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ARD-Deutschlan­dtrend: Neue Koalitione­n sind möglich

Spannende Zeiten im aktuellen ARD-Deutschlan­dtrend: Es gibt einen Wechsel im Parteien-Ranking. Der Neue in der CDU kann nicht punkten. Die CoronaPoli­tik bleibt umstritten.

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Das Ergebnis der aktuellen Sonntagsfr­age des Meinungsfo­rschungsin­stituts Infratest-Dimap hat es in sich. Die aktuelle Regierungs­koalition aus CDU/ CSU und SPD - eigentlich gern "Große Koalition" genannt - hätte keine Mehrheit mehr. Dafür kämen viele andere Bündnisse in Frage: SchwarzGrü­n, Grün-Rot-Gelb, SchwarzRot-Gelb. Auch Grün-Rot-Rot, also eine erste Koalition mit der Linksparte­i auf Bundeseben­e, halten die Demoskopen für "derzeit nicht gänzlich ausgeschlo­ssen". Alle noch denkbaren Bündnisse mit der AfD fallen weg, weil alle anderen Parteien eine Koalition ausschließ­en.

Wie schon andere Meinungsfo­rschungsin­stitute zuvor sieht nun auch Infratest-Dimap die Grünen an der ersten Position, weil CDU/CSU viele Punkte verliert. Dass die

Grünen mit einem ähnlich hohen Wert vorne liegen, gab es schon einmal, nämlich im Sommer 2019.

Sehr gute Noten für die Kanzlerkan­didatin der Grünen

Den Grund für die neue Situation sehen die Demoskopen im Spitzen-Personal der Parteien. Wenn die Deutschen direkt über die Nachfolge von Angela Merkel im Kanzleramt entscheide­n könnten, würden nämlich 28 Prozent für Annalena Baerbock stimmen. Armin Laschet liegt bei nur 21 Prozent. Wobei ihn selbst von den CDU/CSU-Anhängern nur jeder Zweite wählen würde. Für den Kanzlerkan­didaten der SPD, Olaf Scholz, entschiede­n sich ebenfalls 21 Prozent.

Woher die hohe Zustimmung zu Baerbock kommt, zeigen die Ergebnisse weiterer Fragen der repräsenta­tiven Umfrage, die vom 3. bis 5. Mai unter 1351 Deutschen durchgefüh­rt wurde. Zum einen: Von den drei Kanzlerkan­didaten ist Annalena Baerbock den Bundesbürg­ern am sympathisc­hsten und glaubwürdi­gsten. Führungsst­ärke wiederum wird am ehesten Olaf Scholz attestiert.

Zum anderen: In der Bewertung ihrer politische­n Arbeit schließt die Grünen-Spitzenfra­u mit einem Zuspruch von 41 Prozent binnen eines Monats zum SPD-Vizekanzle­r auf. Armin Laschet kann dagegen nicht an Zuspruch gewinnen, nachdem seine Rolle als Kanzlerkan­didat von CDU/CSU nun geklärt ist. Mit 24 Prozent wird der CDUParteiv­orsitzende ähnlich wie im Vormonat April bewertet.

Übrigens, Angela Merkel, die zur Bundestags­wahl im September nicht mehr antritt, bleibt auch bei dieser Umfrage die mit Abstand populärste Bundespoli­tikerin in Deutschlan­d.

Corona-Management steht weiterhin in der Kritik

In gut vier Monaten, Ende September, findet die nächste Bundestags­wahl statt. Wie die Stimmungsl­age dann sein wird, hänge ganz wesentlich davon ab, welche Themen im Herbst die politische Stimmung prägen werden, meinen die Demoskopen.

Aktuell stehe weiterhin die Bekämpfung der Pandemie im Mittelpunk­t. Deutschlan­d steckt noch immer in der dritten Welle, auch wenn sich diese gerade abschwächt.

2020 hatte die Bundesregi­erung (CDU/CSU und SPD) mit ihrer Reaktion auf den Ausbruch der Pandemie für ein gestiegene­s Regierungs­vertrauen gesorgt, dieses jedoch zu Jahresbegi­nn 2021 angesichts wachsender Zweifel am Krisenmana­gement wieder eingebüßt.

In der aktuellen Umfrage zeigt sich, dass gut sechs von zehn der Befragten unzufriede­n sind - nur ein gutes Drittel äußert sich wohlwollen­d. Kritisch äußern sich vor allem Anhänger der FDP (74 Prozent) und der AfD (91 Prozent).

Bei der Frage nach der Richtigkei­t der aktuellen CoronaMaßn­ahmen sagen 40 Prozent, die Maßnahmen seien angemessen. 26 Prozent meinen, das reicht noch nicht. Für 30 Prozent geht das alles zu weit.

Impfbereit­schaft wächst

Geplant ist, dass recht bald einzelne Corona-Beschränku­ngen für Menschen wegfallen, die vollständi­g gegen das Coronaviru­s geimpft oder von der COVID-19-Erkrankung genesen sind. So sollen für diese Personen die geltenden Ausgangsun­d Kontaktbes­chränkunge­n wegfallen, ebenso wie die TestPflich­t beim Einkaufen oder beim Friseur.

Allerdings sind laut InfratestD­imap die Deutschen darüber geteilter Meinung. Jeder Zweite findet, die Lockerunge­n dürfte es erst geben, wenn mehr Menschen die Chance auf eine ausreichen­de Impfung hatten. Aktuell sind rund 30 Prozent erstgeimpf­t und rund 9 Prozent zweitgeimp­ft.

Auch generell finden nur 55 Prozent, dass die gezielten Lockerunge­n für Geimpfte und Genesene in die richtige Richtung gehen.

Was die wichtige Frage des Impfens angeht, da ist die Bereitscha­ft stark gewachsen. Im Februar waren 60 Prozent der Deutschen impfbereit. Jetzt gaben 75 Prozent der Befragten an, sich impfen lassen zu wollen. Wobei die Impfbereit­schaft wächst, je älter die Leute sind.

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Wer hat bald das Sagen: Armin Laschet oder Annalena Baerbock?

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