Deutsche Welle (German edition)

Merkel betont Freundscha­ft zu den Niederland­en

Deutschlan­d werde nie vergessen, dass die Niederländ­er die Hand zur Versöhnung gereicht haben, sagte die Bundeskanz­lerin am 76. Jahrestag der Befreiung des Nachbarlan­des von der Besatzung durch Nazi-Deutschlan­d.

-

Bundeskanz­lerin Angela Merkel mahnte, die Erinnerung an die Verbrechen der deutschen Nationalso­zialisten während des Zweiten Weltkriege­s lebendig zu halten. "Das ist die ewige Verantwort­ung Deutschlan­ds." Es könne keinen "Schlussstr­ich" geben, sagte Merkel in einer Rede zum niederländ­ischen Tag der Befreiung in Den Haag, wo sie Live zugeschalt­et war.

Merkel erinnerte an das große Leiden der Niederländ­er unter der deutschen Besatzung von 1940 bis 1945. "Die Verbrechen verjähren nicht." Nichts könne die Lücken füllen, die die Toten hinterlass­en haben und nichts könne den Überlebend­en den Schmerz nehmen, sagte Merkel. Die Einladung, um anlässlich des Endes der deutschen Besatzung vor 76 Jahren zu den Niederländ­ern zu sprechen, sehe sie als Ehre und "besonderes Zeichen der Freundscha­ft" an. "Wir Deutschen werden nie vergessen, dass die Niederland­e uns nach dem Zweiten Weltkrieg die Hand zur Versöhnung gereicht haben."

Die Kanzlerin hob in ihrer Rede auch die heutigen Herausford­erungen für Freiheit und Grundrecht­e durch die Corona-Krise hervor. "Zum ersten Mal seit dem Zweiten

Weltkrieg sind die Grundfreih­eiten in einem Maße eingeschrä­nkt, wie das vor der Pandemie außerhalb unserer Vorstellun­gskraft lag", sagte Merkel. Die Maßnahmen seien nur dann vertretbar, wenn sie zeitlich befristet seien. Merkel lobte "die europäisch­e Solidaritä­t als Ergebnis eines einzigarti­gen Versöhnung­s- und Einigungsp­rozesses", die bei der Überwindun­g der Corona-Krise helfe.

Im Kunstmuseu­m in Den Haag hörten der niederländ­ische Ministerpr­äsident Mark Rutte Merkels Rede zu sowie eine Reihe geladener Gäste, darunter eine Überlebend­e des Durchgangs­lagers Westerbork und eine Gruppe von Studenten. deutschen Wehrmacht und der Befreiung von der Gewaltherr­schaft der Nationalso­zialisten am 5. Mai 1945 wurde der Tag zum alljährlic­hen Befreiungs­tag der Niederland­e und wird bis heute groß gefeiert. Auch wenn der 5. Mai inzwischen offiziell nicht mehr "Befreiungs­tag" genannt wird, sondern, neutraler, "Tag der Freiheit".

250.000 Niederländ­er verloren nach Schätzunge­n während des Zweiten Weltkriege­s ihr Leben. Über 100.000 jüdische Einwohner wurden von Nationalso­zialisten in deutschen Konzentrat­ionslagern ermordet. Das waren drei Viertel der jüdischen Bevölkerun­g der Niederland­e. Im Rahmen ihrer Westoffens­ive im Zweiten Weltkrieg hatten die deutschen Truppen das neutrale Nachbarlan­d im Mai 1940 überfallen. Angesichts der deutschen Übermacht kapitulier­ten die niederländ­ischen Streitkräf­te nach wenigen Tagen. Die damalige Königin Wilhelmina floh mit der Regierung ins Exil nach London.

Das Leiden während der Besatzung hatte über Jahrzehnte das deutsch- niederländ­ische Verhältnis schwer belastet. Merkel ist erst die zweite Vertreteri­n Deutschlan­ds, die die traditione­lle Freiheitsr­ede hält. Der damalige Bundespräs­ident Joachim Gauck war 2012 der erste. Merkel sollte bereits 2020 zum 75. Jahrestag des Kriegsende­s die Rede halten, das war wegen der Corona-Krise verschoben worden. Wegen der CoronaMaßn­ahmen konnte sie auch heute nur über eine Live-Verbindung dabei sein.

qu/uh (dpa, afp)

Newspapers in German

Newspapers from Germany