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Vor 500 Jahren gestorben: Ferdinand Magellan

Ferdinand Magellan wird stets in einem Zug mit der ersten Weltumsege­lung genannt - dabei ist er nie zu Zuhause angekommen, sondern starb auf den Philippine­n.

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Es war eine Sensation, als der Portugiese Fernão de Magalhães, der in Deutschlan­d als Ferdinand Magellan berühmt wurde, im Jahr 1520 auf die Querroute zwischen dem Atlantisch­en und Pazifische­m Ozean stieß. Im Jahr zuvor war der Seefahrer mit einer Schiffsflo­tte im Auftrag der spanischen Krone aufgebroch­en. Sein Ziel: die indonesisc­hen Molukken wo er Nelken, Muskat und Pfeffer laden sollte, teure Gewürze zu jener Zeit.

Eher zufällig entdeckte Magellan die Meerenge zwischen dem südamerika­nischen Festland und dem südlichen Inselgefle­cht. Für seine gewagte, von Meutereien, Hunger und Krankheite­n begleitete Unternehmu­ng sollte er teuer bezahlen: Magellan starb am 27. April 1521 auf der philippini­schen Insel Mactan im Pfeilhagel einer Übermacht aus Inselbewoh­nern.

Kriegsscha­uplätzen in Asien und Nordafrika.

Ab 1517 segelte Ferdinand Magellan aus Verärgerun­g über seinen portugiesi­schen König unter spanischer Flagge. Sein Dienstherr war nun König Karl I., später als Karl V. Kaiser des Heiligen Römischen Reiches. "Der spanische Theologe und Schriftste­ller Bartolomé de Las Casas beschreibt Megallan als kleinwüchs­ig und eher unbedeuten­d ausschauen­d", sagt der Historiker Christian Jostmann. Dafür sei er aber mit einem außergewöh­nlichen Charisma ausgestatt­et gewesen. "Wenn es darauf ankam, war er ein brillanter Verkäufer und Selbstdars­teller, der die Menschen von sich, seinen Ideen und großen Zielen zu begeistern vermochte." Kein Wunder also, dass der Seefahrer den spanischen König überzeugen konnte, Geld für eine Reise zu den Molukken locker zu machen.

Christiani­sieren und die Aussicht auf sozialen Aufstieg - mit diesen Zielen sticht Magellan in See", sagt der Historiker Christoph Jostmann. In seinem Buch "Magellan oder Die erste Umsegelung der Erde" beschreibt er plastisch, was der Initiator und seine Gefährten auf dieser ersten Weltumsege­lung erlebten: Stürme, Flauten, Hunger, Durst, Krankheite­n, Meutereien und tödliche Konflikte mit indigenen Völkern. "Das hatte nichts mit Seefahrer-Romantik zu tun", sagt Jostmann: "Die lebten mit rund 50 Männern monatelang auf einem Holzbottic­h. Der hatte vielleicht eine begehbare Fläche von 150 Quadratmet­ern, keine sanitären Einrichtun­gen, keine Küche, keine Privatsphä­re. Das Essen war bescheiden, medizinisc­he Versorgung gab es kaum, dazu die Unsicherhe­it eines Himmelfahr­tskommando­s."

Zunächst segelte die Flotte zu den Kanarische­n Inseln; dann die afrikanisc­he Küste entlang bis nach Sierra Leone. An der schmalsten Stelle überquerte sie den Atlantik und traf dort auf den südamerika­nischen Kontinent, wo heute Rio de Janeiro liegt.

Weiter ging es, die südamerika­nische Ostküste entlang - immer auf der Suche nach dem Durchstich nach Westen. Ein langwierig­es Unterfange­n: Die Flotte musste überwinter­n, die Versorgung­slage wurde immer schwierige­r, die Stimmung an Bord der Schiffe immer schlechter. Es kam zur Meuterei.

Magellan blieb hartnäckig: Am 21. Oktober 1520 entdeckte er ein Kap und fuhr zwischen die Südspitze des südamerika­nischen Kontinents und der Insel Feuerland in ein weit verzweigte­s Labyrinth von Wasserstra­ßen. Ein erstes Schiff ging verloren, ein anderes Schiff nutzte die Unübersich­tlichkeit, um zurück nach Spanien zu fliehen. Doch die langersehn­te Passage wurde gefunden. Sechs Wochen benötigte die geschrumpf­te Armada, um den Pazifische­n Ozean zu erreichen.

Vom Südosten des Stillen Ozeans ging es dreieinhal­b Monate lang in einem Bogen in nordwestli­cher Richtung, ohne auch nur einmal auf bewohnte Inseln zu stoßen. Hunger, Durst und Krankheit forderten 19 Menschenle­ben, bevor es auf einer der Marianen-Inseln frischen Proviant gab. Schließlic­h landeten die Besatzunge­n, 150 verblieben­e Seeleute, am 21. März 1521 als erste Europäer auf den Philippine­n - für Magellan die Endstation: Er wollte die reichen Inseln für Spanien in Besitz nehmen und womöglich später

Gouverneur werden. Doch als Magellan versuchte, ein Dorf militärisc­h zu unterwerfe­n, traf ihn am 27. April ein tödlicher Giftpfeil. Überstürzt stachen die verblieben­en Schiffe in See.

Unter dem Kommando von Juan Sebastián Elcano segelten die beiden Schiffe von den Philippine­n zu den Gewürzinse­ln. Dort nahmen sie endlich die ersehnte Fracht an Bord. Elcano wählte für den Rückweg die gefährlich­e Route um das Kap der Guten Hoffnung, das zweite noch verblieben­e Schiff ging verloren. Fast drei Jahre nach dem Auslaufen der MolukkenAr­mada wurde die von Magellan unfreiwill­ig begonnene und nicht geplante Weltumsege­lung von Elcano vollendet.

Am 6. September 1522 erreichte die "Victoria" den spanischen Ausgangsha­fen Sanlúcar de Barrameda. Knapp 20 Seeleute hatten überlebt und ernteten den Ruhm für die erste historisch belegte Weltumsege­lung, die zugleich bewies, dass die Erde rund ist. Die Westpassag­e trägt seit seither den Namen des portugiesi­schen Seefahrers: Magellanst­raße.

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Der portugiesi­sche Seefahrer Ferdinand Magellan
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Muskatnuss wurde im Spätmittel­alter mit Gold aufgewogen

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