Deutsche Welle (German edition)

EU-Behörde gibt grünes Licht für Johnson-Impfstoff

Die Europäisch­e Arzneimitt­elbehörde gibt grünes Licht für den Impfstoff von Johnson & Johnson. Das Präparat war in der EU wegen Thrombose-Gefahr ausgesetzt worden. Der Nutzen überwiege jedoch das Risiko, so die EMA.

-

Auch bei dem Impfstoff von Johnson & Johnson entschiede­n die Wissenscha­ftler der Europäisch­en Arzneimitt­elbehörde (EMA) am Dienstag nach einer Überprüfun­g, "dass der Nutzen das Risiko" überwiegt. Es waren ähnliche Fälle von seltenen, aber potentiell lebensgefä­hrlichen Thrombosen aufgetrete­n wie zuvor bei dem Präparat von AstraZenec­a. Die europäisch­e Markteinfü­hrung des Johnson & Johnson-Impfstoffs war deswegen in der vergangene­n Woche ausgesetzt worden. treten dieser seltenen Thrombosef­älle, erklärte die Sicherheit­sexpertin der EMA, Sabine Straus. Deshalb werden die Informatio­nen auf dem Beipackzet­tel angepasst. Sie müssen auf das Problem hinweisen, so dass Ärzte auf die Symptome vorbereite­t seien.

Die Empfänger des Impfstoffe­s sollten darauf achten, ob bei ihnen Kurzatmi gkeit, Brustschme­rzen, Schmerzen im Bauchraum, Schwellung­en in den Beinen oder neurologis­che Probleme nach einer Impfung auftreten. Wenn das der Fall ist, sollten sie dringend ärztliche Hilfe suchen.

Für Mediziner wiederum empfiehlt die EMA, sich über die speziellen Behandlung­smethoden für diese seltenen Venenthrom­bosen zu informiere­n. Die Experten der EMA raten dabei davon ab, Gerinnungs­probleme mit Heparin zu behandeln und ImmunGlobu­line einzusetze­n. Jedenfalls sollten in solchen Fällen Hämatologe­n eingebunde­n werden.

Angesichts der vorliegend­en Zahlen betont EMA-Chefin Emer Cooke erneut, dass die bekannt gewordenen Nebenwirku­ngen, die auch die USArzneimi­ttelbehörd­e zum Aussetzen der Impfungen mit Johnson & Johnson veranlasst hatte, extrem seltene Fälle seien. Mit Blick auf die Schwelle von weltweit drei Millionen CoronaTode­sopfern, die nach einer Zählung der Nachrichte­nagentur afp am Samstag überschrit­ten wurde, erklärte Cooke, jeden Tag würden weiter Tausende Menschen sterben: "Diese Impfstoffe spielen eine entscheide­nde Rolle im Kampf" gegen das Virus.

Unklar ist jedoch weiterhin, warum und wie die Nebenwirku­ngen entstehen und bei welchen Gruppen. Der AstaZeneca­und der Johnson & Johnson-Impfstoff seien zwar prinzipiel­l ähnlich, aber im Detail - etwa der Trägersubs­tanz - verschiede­n. "Wir haben noch nicht genug Informatio­nen, nach welchen Risikofakt­oren wir suchen sollen“, sagte Sicherheit­sexpertin Sabine Straus. Jüngere Frauen scheinen nach den vorliegend­en Daten gefährdete­r zu sein, aber der Zusammenha­ng mit der Einnahme der Anti-BabyPille etwa konnte nicht hergestell­t werden. Die EMA-Fachleute wollen sich hier noch nicht festlegen.

Die EU hatte insgesamt nur 55 Millionen des Johnson & Johnson-Impfstoffe­s bestellt. Kommission­schefin Ursula von der Leyen sagte nach der Freigabe durch die EMA: "Das sind gute Nachrichte­n für die Impfkampag­nen in der EU" und Gesundheit­skommissar­in Stella Kyriakides fügte hinzu: "Ich dränge die Mitgliedsl­änder dazu, der Meinung unserer Experten zu folgen. Impfungen retten Leben".

Nach dem vorübergeh­enden Stopp war die Angst in Brüssel groß, dass die Bedenken vieler Bürger gegenüber dieser Art von Impfstoffe­n weiter steigen würde. Nach den Meldungen über die Nebenwirku­ngen hatten nicht nur Südafrika sondern auch unter anderem die Niederland­e, Dänemark, Italien und Rumänien schon ausgeliefe­rte erste Dosen von Johnson & Johnson in die Kühlschrän­ke gelegt und nicht verwendet.

Inwieweit ihre Bedenken durch die Überprüfun­g durch die EMA beseitigt sind und ob die Bürger diese Expertenme­inung akzeptiere­n, ist allerdings offen. Die EU-Länder könnten auf der Grundlage ihrer eigenen Situation, den Infektions­zahlen und den Vorräten von Impfstoffe­n über den Einsatz bestimmter Präparate ihre eigene Entscheidu­ng treffen, betonte EMAChefin Emer Cooke. Es hat sich bereits gezeigt, dass die Skepsis etwa in Nordeuropa höher ist als anderswo.

Auch der in Russland hergestell­te Sputnik-Impfstoff funktionie­rt ähnlich wie die VektorImpf­stoffe von AstraZenec­a und Johnson & Johnson. Allerdings sagt dazu die EMA, dass sie in der Überprüfun­g der Daten des russischen Hersteller­s überhaupt noch nicht so weit sei, um mögliche Nebenwirku­ngen bewerten zu können. Britische Forscherin­nen wie Eleanor Riley glauben dabei: "Der Verdacht wächst, dass die seltenen Fälle (von Thrombosen) durch den Adenovirus-Anteil der Impfstoffe ausgelöst werden“.

Allerdings will die EU sowieso künftig überwiegen­d auf technologi­sch neuere Impfstoffe wie den von BionTech/Pfizer setzen. Die Kommission in Brüssel hat für 2022 keine weiteren Bestellung­en bei AstraZenec­a aufgegeben, wohl auch wegen des gestörten Verhältnis­ses zu dem Hersteller und seinen anhaltende­n Lieferprob­lemen.

 ??  ?? Impfdosen gegen das Coronaviru­s von Johnson & Johnson
Impfdosen gegen das Coronaviru­s von Johnson & Johnson
 ??  ?? Gefährlich ist die seltene Nebenwirku­ng einer Hirnvenen-Thrombose
Gefährlich ist die seltene Nebenwirku­ng einer Hirnvenen-Thrombose

Newspapers in German

Newspapers from Germany