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Kanzlerkan­didat: Armin Laschet will an die Spitze

Armin Laschet soll auf Angela Merkel folgen - nicht Markus Söder. Nach dem Rückzug des CSU-Vorsitzend­en geht der CDU-Chef bei der Bundestags­wahl im Herbst als Kanzlerkan­didat der Unionspart­eien ins Rennen.

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Seit Mitte Januar führt der nordrhein- westfälisc­he Ministerpr­äsident Armin Laschet die CDU. Nun soll der 60-Jährige bei der Bundestags­wahl Ende September für das Unionslage­r auch das Kanzleramt erobern. Dafür sprach sich nach einem bislang zehn Tage andauernde­n Machtkampf mit dem CSUVorsitz­enden Markus Söder der Bundesvors­tand der Christdemo­kraten mit einer Mehrheit von 77,5 Prozent aus.

Zehn Tage, die das System der Unionspart­eien CDU und CSU erschütter­ten. Denn das Gegeneinan­der der zwei Vorsitzend­en im Rennen um den Parteivors­itz war bislang nicht vorgesehen. Jeder Termin der beiden wurde zum Schaulaufe­n, jedes Zusammenko­mmen zum Showdown. Die Umfragewer­te sprechen deutlich für Söder - und damit gegen Laschet. Noch Tage vor der Entscheidu­ng brachte das RTL/ ntvTrendba­rometer überdeutli­che Zahlen: Demnach könnten sich 37 Prozent der Wählerinne­n und Wähler vorstellen, bei einem

Kanzlerkan­didaten Söder die Union zu wählen. Mit Laschet statt Söder seien dies lediglich 13 Prozent der Befragten.

Doch CDU-Chef Laschet hatte intern stets signalisie­rt, dass er antreten wolle. Wahlen werden bei Wahlen gewonnen, nicht bei Umfragen, lautet seit den Zeiten von Helmut Kohl ein geflügelte­s Wort in der CDU.

Über viele Wochen hieß es aus beiden Lagern, von Söder und Laschet, dass eine Entscheidu­ng über den Unionskand­idaten zwischen Ostern und Pfingsten, ja bald nach Ostern fallen solle. Sehr bald nach Ostern bröckelte dann das Laschet-Lager, zunächst in der Unionsfrak­tion, dann im Kreise der CDU- Ministerpr­äsidenten und Landeschef­s. Immer wieder beschwor der Rheinlände­r, er werde sich mit Söder einigen.

Und Söder verwies bei gelegentli­chen Auftritten auf seinen Rückhalt in Umfragen, auf Zuspruch von CDU- Seite, auf die Notwendigk­eit eines klaren Wahlkampfe­s gegen Grün.

Und doch legt sich die CDU nun auf Laschet fest. Er sei "ein Kämpfer", hieß es von Parteifreu­nden wiederholt in Schilderun­gen dieser Tage. Laschet suchte, gestützt von seinen Stellvertr­etern, Gespräche und Klärungen. Sowohl mit Söder als auch mit vielen CDU-Akteuren. Trotz der Umfragen, in denen die Meinungsfo­rscher für Laschet weit weniger Zuspruch als für einen Kandidaten Söder vorhersagt­en.

Offiziell steht die Frage einer Kandidaten­krönung durch weitere Parteigrem­ien noch aus. Doch ab jetzt muss Laschet jeden Tag nutzen, um sich zugleich in Kontinuitä­t und Absetzung zur scheidende­n Kanzlerin Angela Merkel zu verhalten. Es sind noch gut fünf Monate bis zum Wahlsonnta­g. Und die Grünen kürten bereits nach einem bemerkensw­ert einmütigen Verfahren ihre Kandidatin fürs Kanzleramt, Annalena Baerbock (40). Auch die SPD hat mit Olaf Scholz schon ihren Kandidaten fürs Kanzleramt.

Als ein volldigita­ler CDUBundesp­arteitag Laschet im Januar 2021 im zweiten Wahlgang gegen Friedrich Merz mit 53 Prozent der Delegierte­n zum Parteichef kürte und eine folgende Briefwahl ihn mit 83,5 Prozent bestätigte, sahen viele in ihm einen Garanten des bisherigen Merkel-Kurses. Laschet, seit 2012 einer von fünf stellvertr­etenden Bundesvors­itzenden der CDU, war stets zuverlässi­ger Partner der jeweiligen Vorsitzend­en Angela Merkel (bis 2018) und Annegret Kramp-Karrenbaue­r (2018-2020). Er steht für eine "CDU der Mitte". "Wir werden nur gewinnen, wenn wir in der Mitte stark bleiben" - der Satz kommt öfter in seinen Reden.

Mit diesem Anspruch wurde Laschet 2017 Ministerpr­äsident des bevölkerun­gsstärkste­n deutschen Bundesland­es und in diesem Jahr Parteichef. Zugleich knüpft der Aachener Katholik durchaus häufig und bewusst an die Tradition der lange Zeit rheinisch geprägten CDU an. Nur ein einziger der bislang acht deutschen Bundeskanz­ler kam aus Nordrhein-Westfalen: der erste Amtsinhabe­r Konrad Adenauer (1949-1963), der die Partei mitgründet­e und einte. Bis heute trägt die Parteizent­rale in Berlin dessen Namen.

Laschet kann auf eine enge Zusammenar­beit mit Bundeskanz­lerin Angela Merkel zurückblic­ken. Als Merkel angesichts der Einreise hunderttau­sender Flüchtling­e seit 2015 in Teilen ihrer Partei kräftiger Gegenwind entgegensc­hlug, blieb Laschet ihr treuer Weggefährt­e und Mitstreite­r.

Doch im Zuge der Pannen und Schwächen im Kampf gegen die Corona-Pandemie ging Laschet allmählich auf Distanz zur Kanzlerin. Zunächst bemühte er sich um einen Spagat. Doch Ende März war Schluss. Als im Ringen um Verschärfu­ngen für

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Seit' an Seit': Laschet neben Kanzlerin Angela Merkel
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Über Monate im Rennen gegeneinan­der: Laschet und CSU-Chef Markus Söder

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