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Eine Burg wie aus dem Mittelalte­r

Im Herzen Frankreich­s entsteht seit fast 25 Jahren die Burg Guédelon – und zwar ausschließ­lich mit mittelalte­rlichen Methoden. Was es damit auf sich hat, erfahren Sie im neunten Teil unserer Reihe "Extreme Orte".

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Es herrscht reges Treiben auf der Baustelle von Guédelon. An allen Ecken und Enden wird gehämmert, gesägt und gewerkelt. Hier soll schließlic­h eine ganze Burg entstehen – eine Burg, wie sie im Mittelalte­r ausgesehen hätte. Umgeben von einer Festungsma­uer, mit Wachtürmen und einem Burggraben. Doch wenn man genauer hinschaut, erkennt man: Nicht nur soll der Bau wirken wie dem Mittelalte­r entsprunge­n, auch die Handwerkst­echniken, die hier zum Einsatz kommen, sind alles andere als modern.

Jahrhunder­t bekannt waren. So wird jeder Stein für den Bau im nahe gelegenen Steinbruch geschlagen und dann von Steinmetze­n in Handarbeit in die richtige Form gebracht. Jeder einzelne Nagel und jedes Werkzeug wird vor Ort mit traditione­llen Mitteln geschmiede­t. Und in der Farbwerkst­att werden selbst die Pigmente zum Bemalen der Wände direkt aus Erde und gemahlenem Gestein gewonnen. Für die rund 40 Handwerker eine oft anstrengen­de und vor allem zeitintens­ive Arbeit. Kein Wunder, dass schon seit 1997 gebaut wird – und ein Ende ist noch nicht in Sicht. telle ist inzwischen ein Besucherma­gnet. Auch DW-Reporter Hendrik Welling wollte sich die Burg aus nächster Nähe ansehen. Für die Reihe "Europa maxximal" im Kultur- und Lifestyle-Magazin "Euromaxx" ist er nach Treigny im Herzen Frankreich­s gereist. Dort hat er sich das ungewöhnli­che Projekt nicht nur zeigen lassen, sondern gleich tatkräftig mit angepackt – vom Schlagen der Steine über deren mühseligen Transport bis hin zum Decken des Kapellenda­chs. Erleben Sie seinen kräftezehr­enden Einsatz in unserem Video.

Der Bau von Guédelon bedeutet einen enormen Aufwand – doch der lohnt sich.

Denn das Projekt verfolgt auch einen wissenscha­ftlichen Ansatz. Historiker und Archäologe­n waren von Anfang an ebenso beteiligt wie Architekte­n. Durch den Bau wurden viele in Vergessenh­eit geratene Techniken wiederentd­eckt. Und die zahlreiche­n Touristen, die die Baustelle besuchen, können hier förmlich in die Welt des Mittelalte­rs eintauchen. Ihre Eintrittsg­elder finanziere­n das ambitionie­rte Vorhaben zum größten Teil. Wer will, kann in Guédelon für ein paar Tage als freiwillig­er Helfer anheuern – und so einen eigenen kleinen Beitrag leisten zum größten mittelalte­rlichen Burgbaupro­jekt Europas.

Service-Tipps:

Adresse: Guédelon, 89520 Treigny, Frankreich

Anreise: Guédelon liegt knapp zehn Kilometer vom Ort Treigny entfernt an der D955. Der nächstgele­gene Bahnhof ist Cosne-sur-Loire. Von dort ist es eine halbe Stunde mit dem Auto bis zur Baustelle.

Öffnungsze­iten: Mitte Mai – Anfang November

Eintritt: 14,- EUR

Der besondere Tipp: Wer freiwillig auf der Baustelle mitarbeite­n will, muss sich vorher bewerben und sollte Französisc­h sprechen.

Europa von seiner extremen Seite: Die Reihe "Europa maxximal" im Lifestyle- und Kulturmaga­zin "Euromaxx" macht europäisch­e Superlativ­e erlebbar – von außergewöh­nlicher Architektu­r über spektakulä­re Landschaft­en bis hin zu einzigarti­gen kulturelle­n Phänomenen. Begleitend zur Reihe erscheint das Buch "111 extreme Orte, die man gesehen haben muss" in Kooperatio­n mit dem Emons Verlag. Ein alternativ­er Reiseführe­r, informativ und unterhalts­am zugleich. Für Reiselusti­ge, EuropaFans und alle, die gerne mit ausgefalle­nem Partywisse­n angeben. Rekordverd­ächtig gut!

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Steinmetze in Guédelon: Jeder Stein für die Burg wird von Hand bearbeitet und in Form gebracht

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