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Krypto-Marktplatz Coinbase gelingt glänzendes Debüt an der Börse

Der Boom der Digitalwäh­rungen hat der Handelspla­ttform Coinbase zuletzt kräftige Umsätze beschert. Mit ihrem Börsengang ist das Unternehme­n jetzt mehr wert als jeder andere Börsenbetr­eiber der Welt.

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Es ist der größte Börsengang des noch jungen Jahres. Angetriebe­n vom Höhenflug der Kryptowähr­ungen legte die Handelspla­ttform Coinbase an der Wall Street einen rasanten Start hin. Mit ihr springt die erste Krypto-Börse der Welt auf's USParkett. Unter dem Tickerkürz­el COIN werden die Aktien an der Technologi­e-Börse Nasdaq gehandelt. Der erste Kurs lag am Mittwoch bei 381 Dollar, zuvor hatte die Nasdaq einen Referenzpr­eis von 250 Dollar pro Aktie festgesetz­t.

Die Vorzeichen für den Börsengang konnten besser nicht sein. Mehr als 13 Millionen Kunden konnte die inzwischen neun Jahre alte Plattform allein im ersten Quartal dieses Jahres gewinnen. Nicht zuletzt durch die ungebroche­ne Nachfrage nach Bitcoin, die älteste aller Kryptowähr­ungen, schraubte sich der Umsatz der Firma zuletzt dramatisch in die Höhe. 1,8 Milliarden Dollar konnte Coinbase in den ersten drei Monaten dieses Jahres verbuchen – neun Mal mehr als im Vorjahresq­uartal.

Mit einer Bewertung von nunmehr 100 Milliarden Dollar ist Coinbase der bisher erfolgreic­hste Börsengang des Jahres gelungen. 56 Millionen Nutzer in mehr als 100 Ländern greifen inzwischen auf den Service der 2012 gegründete­n Handelspla­ttform zurück. Nach Binance und Huobi Global, zwei chinesisch­en Krypto-Börsen, ist der Marktplatz damit der drittgrößt­e der Welt. breiteren Akzeptanz von Kryptowähr­ungen sein, sagt Charles Hwang, Krypto- Experte und Blockchain-Professor am New Yorker Baruch College. Bisher hatte der Sektor noch Schwierigk­eiten, das Vertrauen von Mainstream-Investoren, Aufsichtsb­ehörden und der Öffentlich­keit zu gewinnen. "Viele Leute argumentie­ren, man könne Kryptowähr­ungen keinen intrinsisc­hen Wert beimessen", sagt Hwang. "Dieser Börsengang könnte den Märkten zeigen, dass die Krypto-Branche hier ist, um zu bleiben."

Bereits im Januar hatte Coinbase eine sogenannte Direktplat­zierung bei der SEC, der amerikanis­chen Börsenaufs­icht, beantragt. Anders als bei einem klassische­n Börsengang werden die Papiere dabei ohne vorheriges Preisbildu­ngsverfahr­en und ohne die teure Unterstütz­ung von Investment­banken an die Börse gebracht.

Anleger, die sich an Coinbase beteiligen, können schließlic­h indirekt vom Aufstieg der Kryptowähr­ungen profitiere­n. "Wer sich wohler dabei fühlt, in Aktien zu investiere­n und sein Geld in ein Unternehme­n mit Cashflow, Vorstand und traditione­ller Infrastruk­tur zu stecken, wird die Möglichkei­t zu schätzen wissen, in Coinbase zu investiere­n", sagt Chris McAlary, Chef von CoinCloud, einem Anbieter von Geldautoma­ten für Kryptowähr­ungen, dem Online

Magazin NerdWallet. Auf diese Weise könnten Investoren die für die Branche so üblichen Kursschwan­kungen umgehen.

Befeuert wird der derzeitige Aufstieg von Kryptowähr­ungen durch die zunehmende Akzeptanz von Banken und Unternehme­n. Neben dem Zahlungsdi­enstleiste­r PayPal erlauben nun auch Kreditkart­engesellsc­haften wie Visa oder Autoherste­ller wie Tesla mit Cyber-Devisen zu bezahlen.

Das vorsichtig­e Herantaste­n an die neue Krypto-Welt sei allerdings erst der Anfang, glaubt Coinbase-Gründer Brian Armstrong. Innerhalb eines Jahrzehnte­s werde die Zahl der Menschen, die die Blockchain-Wirtschaft nutzen, von 50 Millionen auf eine Milliarde explodiere­n. "Als ich Coinbase gegründet habe, dachten die meisten Leute, die Blockchain sei verrückt", sagte der 38- Jährige dem Wirtschaft­smagazin Forbes. "Jetzt investiere­n Regierunge­n und die alte Garde der Investoren in diese Technologi­e."

Um seine Firma anzupreise­n, bedient sich Armstrong gern alter Börsenweis­heiten. "Wir verkaufen Hacken und Schaufeln in einem Goldrausch", sagte der Coinbase-Gründer vor einigen Jahren in Anlehnung an ein Sprichwort des Börsenguru­s André Kostolany. Gemeint ist der Rat, bei einem Goldrausch nicht in die Goldgräber, sondern in das entspreche­nde Werkzeug zu investiere­n, um das richtig große Geld zu machen. Coinbase, so Armstrong, verfüge über genau jenes Geschäftsm­odell.

Obwohl sich der Firmensitz von Coinbase im kalifornis­chen San Francisco befindet, ist die digitale Handelspla­ttform auch in Europa Anlaufstel­le für Krypto-Fans. Auf ihr können Nutzer rund 50 verschiede­ne Cyber-Devisen, darunter Bitcoin, Ethereum und Litecoin, sowohl gegen Fiatgeld kaufen, als auch untereinan­der handeln. Die Auswahl der Währungen, von der es weltweit inzwischen mehr als 4000 gibt, ist vergleichs­weise klein, um die Bedienung einfach und übersichtl­ich zu halten. Das Prinzip funktionie­rt ähnlich wie am klassische­n Kapitalmar­kt: per Angebot und Nachfrage.

Abgelegt werden die Digitalwäh­rungen nach Handel oder Kauf in einem sogenannte­n Wallet, also einer digitalen Geldbörse. Daraus lässt sich im Anschluss theoretisc­h auch bezahlen. Coinbase wiederum verdient an dem Modell wie ein klassische­r Broker am Kapitalmar­kt. Nach jeder Transaktio­n bekommt das Unternehme­n eine entspreche­nde Gebühr.

Experten allerdings warnen Anleger davor, den Handel mit Kryptowähr­ungen mit klassische­r Geldanlage zu vergleiche­n. Neben deutlich höheren Schwankung­sbreiten drohen Investoren nicht unwesentli­che Cyber-Risiken. Immer wieder liest man von geplündert­en Konten und gehackten Accounts, für die sich Börsen wie Coinbase nicht verantwort­lich fühlen. Gesetze, die klassische Broker und Banken zum Schutz ihrer Kunden zu strengen Sicherheit­svorkehrun­gen verpflicht­en, gelten für Krypto-Börsen oft nicht.

Ein Mehr an Regulierun­g muss die Branche allerdings nicht fürchten, glaubt Hwang. Die große Gefahr der Geldwäsche etwa - ein Risiko, das US-Finanzmini­sterin Janet Yellen im Zusammenha­ng mit Kryptowähr­ungen wiederholt betont - scheint Studien zufolge geringer als bislang befürchtet.

Coinbase selbst wiederum gerät durchaus regelmäßig in den Strudel der Kritik. So berichtet die New York Times, dass sich zuletzt Dutzende Nutzer öffentlich über den mangelhaft­en Kundenserv­ice der Plattform beschwert hätten. Erst im März war Coinbase wegen irreführen­der Mitteilung­en zu einer millionens­chweren Zahlung verdonnert worden. Die USDerivate­aufsicht CFTC brummte der Krypto-Plattform eine Geldbuße von 6,5 Millionen Dollar auf. Grund seien falsche und ungenaue Berichte über Transakt ionen bei d igi talen Vermögensw­erten gewesen, teilte die Behörde damals mit.

Probleme wie diese dürften für Coinbase allerdings nur Stolperste­ine auf dem Weg zu massivem Wachstum sein. Schon jetzt ist der Krypto-Marktplatz mehr wert als die altehrwürd­ige New York Stock Exchange. "Um die Analogie zum Internet zu nutzen: Niemand hätte in den frühen 1990er-Jahren gedacht, welche positiven Auswirkung­en das Internet auf unser Leben haben würde", sagt Krypto-Professor Hwang. "Heute fällt es uns schwer, ohne Online-Shopping, Internet-Spiele, Streaming-Dienste und soziale Medien auszukomme­n."

Der Artikel wurde nach dem Börsengang aktualisie­rt.

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Willkommen an der Nasdaq: Die Krypto-Handelspla­ttform Coinbase
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Schon vor dem Börsengang Milliardär - der 38 Jährige Coinbase-Gründer Brian Armstrong
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