Deutsche Welle (German edition)
Jersey: Streit um Fischerei im Ärmelkanal eskaliert
Die Blockade Jerseys durch französische Fischkutter ist beendet, aber eine Lösung im Streit um die Fangrechte nicht in Sicht. Beobachter sehen mit Sorge, wie schnell nach dem Brexit die Konflikte eskalieren.
Vielleicht fühlte sich der unbekannte Mann im Hafen von St. Helier an den 6. Januar 1781 erinnert, als der letzte große Versuch scheiterte, die Kanalinsel Jersey mit ein paar hundert Soldaten für Frankreich militärisch zu erobern. In historischer Uniform jedenfalls postierte sich der Schütze am Donnerstagmorgen oberhalb des Hafens der Inselhauptstadt und feuerte mit einer ebenso historischen Waffe in Richtung der auf die Insel zusteuernden gut 50 französischen Fischkutter.
Die vom Nachrichtensender ITV verbreitete Szene ist nicht die einzige Kuriosität dieser jüngsten Eskalation im Streit um Fangrechte zwischen der EU und Großbritannien. Auch die Entsendung von insgesamt vier britischen und französischen Patrouillenschiffen der Marine nach Jersey gehört in diese Kategorie. chen Demonstration der Stärke, oder, was wahrscheinlicher ist, weil es ohnehin geplant war: Nach wenigen Stunden beendeten die französischen Boote ihre Blockade des Hafens am Donnerstag wieder. Und auch die britische Regierung beorderte ihre Kriegsschiffe zurück: "Da die Situation vorerst geklärt ist, werden sich die Patrouillenschiffe der Royal Navy darauf vorbereiten, in ihren Hafen im Vereinigten Königreich zurückzukehren", teilte das Büro von Premierminister Boris Johnson am Donnerstagabend mit.
Von französischer Seite zeigte sich der für die Region zuständige Präsident des Fischerverbandes, Dimitri Rogoff, mit dem Verlauf der Aktion zufrieden: "Die Demonstration der Stärke ist geglückt", so Rogoff, "jetzt muss die Politik übernehmen."
Doch geklärt ist in diesem seit dem Brexit-Votum der Briten immer wieder neu aufflammenden Streit herzlich wenig – auch wenn Jerseys Regierungschef John Le Fondre die "konstruktiven Gespräche" mit Vertretern der französischen Fischer vom Donnerstag lobte.
Die Interessen beider Seiten sind völlig gegensätzlich:
Während die Franzosen weiter ungestört in den fischreichen britischen Gewässern fangen möchten, würden die britischen Fischer, die zu den loyalsten Brexit-Unterstützern von Premier Johnson zählen, die Konkurrenz am liebsten vollständig von dort verbannen.
Die zur Jahreswende gefundene Lösung zwischen der EU und London sieht nun eine Übergangsphase bis zum Sommer 2026 vor. Bis dahin dürfen die EU-Fischer ihre Netze auch wei