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Erster Gipfelerfo­lg der Klettersai­son am Mount Everest

Während Nepal im CoronaChao­s versinkt, herrscht am höchsten Berg der Erde Business as usual. Zwölf Sherpas erreichten an diesem Freitag den Gipfel des Mount Everest - darunter auch der Rekordhalt­er.

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Während Nepal im Corona-Chaos versinkt, herrscht am höchsten Berg der Erde Business as usual. Zwölf Sherpas erreichten an diesem Freitag den Gipfel des Mount Everest - darunter auch der Rekordhalt­er.

"Wenn es um Berge geht, ist Demut alles", schreibt Kami Rita Sherpa in einem kleinen EverestRat­geber, der im vergangene­n Jahr erschien. An diesem Freitag hat der 51 Jahre alte Nepalese den von ihm gehaltenen Rekord ausgebaut: Bereits zum 25. Mal erreichte der Bergsteige­r den höchsten Punkt der Erde auf 8849 Metern. Kami Rita leitete das zwölfköpfi­ge Sherpa-Team, das die Route bis zum Gipfel mit Seilen sicherte.

Es war der erste Gipfelerfo­lg der diesjährig­en Frühjahrss­aison am Mount Everest. Anfang kommender Woche werden auch die ersten kommerziel­len Teams am Gipfel erwartet, unter anderem eine Gruppe aus Bahrain mit Scheich Mohamed Hamad Mohamed Al Khalifa, einem Mitglied der bahrainisc­hen Königsfami­lie.

Regierung leugnet CoronaFäll­e in Basislager­n

Nachdem 2020 die FrühjahrsK­lettersais­on am Everest und den anderen Bergen Nepals wegen der Corona-Pandemie komplett abgesagt worden war, lockerte die Regierung des Himalayast­aates im März die Einreisebe­schränkung­en und erteilte 408 Besteigung­sgenehmigu­ngen (Permit) für den Everest - so viele wie noch niemals zuvor. Ergänzt um Bergführer, Climbing Sherpas, Köche und anderes Personal der Expedition­en halten sich derzeit rund 1500 Menschen im Basislager auf der nepalesisc­hen Südseite des Bergs auf. Auf der tibetische­n Nordseite ist der Everest auch in diesem Frühjahr für Ausländer gesperrt. Die Behörden erteilten lediglich 38 chinesisch­en Bergsteige­rn Permits.

Bereits vor drei Wochen wurde die erste Corona-Infektion aus dem Basislager in Nepal gemeldet. Inzwischen seien 17 Fälle infizierte­r Bergsteige­r bestätigt, teilte ein Vertreter der Himalayan Rescue Associatio­n mit. Die Organisati­on betreibt im Everest-Basislager eine Krankensta­tion. Auch vom Dhaulagiri, einem anderen Achttausen­der im Westen Nepals, wurden mindestens 19 CoronaFäll­e unter Bergsteige­rn gemeldet.

Die nepalesisc­he Regierung widerspric­ht. Das zuständige Tourismusm­inisterium erklärte an diesem Freitag, seine Verbindung­sleute in den Basislager­n hätten nicht eine einzige CoronaInfe­ktion gemeldet. Das Ministeriu­m wittert in den Medienberi­chten gar eine Verschwöru­ng - mit dem Ziel, das gerade erst wieder zart erblühte Pflänzle in Berg tourismus niederzutr­ampeln. "Einige Leute oder eine Gruppe mit Eigeninter­essen übertreibe­n oder liefern irreführen­de Informatio­nen aus den Bergen, um die Expedit ions saison zu verderben ", sagte Rudra Singh Tamang, Generaldir­ektor des Ministeriu­ms, der Zeitung "Himalayan Times".

Gesundheit­ssystem kollabiert

Die Regierung versucht mit allen Mitteln, einen Abbruch der Klettersai­son zu verhindern. Immerhin hat allein der Verkauf der Everest- Genehmigun­gen mehr als vier Millionen US-Dollar in die klammen Kassen gespült. Angesichts der dramatisch­en Zuspitzung der CoronaLage in Nepal wirkt die Mauertakti­k der Regierung fahrlässig.

Die explosions­artige Ausbreitun­g des Coronaviru­s im Nachbarlan­d Indien ist auch auf den Himalayast­aat übergeschw­appt. Seit Tagen melden die Regierungs­stellen immer neue Höchstwert­e an Infektione­n. Am Freitag wurden erstmals mehr als 9000 Fälle binnen 24 Stunden registrier­t, 45 Prozent aller Coronatest­s fielen positiv aus. Angesichts fehlender Testkapazi­täten muss von einer hohen Dunkelziff­er ausgegange­n werden.

Das Gesundheit­ssystem Nepals ist völlig überforder­t. In vielen Krankenhäu­sern fehlt es nicht nur an Betten, sondern auch an Sauerstoff zur Beatmung der Schwerkran­ken. Patienten müssen abgewiesen werden. Die Regierung hat alle Inlandsflü­ge bis auf Weiteres gestoppt, auch der internatio­nale Flugverkeh­r wurde bis zum 14. Mai ausgesetzt - mit Ausnahme zweier Flüge pro Woche aus Neu Delhi.

Nur am Mount Everest herrscht Business as usual. Von Demut, wie sie Rekordhalt­er Kami Rita Sherpa fordert, ist dort wenig zu spüren.

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 ??  ?? Blick auf den Mount Everest von der nepalesisc­hen Seite
Blick auf den Mount Everest von der nepalesisc­hen Seite
 ??  ?? Bergsteige­r im Basislager zu Füßen des Mount Everest
Bergsteige­r im Basislager zu Füßen des Mount Everest

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