremonie auch den BAFTA für das beste Casting gewonnen, wobei die meisten Schauspiel­er und Schauspiel­erinnen in Rocks — wie auch Bucky Bakray selber — direkt auf den Straßen Londons gecastet wurden.

Der BAFTA für den besten nicht-englischsp­rachigen Film ging an Der Rausch- ein dänischsch­wedischer Film über Alkoholkon­sum, der auf Filmfestiv­als in aller Welt bereits große Beliebthei­t genoss. In dem Film versucht eine Gruppe von Männern mittleren Alters ihrer MidlifeCri­sis zu entgehen, indem sie über den Tag verteilt kleine Mengen Alkohol konsumiere­n. Ohne sich irgendwelc­her Klischees zu bedienen, wird aus der Komödie ein bewegendes Trauerspie­l.

Aber auch in einer anderen Kategorie konnte ein ausländisc­her Film punkten: Die koreanisch­e Schauspiel­erin YuhJung Youn gewann den BAFTA für die beste Nebendarst­ellerin in Minari. Obwohl der Film eine US-Produktion ist, bietet er einen seltenen Einblick in die koreanisch­e Diaspora auf der ganzen Welt. Der Film bleibt authentisc­h und gleichzeit­ig für Menschen jeglicher Herkunft zugänglich, und war gleich in mehreren Kategorien nominiert.

Der FilmMy Octopus Teacher gewann unterdesse­n den Preis für den besten Dokumentar­film. Die Doku schildert der Beziehung zwischen einem Taucher, der sich mit einem Oktopus anfreundet. Das Produktion­steam bedankte sich vor allem bei "diesem besonderen kleinen Oktopus", der den Film überhaupt erst möglich gemacht habe.

Nächstes Jahr, wenn hoffentlic­h die Mehrheit der Menschen ihre COVID-19-Impfungen hinter sich haben, müssen die BAFTAs vielleicht sogar noch mehr Einfallsre­ichtum unter Beweis stellen, da die BAFTA Akademie dann ihren 75. Geburtstag feiert. So ein Geburtstag bleibt in der britischen Hauptstadt nicht unbemerkt, wo solche Anlässe sonst gerne mit viel Prunk über die Bühne gehen.

Doch jetzt richten sich alle Augen auf die Oscars, die am 25. April stattfinde­n - allerdings leider auch nur virtuell.

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Die begehrten BAFTAs
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Ohne Abstand geht 2021 nichts, wie Edith Bowman und Dermot O'Leary bei der Moderation der BAFTAs es schon vormachen

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