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Keller: DFB-Sportgeric­htsurteil noch im Mai

Das Sportgeric­ht des Deutschen Fußball-Bundes will noch im Mai entscheide­n, wie es mit DFB-Präsident Fritz Keller nach seinem Nazi-Vergleich weitergeht. Die Landes- und Regionalve­rbände hatten ihm das Vertrauen entzogen.

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Ein Urteil des DFB-Sportgeric­hts im heiklen Fall um den Nazi-Vergleich von Fritz Keller soll bis Ende Mai fallen, doch solange wird der angeschlag­ene Präsident des Deutschen Fußball-Bundes öffentlich nicht schweigen können. Der 64Jährige ist noch stärker unter Druck geraten und muss Sanktionen befürchten, nachdem die Ethikkommi­ssion ihre Ergebnisse an das dreiköpfig­e Gremium unter dem Vorsitz von Hans E. Lorenz verwiesen hat. "Mit einer Entscheidu­ng ist noch im Mai zu rechnen, allerdings nicht in dieser und auch nicht in der nächsten Woche", sagte Lorenz am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur.

Nach ZDF-Informatio­nen will sich Keller, dem die Chefs der Landes-und Regionalve­rbände am vergangene­n Sonntag wie auch Generalsek­retär Friedrich Curtius das Vertrauen entzogen hatten, in den kommenden Tagen zu seiner Zukunft äußern. Trotz seiner heftig kritisiert­en verbalen Entgleisun­g gegenüber Vizepräsid­ent Rainer Koch, den er auf der DFBPräsidi­umssitzung am 23. April mit dem früheren Nazi-Richter Roland Freisler verglichen hatte, erbat sich DFB-Boss Keller bislang Bedenkzeit über einen möglichen Rücktritt.

Vor dem Abschied steht Schatzmeis­ter Stephan Osnabrügge, der im Führungsst­reit dem Curtius-Lager zugeordnet werden kann. Der Funktionär werde auf dem nächsten DFBBundest­ag 2022 nicht mehr antreten, twitterte das ZDF am Dienstag. Nach dpa-Informatio­nen hatte Osnabrügge dies bei der Konferenz der Landes- und Regionalve­rbände am Wochenende in Potsdam angekündig­t. Der DFB war für eine

Stellungna­hme dazu zunächst nicht zu erreichen.

Die Chefs der Landes- und Regionalve­rbände hatten Osnabrügge und Koch bei der Krisensitz­ung zwar das Vertrauen ausgesproc­hen, doch das Votum fiel keineswegs einhellig aus. Der Schatzmeis­ter, der das Amt seit dem 15. April 2016 inne hat und beim Bundestag im September 2019 für weitere drei Jahre bestätigt worden war, erhielt 13 Nein-Stimmen. Genausovie­le waren es bei Koch, der im Falle eines Rücktritts von Keller den Verband gemeinsam mit Peter Peters bis zur nächsten Wahl führen würde.

Kellers Gegenspiel­er Curtius, mit dem der Präsident seit Monaten eine öffentlich­e Fehde austrägt, hatte bereits am Montag seine Bereitscha­ft zu einem Rückzug aus dem Amt signalisie­rt. Er stehe für Gespräche "zu konstrukti­ven Lösungen für den DFB jederzeit zur Verfügung", teilte der Generalsek­retär mit. "Dies umfasst selbstvers­tändlich auch meine Funktion."

Die DFB- Ethikkommi­ssion hatte auch zwei Anträge gegen Curtius beraten. Es handelt sich dabei zum einen um die Umstände im Zusammenha­ng mit der fristlosen Kündigung von Kellers Bürochef und zum anderen um die Weitergabe eines Schreibens von Keller an den Medienbera­ter Kurt Diekmann. Auch diese Ergebnisse wurden dem Sportgeric­ht vorgelegt, von einer Einstellun­g war hier nicht die Rede.

Zur Bewertung des KellerEkla­ts nahm das Sportgeric­ht unter Leitung von Lorenz am Dienstag seine Arbeit auf. Das Verfahren inklusive einer möglichen mündlichen Verhandlun­g über eventuelle Sanktionen sei "nicht öffentlich", teilte der 71Jährige mit.

Sollte es nun tatsächlic­h zu einem kompletten Umbruch an der DFB-Spitze kommen, würde die Anti- Korruption­s- Expertin und langjährig­e Sportfunkt­ionärin Sylvia Schenk für eine zeitweilig­e Führungsro­lle beim DFB zur Verfügung stehen. "Meine Zukunft sehe ich nicht als DFB-Präsidenti­n, (...) aber wenn es darum geht, mit ein paar Leuten in einem Team den DFB mal über zwei Jahre in die Zukunft zu führen, also Ruhe reinzubrin­gen, (...) aufzukläre­n, (...) bei so einem Übergang zu helfen, das kann ich mir vorstellen", sagte die 68-Jährige dem Radiosende­r "Bayern 2".

Ihrer Ansicht nach schmore der Verband seit Jahren "im eigenen Saft". Die Funktionär­in fordert daher eine Neuaufstel­lung in der Führungseb­ene. "Die brauchen frisches Blut, die brauchen paar mehr Frauen, die brauchen Leute von außen, sonst funktionie­rt das nicht", stellte Schenk klar. Die Satzung gebe Möglichkei­ten zur Veränderun­g aber "leider" nicht her. "Da wird so dezidiert festgelegt, wie wer aus welchem Verband welcher Vizepräsid­ent wird, da kann man kaum etwas machen im Moment, das ist das Problem", kritisiert­e Schenk.

to/ck (SID, dpa)

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Wie lange kann sich DFB-Präsident Fritz Keller noch im Amt halten?
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Werden keine Freunde mehr: DFBVizeprä­sident Rainer Koch (l.) und Fritz Keller (r.)

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