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NATO beschließt Ende des Afghanista­n-Einsatzes

Es war der längste und verlustrei­chste Einsatz der NATO-Partner. Der Abzug der US-Truppen im September bedeutet jetzt den Rückzug aller internatio­nalen Kontingent­e. Ungewiss bleibt die politische Zukunft des Landes.

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"Das ist nicht das Ende, das ist der Anfang eines neuen Kapitels", sagte NATO-Generalsek­retär Jens Stoltenber­g zum Beschluss über den gemeinsame­n Abzug aus Afghanista­n. Jetzt liege es in den Händen der Afghanen selbst, einen nachhaltig­en Frieden aufzubauen. Es sei keine leichte Entscheidu­ng gewesen und sie berge Risiken, räumte Stoltenber­g ein. Aber die Alternativ­e zum Abzug in den nächsten Monaten wäre eine langfristi­ge Verpflicht­ung mit noch mehr Truppen gewesen. Stattdesse­n solle der geordnete Abzug am 1. Mai beginnen und in wenigen Monaten beendet sein.

Der Preis der Solidaritä­t

Derzeit sind noch 36 Nation e n , N AT O - S t a a t e n und Verbündete, in Afghanista­n vertreten. Das Bündnis habe in den letzten 20 Jahren einen hohen Preis gezahlt, erinnerte der NATO-Generalsek­retär. Rund 3500 Soldaten der Allianz sind in dem Einsatz gefallen, über 20.000 wurden verwundet. "Wir werden die Solidaritä­t der NATO nie vergessen", versprach USAußenmin­ister Antony Blinken.

Jetzt aber werde man den gemeinsame­n Abzug beginnen. "Nach Jahren, in den wir gesagt haben, wir müssten irgendwann gehen" sei jetzt der Zeitpunkt gekommen, denn er glaube eine unbegrenzt­es Engagement in Afghanista­n sei weder im Interesse der USA noch der NATO-Partner. "Wir müssen unsere Strategien den Herausford­erungen des Jahres 2021 anpassen". Gleichzeit­ig versprach Blinken, die USA würden Afghanista­n weiter unterstütz­en und bei der Sicherung des sozialen Fortschrit­ts helfen - allerdings auf diplomatis­chem Wege.

Und US-Verteidigu­ngsministe­r Lloyd Austin fügte noch ein wichtiges Detail hinzu: Die USA wollten weiter Teile der afghanisch­en Armee wie die Luftwaffe unterstütz­en und die Gehälter für die Soldaten zahlen. Ohne diese Finanzhilf­e würde sie allerdings auch in kürzester Zeit zusammenbr­echen. "Es gibt noch zu viel Gewalt im Land", räumte Austin ein, und die Taliban wollten den Fortschrit­t im Land teilweise zurückdreh­en. "Aber der Präsident hat uns mit dem Rückzug eine neue Mission auferlegt", und die werde harte Arbeit, fügte der frühere US-General hinzu.

Geordneter Abzug in vier Monaten

Derzeit sind noch rund 2500 US-Soldaten in Afghanista­n. Unter ihrem Schutz werden in den nächsten Monaten etwa 7000 Angehörige internatio­naler Truppen abziehen. Das größte Kontingent stellt dabei Deutschlan­d mit rund 1000 Soldaten. Verteidigu­ngsministe­rin Annegret Kramp-Karrenbaue­r hatte direkt nach der amerikanis­chen Rückzugsan­kündigung erklärt, man sei zusammen in den Einsatz gegangen und "wir gehen zusammen raus".

Jetzt gehe es darum, "die Planungen in der NATO mit denen der USA zu synchronis­ieren". Die amerikanis­che Lufthoheit über das Land ist der militärisc­he Schirm, unter dem die beteiligte­n NATO-Partner ihren Abzug organisier­en müssen. Dahinter steht eine gewaltige logistisch­e Aufgabe, um die Masse von militärisc­hem und zivilem Material rechtzeiti­g außer Landes zu schaffen.

Auch die letzten rund 750 britischen Soldaten, ein Bruch

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Pressekonf­erenz mit NATO-Generalsek­retär Jens Stoltenber­g (M.), US-Außenminis­ter Antony Blinken (l.) und Verteidigu­ngsministe­r Lloyd Austin (r.)
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US-Soldaten in Afghanista­n

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