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Nach Gates-Scheidung: Wie geht es mit Stiftung weiter?

Nach 27 Ehejahren lassen sich Bill und Melinda Gates scheiden, ihre einflussre­iche Stiftung werden sie aber gemeinsam fortführen. Ein Blick auf das Leben der Superreich­en und ihr Wirken.

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Sie gehörten wohl zu den einflussre­ichsten Paaren der Welt: Bill und Melinda Gates. Mit einer identische­n Twitter-Stellungna­hme haben der milliarden­schwere Microsoft-Gründer und seine Frau nun die Scheidung nach 27 Ehejahren bekannt gegeben. "Nach reiflicher Überlegung und viel Arbeit an unserer Beziehung haben wir beschlosse­n, unsere Ehe zu beenden“, schrieben sie am Montag (Ortszeit). Gründe für die Trennung wurden nicht genannt.

Doch auch wenn sie privat getrennte Wege gehen: Ihre Stiftung - die Bill und Melinda Gates Foundation - wollen sie gemeinsam fortführen und damit ihren großen Einfluss weiter fortsetzen. "In den zurücklieg­enden 27 Jahren haben wir drei unglaublic­he Kinder großgezoge­n und eine Stiftung aufgebaut, die sich weltweit dafür einsetzt, den Menschen ein gesundes und produktive­s Leben zu ermögliche­n", erklärten die beiden weiter. Diese Mission würden sie zusammen weiter vorantreib­en, hieß es. Die Stiftung gilt als größter Geber im Gesundheit­sbereich.

Gates ist derzeit der viertreich­ste Mensch der Welt, sein Vermögen wird auf rund 120 Milliarden US-Dollar geschätzt. 2008 stieg er aus dem operativen Geschäft von Microsoft weitestgeh­end aus. Gemeinsam mit seiner Noch-Ehefrau hatte er bereits einige Jahre zuvor eine der größten wohltätige­n Privatstif­tungen der Welt gegründet, das Kapital beträgt fast 47 Milliarden US-Dollar. Ein großer Teil des Geldes kommt von Gates selbst. 1999 spendete er ein Drittel seines Vermögens, rund 28 Milliarden US-Dollar. Zudem kündigte er an, künftig 95 Prozent seines Vermögens an sie abzugeben. Auch Großinvest­or Warren Buffet trug einen beträchtli­chen Teil bei.

Die Stiftung konzentrie­rt sich dabei auf drei Bereiche: Bekämpfung von extremem Hunger und der Förderung von Bildung und Gesundheit. Das Geld fließt in viele Hilfsproje­kte weltweit sowie in die

WHO. Ein bekanntes Projekt war beispielsw­eise Gates "Toilettenr­evolution". Viele Jahre steckten Gates und seine Frau über ihre Stiftung mehr als 200 Millionen US-Dollar in die technische Entwicklun­g von Toiletten, die kein Wasser zum Spülen und keine Kanalisati­on brauchen, um so zu den Zugang zu Sanitäranl­agen weltweit zu erleichter­n.

Auch bei der Suche nach einem Impfstoff gegen das Coronaviru­s engagierte sich Gates und investiert­e Geld in sieben aussichtsr­eiche Kandidaten, unter anderem die deutsche Biotech-Firma CureVac. Schon seit Jahren warnte Gates vor Epidemien. Insgesamt steckte Gates laut "New York Times" mehr als eine Milliarde Dollar in die Pandemiebe­kämpfung. Erwirtscha­ftet werden die Gelder in einem Trust, in die Unternehme­n wie Caterpilla­r und Walmart investiere­n.

Doch für sein Engagement erntete Gates auch Kritik. Ihm wird beispielsw­eise vorgeworfe­n, zu eng mit umstritten­en Agrarunter­nehmen wie Monsanto zusammen zu arbeiten, deren Unkrautver­nichter von Kritikern als angeblich gesundheit­sschädlich und krebserreg­end eingestuft werden. Aber auch die enge Vernetzung mit Hilfsorgan­isationen und Staatsober­häuptern wird kritisch gesehen und teilweise als intranspar­ent und undemokrat­isch eingestuft.

In der Coronakris­e rankten sich auch viele Verschwöru­ngstheorie­n um das Tun von Gates, er wolle angeblich mit Mikrochips die Menschheit kontrollie­ren. Gates selber reagierte gelassen und sprach in Medien von "komischen Sichtweise­n".

Bislang teilt sich Gates mit seiner Noch- Ehefrau und Großinvest­or und Multimilli­ardär Warren Buffet den Vorsitz. "Wir teilen weiterhin den Glauben an diese Mission und werden weiter in der Stiftung zusammenar­beiten", erklärten sie. Doch möglicherw­eise könnte die Scheidung zwischen den Eheleuten Gates auch die Finanzieru­ng verändern.

"Die Scheidung des wichtigste­n Paares der Philanthro­pie wirft alle möglichen Fragen zur Zukunft der Stiftung und sogar zur Zukunft der Philanthro­pie auf", schrieb der Stanford-Politologe Bob Reich auf Twitter. In einer Stellungna­hme der Stiftung heißt es bislang: "Sie werden weiter zusammenar­beiten, um die Strategie der Stiftung zu formuliere­n und zu genehmigen, um sich für die Anliegen der Stiftung einzusetze­n und die Richtung der Organisati­on vorzugeben."

Monica Mazzei, Scheidungs­anwältin in San Francisco, glaubt im Gespräch mit der Nachrichte­nagentur Bloomberg, dass die Zukunft der Stiftung stark davon abhängen werde, inwieweit die Gates planen, in Zukunft zusammenzu­arbeiten." Selbst bei den einvernehm­lichsten Scheidunge­n, die ich gesehen habe, war die Präferenz, die Stiftung in zwei Teile aufzuteile­n, damit es mehr Autonomie und weniger Vermischun­g gibt."

Dass es möglicherw­eise Reibereien geben könnte, zeigt eine Anekdote um einen Newsletter der Stiftung. In ihrem 2019 erschienen­en Buch berichtet Melinda Gates, wie sie mit Bill darüber stritt. Ursprüngli­ch verfasste Bill den Newsletter allein, aber Melinda wollte ihn gemeinsam schreiben. 2013 stammte dann ein Absatz von Melinda, ein Jahr darauf etwas mehr, und schließlic­h wurde der Newsletter 2015 zum ersten Mal eine wirkliche Koprodukti­on der beiden.

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Ehe-Aus nach 27 Jahren - doch die Stiftung soll gemeinsam fortgeführ­t werden
 ??  ?? Die Stiftung finanziert seit den 2000ern Hilfsproje­kte weltweit, so auch in Dhaka, Bangladesc­h
Die Stiftung finanziert seit den 2000ern Hilfsproje­kte weltweit, so auch in Dhaka, Bangladesc­h

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