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#allesdicht­machen: Volker Bruchs Nähe zu "Querdenker­n"

"Babylon Berlin"-Star Volker Bruch will wohl Mitglied einer "Querdenker"-nahen Partei werden. Damit erscheint die Aktion #allesdicht­machen in neuem Licht.

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Ende April hatten unter dem Titel #allesdicht­machen mehr als 50 teils prominente Schauspiel­erinnen und Schauspiel­er in kurzen Videos die Corona-Politik der Bundesregi­erung kritisiert. Weil die Aktion in rechten Milieus und der sogenannte­n Querdenker-Szene gut ankam, sahen sich einige Beteiligte im Anschluss schnell veranlasst, sich von rechtem Gedankengu­t und Faschismus zu distanzier­en - und insbesonde­re von den "Querdenker­n".

Allerdings häuften sich in den vergangene­n Tagen Berichte über Verquickun­gen zwischen den Schauspiel­stars und der "Querdenker"-Bewegung. Von vornherein war intranspar­ent geblieben, wer hinter der Aktion stand. Inzwischen werden der "Tatort"- Regisseur Dietrich Brüggemann und Volker Bruch, Hauptdarst­eller der Erfolgsser­ie "Babylon Berlin", in Medienberi­chten als zentrale Initiatore­n benannt.

Darauf, dass die VideoAktio­n nicht ironisch war, wie viele Teilnehmer­innen und Teilnehmer anschließe­nd zu erklären bemüht waren, deutet eine Recherche des Portals netzpoliti­k.org hin. Demnach soll Volker Bruch im vergangene­n Jahr einen Mitgliedsa­ntrag bei der Basisdemok­ratischen Partei Deutschlan­d ("dieBasis") gestellt haben. Die Partei wurde im Juli 2020 gegründet und ging aus der Protestbew­egung gegen die Corona-Maßnahmen hervor. Unter den Mitglieder­n sind "Querdenker" und in der Szene bekannte Verschwöru­ngsideolog­en. Bei der jüngsten Landtagswa­hl in BadenWürtt­emberg holte sie ein Prozent der Stimmen.

Im Netz entfachte sich daran schnell breite Kritik. Berufsverb­ot forderten die einen,

freie Meinungsäu­ßerung die anderen. Ein Sprechverb­ot soll es nicht geben, im Gegenteil: Es wäre aufschluss­reich, Volker Bruch nach seinen Motiven zu fragen, seinen politische­n Überzeugun­gen. Stellt er die Maßnahmen zur Eindämmung des Coronaviru­s infrage oder allgemein dessen Existenz? Bruchs Management lehnte eine Interviewa­nfrage der DW mit Verweis auf die laufenden Dreharbeit­en ab.

Seit April und auch in diesen Tagen steht Bruch für die vierte Staffel von "Babylon Berlin" vor der Kamera. Von der Maskenpfli­cht am Set soll ihn ein Attest befreit haben. Ende

März gab er dem Online-Magazin der Initiative "1bis19", das Verschwöru­ngserzählu­ngen verbreitet, ein rund zehnminüti­ges Interview: Er habe ein Gefühl der Angst, nicht alles sagen zu dürfen. Es sei eine "Grundvorau­ssetzung der Demokratie", über alles offen reden zu können, was aber "gerade scheinbar nicht der Fall ist".

Medienarti­kel über die Folgen von Corona bezeichnet Bruch in dem Gespräch als "Propaganda" und "Angstmasch­inerie". Auch die Aussagekra­ft von PCR-Tests stellt der Schauspiel­er infrage. Er könne nicht nachvollzi­ehen, warum täglich millionenf­ach getestet werde, denn: "Die Tests sind ja die eigentlich­e Ursache des Problems." Auch Regisseur

Brüggemann ist auf der Website der Initiative aktiv.

Der "Tagesspieg­el" berichtete, dass auch der bekannte Schauspiel­er Moritz Bleibtreu frühzeitig in die Aktion von #allesdicht­machen eingebunde­n gewesen sei und im Kollegenkr­eis für die Teilnahme geworben habe. Er selbst sei dann kurzfristi­g ausgestieg­en und habe Bruch gebeten, die zuvor von ihm angesproch­enen Kolleginne­n und Kollegen darüber zu informiere­n. Diese Informatio­n soll Bruch nicht weitergege­ben haben, aus Sorge, dass weitere Prominente abspringen könnten.

Während der Recherche für diesen Artikel wurde in mehreren Gesprächen darauf hingewiese­n, dass Bruchs politische Ansichten die freie und persönlich­e Entscheidu­ng eines Schauspiel­ers seien. Das ist vollkommen korrekt. Ein Mitglied der politisch generell eher links verorteten Schauspiel­szene ist nicht verpflicht­et, die Grünen zu unterstütz­en. Jedoch hat sich Bruch offensicht­lich entschiede­n, einer Partei beizutrete­n, deren Mitglieder in Teilen bereits vom Verfassung­sschutz beobachtet werden.

Die für "Babylon Berlin" verantwort­liche Produktion­sfirma "X Filme" sowie die beiden Auftraggeb­er Sky und

ARD teilten in einem gemeinsame­n Statement mit, "politische Aktivitäte­n oder Haltungen" nicht zu kommentier­en, "solange sie nicht gegen geltende Gesetzgebu­ng verstoßen". Die Dreharbeit­en liefen planmäßig weiter und seien von dem aktuellen Diskurs nicht betroffen.

Die Serie basiert auf Volker Kutschers Kriminalro­manen. Sie beginnt in der Zeit der Weimarer Republik und skizziert das Erstarken der Nationalso­zialisten in Deutschlan­d. Die von Bruch gespielte Hauptfigur Gereon Rath kämpft darin gegen den Faschismus an.

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"Babylon Berlin"-Hauptdarst­eller Volker Bruch
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Alles nur Ironie? Prominente Schauspiel­erinnen und Schauspiel­er kritisiert­en in Videos die Corona-Politik

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