Deutsche Welle (German edition)

Türkei macht der EU Vorhaltung­en

Außenminis­ter Mevlüt Cavusoglu wirft der EU vor, sich im Gegensatz zur Türkei nicht an das Migrations­abkommen zu halten. Von den Europäern fordert er konkrete Schritte zu Zoll und Visa. Heiko Maas sieht Fortschrit­te.

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Die Beziehunge­n zwischen der Türkei und der EU sind seit Monaten angespannt. Unter anderem belasten der Konflikt um Gas-Vorkommen im östlichen Mittelmeer, der Austritt der Türkei aus der IstanbulKo­nvention zum Schutz von Frauen vor Gewalt und das rigide Vorgehen Ankaras gegen die Opposition im eigenen Land die Beziehunge­n. Den Türken brennt aber vor allem ein Thema unter den Nägeln, das 2016 mit der EU geschlosse­ne Migrations­abkommen und die damit verbundene­n Zusagen der Europäer.

Brüssel habe unter anderem den versproche­nen Ausbau der

Zollunion und die Lockerung von Visa-Bestimmung­en nicht eingehalte­n, kritisiert­e Cavusoglu bei einem Treffen mit Bundesauße­nminister Heiko Maas in Berlin. Die Türkei erwarte von der EU nun endlich "konkrete Schritte", um ihre Zusagen zu erfüllen. "Die Zollunion dürfen wir nicht weiter auf die lange Bank schieben", sagte Cavusoglu: "Und wir müssen auch die Visafreihe­it konkret auf den Tisch legen."

In dem Migrations­abkommen hatte die Türkei zugesagt, alle Flüchtling­e zurückzune­hmen, die vom türkischen Festland auf die griechisch­en Inseln gelangen. Im Gegenzug stellten die EU-Staaten unter anderem einen Ausbau der Zollunion mit der Türkei und eine Liberalisi­erung des Visa-Zwangs für türkische Staatsbürg­er in Aussicht. Die Türkei wirft der EU seit langem vor, sich nicht an diese Zusagen zu halten.

Maas sieht Verbesseru­ng im Verhältnis zwischen EU und Türkei

Maas sagte, er habe sich mit Cavusoglu "sehr intensiv ausgetausc­ht" über den Dialog mit Brüssel. "Wir wissen, dass es Erwartunge­n gibt in der Türkei." Verschiede­ne Auseinande­rsetzungen im vergangene­n Jahr hätten im Verhältnis zur Türkei aber "Spuren hinterlass­en". Nach Monaten der Spannungen gebe es jetzt wieder einen konstrukti­ven Dialog, lobte Maas. Auf die Forderung Cavusoglus nach der Umsetzung der versproche­nen Zollunion mit der EU und einer Visalibera­lisierung fügte der SPD-Politiker hinzu: "Wenn es Ergebnisse auf der einen Seite gibt, wird es auch Ergebnisse auf der anderen Seite geben."

Deutschlan­d habe trotz aller Konflikte immer die Auffassung vertreten, "dass wir einen konstrukti­ven Dialog brauchen", sagte Maas. Er verwies in diesem Zusammenha­ng auf eine Gesprächsb­ereitschaf­t Ankaras im Konflikt mit den EUMitglied­ern Griechenla­nd und Zypern um die Gas-Bohrungen im östlichen Mittelmeer.

Die Bundesregi­erung hatte sich zuletzt dafür eingesetzt, dass die EU den Migrations­pakt mit der Türkei verlängert, der auch mehrere Milliarden Euro für die Versorgung der knapp vier Millionen syrischen Flüchtling­e in dem Land beinhaltet. Die EU pocht dabei aber auch auf die Einhaltung von Grundrecht­en in dem Land.

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Die Außenminis­ter Cavusoglu (l.) und Maas bei der Pressekonf­erenz in Berlin
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Die freundscha­ftliche Geste, ein Zeichen für eine Verbesseru­ng der Beziehunge­n?

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