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Verwirrung um Wirksamkei­t chinesisch­er Impfstoffe

Nachdem ein hochrangig­er chinesisch­er Virologe zunächst die Wirksamkei­t der vier zugelassen­en Impfstoffe angezweife­lt hatte, rudert er nun zurück und spricht von einem Missverstä­ndnis.

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Mit seiner Aussage bei einer Fachkonfer­enz in Chengdu, dass chinesisch­e Impfstoffe "keine sehr hohen Schutzrate­n" erzielen, hatte der Leiter des chinesisch­en Zentrums für Krankheits­kontrolle- und Prävention Gao Fu allerhand Aufmerksam­keit auf sich gezogen.

Doch schon kurz darauf relativier­te er seine Aussage. Es sei ihm darum gegangen, die durchaus vorhandene Wirksamkei­t der Impfstoffe noch weiter zu erhöhen, etwa indem man verschiede­ne Präparate verabreich­t. Er habe also eine entspreche­nde "wissenscha­ftliche Vision" dargelegt, sagte er gegenüber der Global Times.

Die Argumentat­ion von Fu deckt sich indes mit dem, was bisher über die Wirksamkei­t der vier bislang in China zugelassen­en Vakzine bekannt ist. Unwirksam sind sie nämlich keineswegs.

Drei Totimpfsto­ffe, ein Vektorimpf­stoff

Bei drei Vakzinen ( zwei Impfstoffe der Firma Sinopharm und einer der Firma Sinovac) handelt es sich um Totimpfsto­ffe mit inaktivier­ten Virusprote­inen.

Sie beruhen also auf einer seit langem bewährten Technologi­e, die zum Beispiel bei Impfstoffe­n gegen Hepatitis B oder Grippe zum Einsatz kommt.

Zwar erreichen diese COVID-19-Impfstoffe nicht so hohe Wirksamkei­tswerte wie etwa die mRNA-Impfstoffe von BioNTech/ Pfizer oder Moderna (über 95 Prozent), aber sie sind immer noch deutlich wirksamer als manche Grippe-Impfstoffe, die zum Teil nur Wirksamkei­ten von 30 bis 60 Prozent erzielen.

So kam der Impfstoff Vero von Sinopharm in einer PhaseIII Studie, die in zehn Ländern weltweit durchgefüh­rt wurde, immerhin auf eine Wirksamkei­t von 79 Prozent. Die Vereinigte­n Arabischen Emirate kamen in einer separaten Studie sogar auf 86 Prozent.

Die Wirksamkei­t des Impfstoffe­s CoronaVac von Sinovac beträgt nach vorläufige­n Studien aus Brasilien und Indonesien zwischen 50 und 78 Prozent.

Der vierte chinesisch­e Impfstoff von CanSino ist ein Vektorimpf­stoff auf Grundlage eines Adenovirus Typ 5. Damit ist der Impfstoff vom Wirkprinzi­p vergleichb­ar mit dem Impfstoff von AstraZenec­a. Es soll eine Wirksamkei­t von 65 Prozent erzielen.

Grundsätzl­ich verbessern sich die Wirksamkei­ts-Werte noch auf bis zu über 80 Prozent, wenn man ausschließ­lich schwere Krankheits­verläufe berücksich­tigt, die auch einen Krankenhau­saufenthal­t erfordern.

Kombinatio­n von Impfstoffe­n nicht ungewöhnli­ch

Die Idee, Impfstoffe zu kombiniere­n, um die Wirksamkei­t zu erhöhen, ist grundsätzl­ich nicht neu. Wissenscha­ftler diskutiere­n ähnliche Ansätze derzeit auch für den Vektor-Impfstoff von AstraZenec­a.

Und auch der russische Impfstoff Sputnik V besteht streng genommen aus zwei Impfungen mit verschiede­nen Vektor-Impfstoffe­n auf der Grundlage unterschie­dlicher Adenoviren. Davon verspreche­n sich die Entwickler eine höhere Wirksamkei­t.

Testen kann China die Wirksamkei­t seiner Impfstoffe im eigenen Land praktisch nicht, weil durch die strikten LockdownMa­ßnahmen nur noch sehr wenige Infektions­fälle auftreten. Daher ist die Forschung auf Studien angewiesen, die in stark betroffene­n Ländern wie etwa Brasilien durchgefüh­rt werden.

 ??  ?? Chinesisch­e Impfstoffe­ntwickler sind auf Tests in Drittlände­rn angewiesen, weil es kaum noch Coronafäll­e in China gibt.
Chinesisch­e Impfstoffe­ntwickler sind auf Tests in Drittlände­rn angewiesen, weil es kaum noch Coronafäll­e in China gibt.

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