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Friedhelm Funkel soll den 1. FC Köln mit Routine retten

Beim 1. FC Köln soll Friedhelm Funkel dafür sorgen, dass in den letzten sechs Bundesliga-Partien doch noch der Klassenerh­alt gelingt. Der 67-Jährige steht für einen konservati­ven Ansatz mit Augenmerk auf der Defensive.

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So richtig hatte ihm wohl niemand, der ihn länger kennt, abgekauft, dass Friedhelm Funkel tatsächlic­h seine Rente genießen könnte und würde. Mit 67 Jahren hätte er eigentlich guten Grund dafür. Und würde die Corona-Pandemie nicht das normale Leben seit geraumer Zeit torpediere­n, womöglich hätte Funkel seine Pläne tatsächlic­h umgesetzt und seine neu gewonnene Freizeit mit Weltreisen, Tennisturn­ieren und Skitouren verbracht. Das alles ist aber aufgrund der Pandemiela­ge derzeit nicht möglich. Und so hatte sich bei Funkel wohl Langeweile breit gemacht. "Ich konnte nicht die Freiheiten genießen, wie ich mir das vorgestell­t habe. Ende des letzten Jahres ist der Gedanke gereift, ich könnte nochmal arbeiten", sagte Funkel bei seiner Vorstellun­g am Montagnach­mittag.

So kommt die Möglichkei­t, den 1. FC Köln für die letzten sechs Spiele zu übernehmen und womöglich vor dem Abstieg zu retten, als kurzzeitig­e und intensive Beschäftig­ung für die nächsten Wochen gerade recht. Darüber hinaus wird es dann keine Zusammenar­beit mehr mit dem FC geben, kündigte Funkel an.

FC-Manager Horst Heldt hatte Markus Gisdol nach der unglücklic­hen 2: 3- Niederlage gegen das ebenfalls abstiegsbe­drohte FSV Mainz 05 noch am Sonntagabe­nd beurlaubt und die bereits seit längerer Zeit laufenden Gespräche mit Funkel telefonisc­h finalisier­t. Am späteren Montagmorg­en bestätigte der Klub die Verpflicht­ung. "Wir sind davon überzeugt, dass wir nochmal einen neuen Impuls brauchen. Und er kann den Input liefern, den wir benötigen", sagte Manager Horst Heldt.

Funkel sieht in der Aufgabe eine "schwierige, aber nicht unmögliche Aufgabe. Ich werde die Aufgabe mit sehr viel Optimismus angehen."

Die Kölner sind nach 28 Spieltagen mit 23 Punkten Vorletzter der Bundesliga-Tabelle. Heldt hofft, dass Funkel mit seiner enormen Erfahrung von allein 510 Spielen als Trainer in der Bundesliga der Mannschaft auf der Zielgerade­n den nötigen Halt gibt. Mit Klubs wie dem MSV Duisburg, Bayer 05 Uerdingen und einigen anderen Vereinen hat Funkel so viel Routine im Abstiegska­mpf gesammelt, dass ihm diese Aufgabe keine schlaflose­n Nächte bereiten wird. Zumal er in Köln bereits gearbeitet hat und den Klub und sein emotionale­s Umfeld gut kennt.

Einst, im Jahr 2003, stieg er mit den Rheinlände­rn in die Bundesliga auf - einer seiner insgesamt sechs Aufstiege in die deutsche Eliteklass­e. Allerdings dauerte seine Zeit bei den Kölnern danach nur noch zehn Partien (insgesamt 20 Monate), weil sein eher destruktiv­er Ansatz, Fußball spielen zu lassen, für kollektive­n Unmut sorgte.

"Die Grundstimm­ung im Umfeld war einfach miserabel. Wir mussten uns zuletzt ja schon für Erfolge bei den Fans entschuldi­gen. Alles Negative wurde Funkel angelastet", klagte Manager Andreas Rettig damals. Fußball war für Funkel in erster Linie nie Spektakel, sondern vielmehr Arbeit und taktische Disziplin. Ihm ging es immer zunächst darum, Gegentreff­er zu verhindern statt die Flucht nach vorne zu suchen. Das sorgte für unansehnli­che Spiele und viel Unzufriede­nheit.

Aber genau diesen Ansatz dürfte auch Heldt mit der Verpflicht­ung verfolgen. Mit derzeit 50 Gegentoren haben die Kölner aktuell die zweitschle­chteste Bilanz hinter dem FC Schalke 04 ( 71 Gegentore) aufzuweise­n. Die drei Gegentreff­er beim Abstiegsgi­pfel gegen die Mainzer zeigen das Dilemma auf. Unter Gisdol bekam die Mannschaft nie eine Ausgewogen­heit zwischen erzielten Toren und Gegentreff­ern hin. "Wir müssen kompromiss­loser verteidige­n und vielleicht auch mal härter zur Sache gehen. Das müssen wir gemeinsam schaffen", sagte Funkel.

Funkel wird nun schnellste­ns versuchen dafür zu sorgen, dass die Flut an Gegentoren deutlich abgemilder­t wird. Und in diesem prekären Fall werden die KölnAnhäng­er einen konservati­ven Ansatz sicher klaglos über sich ergehen lassen.

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 ??  ?? Zum zweiten Mal in Köln: Friedhelm Funkel (l.) mit FC-Manager Andreas Rettig (r.) im Jahr 2003
Zum zweiten Mal in Köln: Friedhelm Funkel (l.) mit FC-Manager Andreas Rettig (r.) im Jahr 2003

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