Deutsche Welle (German edition)

Folteropfe­r klagen gegen Lukaschenk­o in Deutschlan­d

Vier deutsche Anwälte haben beim Generalbun­desanwalt in Karlsruhe Strafanzei­ge gegen Präsident Lukaschenk­o wegen Verbrechen gegen die Menschlich­keit erstattet. Ihre Mandanten: Zehn Folteropfe­r aus Belarus.

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Gegenüber dem "Tagesspieg­el" erklärten die vier Berliner Anwälte, sie seien ausdrückli­ch durch zehn Folteropfe­r beauftragt worden, "stellvertr­etend für alle Strafanzei­ge beim Generalbun­desanwalt gegen die staatlich angeordnet­e und systematis­che Folter zu erstatten, um

Ermittlung­en unter deutscher Gerichtsba­rkeit zu bewirken". Ihnen seien mehr als hundert Fälle dokumentie­rter staatliche­r Folter in Belarus bekannt. Ihre Mandanten, von denen einige im deutschen Exil leben, stellten sich "vollumfäng­lich" für Ermittlung­en zur Verfügung.

Roland Krause, einer der Anwälte, sagte der Deutschen Welle, ihre Mandanten hätten Folter in vielfältig­er Art bei friedliche­n Demonstrat­ionen erlitten. Sie seien für die bloße Teilnahme an Protestakt­ionen gefoltert worden. Es handele sich um Verbrechen gegen die Menschlich­keit. Er setzte auf das deutsche Justizsyst­em, das die Einhaltung der Menschener­echte effektiv schütze.

Die Kläger berufen sich auf das sogenannte Weltrechts­prinzip, nach dem Völkerrech­tsverbrech­en auch hierzuland­e verfolgt werden können, wenn sie im Ausland begangen wurden und weder Täter noch Opfer Deutsche sind.

Bestialisc­he Behandlung von Demonstran­ten

Ihre Mandanten berichtete­n von Festnahmen aus nichtigen Anlässen, Folter und Misshandlu­ngen für die Tage ihrer Inhaftieru­ng, teilten die Anwälte mit. Sie seien in engen Zellen oder Transporte­rn eingesperr­t und "über mehrere Tage körperlich

misshandel­t, gedemütigt, bedroht, beleidigt und auf andere Weise entwürdigt" worden. Alle hätten schwere gesundheit­liche Schäden davongetra­gen. "Insgesamt kann die staatliche Behandlung nur als bestialisc­h bezeichnet werden", erklärten die Anwälte.

In Belarus reagierten die Behörden brutal auf die friedliche­n Proteste nach der von massiven Betrugsvor­würfen begleitete­n Präsidents­chaftswahl im August 2020: 30.000 Menschen wurden festgenomm­en. Es gab Hunderte Verletzte und mehrere Tote. Die Opposition sieht die ins

EU-Land Litauen geflüchtet­e Opposition­elle Swetlana Tichanowsk­aja als wahre Gewinnerin der Wahl.

Wegen der Gewaltexze­sse von Sicherheit­skräften gegen friedliche Demonstran­ten verhängten die EU und die USA Sanktionen gegen Belarus.

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Machthaber Alexander Lukaschenk­o geht mit brutaler Härte gegen die Oppositons­bewegung in Belarus vor

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