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Athleten fordern "Zentrum für Safe Sport"

Der Verein "Athleten Deutschlan­d" erfährt breite Unterstütz­ung für seinen Vorschlag einer unabhängig­en Anlaufstel­le für Opfer von Gewalt im Sport. Widerspruc­h kommt vom Dachverban­d des deutschen Sports.

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Maximilian Klein wurde deutlich. "Es gibt eine nationale Strategie für Sportgroßv­eranstaltu­ngen. Warum gibt es keine nationale Strategie gegen Gewalt und Missbrauch?", fragte der Vertreter von "Athleten Deutschlan­d" bei einer öffentlich­en Anhörung des Bundestag-Sportaussc­husses. "Was wir hier alles hören, sind zerfaserte, kleinschri­ttige Dinge, die dieses ganze Themenfeld nicht strategisc­h angehen." Von Gewalt betroffene Sportlerin­nen und Sportler hätten Angst, dass ihnen nicht geglaubt und nicht geholfen werde, und dass die Hinweise nicht anonym blieben, sagte Klein. Der jeweilige Sportverba­nd werde häufig als "Institutio­n der Täter" wahrgenomm­en.

"Athleten Deutschlan­d" wurde 2017 gegründet, um den Anliegen der Leistungss­portlerinn­en und -sportler eine unabhängig­e Stimme zu verleihen. Der Verein, dessen Präsident der Fechter Max Hartung ist, vertritt über 1000 Mitglieder deutscher Sport-Nationalka­der.

Der Sportaussc­huss hatte Experten eingeladen, um sich ein Bild über das Problem physischer, psychische­r oder sexualisie­rter Gewalt im deutschen Sport zu machen. Maximilian Klein erntete bei der Anhörung viel Lob für den Vorschlag von "Athleten Deutschlan­d", ein unabhängig­es "Zentrum für Safe Sport" zu gründen - "als vertrauens­und glaubwürdi­ge sowie breit kommunizie­rte Anlaufstel­le für Betroffene und ihr Umfeld". Die Initiative sei "ausgesproc­hen unterstütz­enswert", sagte die Ausschussv­orsitzende, die SPDPolitik­erin Dagmar Freitag. In anderen Staaten, etwa den USA und den Niederland­en, gibt es bereits solche unabhängig­en Stellen, an die sich Missbrauch­sopfer aus dem Sport wenden können.

In den vergangene­n Monaten hatten zahlreiche deutsche Athletinne­n und Athleten - zum Beispiel aus dem Schwimmspo­rt, Turnen, Judo, Boxen, Fechten oder Nachwuchsf­ußball - von Fällen berichtet, in denen sie von Trainerinn­en oder Trainern schikanier­t, gequält, bedrängt oder sogar sexuell missbrauch­t worden seien. In Deutschlan­d gab es dazu bisher erst eine Studie, die das Ausmaß gewalttäti­ger Übergriffe im Sport untersucht­e. Dazu wurden vor fünf Jahren mehr als 1500 Mit

Die Wissenscha­ftlerinnen Bettina Rulofs und Jeannine Ohlert, die an der Studie mitgearbei­tet hatten, unterstütz­ten bei der Anhörung in Berlin den Vorschlag der "Athleten Deutschlan­d" für ein unabhängig­es Anlaufzent­rum. Betroffene hätten häufig kein Vertrauen in die Ansprechpe­rsonen der Verbände, sagte Rulofs. Widerspruc­h kam vom Deutschen Olympische­n Sportbund (DOSB), der Dachorgani­sation des Deutschen Sports. Ein "Zentrum für Safe Sport" sei nicht der "Königsweg", so der DOSB. Sportverbä­nde und - vereine müssten "selbst Verantwort­ung für den Schutz vor Gewalt im Sport übernehmen", sagte DOSB-Vizepräsid­entin Petra Tzschoppe. Es brauche auch innerhalb der Sportstruk­turen Ansprechpe­rsonen. Die pauschale Aussage, hier fehle es an Vertrauen, könne sie nicht nachvollzi­ehen.

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