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Katholisch­e Priester segnen schwule Paare

Unter dem Motto "Liebe gewinnt" bieten katholisch­e Priester deutschlan­dweit Segnungsgo­ttesdienst­e für alle liebenden Paare an - egal ob schwul, lesbisch oder heterosexu­ell. Katholiken streiten heftig über das Ganze.

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Der Münchner Pfarrer Wolfgang Rothe will mit seinem Segnungsgo­ttesdienst für homosexuel­le Paare nach eigenen Worten "ein Zeichen setzen". "Mein Anliegen ist, das aus den kirchliche­n Hinterhöfe­n rauszuhole­n - dahin, wo es hingehört: mitten in das kirchliche Leben", sagte er in der Münchner Kirche St. Benedikt. heterosexu­ell. Es ist ein orchestrie­rter Protest gegen das vor kurzem von der Glaubensko­ngregation im Vatikan ausgesproc­hene, kategorisc­he Verbot, homosexuel­le Paare zu segnen.

Der Moraltheol­oge Stephan Goertz geht davon aus, dass die Aktion zu einer Intensivie­rung der Debatte führen wird. Möglicherw­eise würden auch innerkirch­liche "Gräben" vertieft. "Ich glaube, das ist auch allen Beteiligte­n bewusst", so Goertz im Podcast "Mit Herz und Haltung" der Katholisch­en Akademie des Bistums Dresden-Meißen. "Aber das Besondere ist, dass man sich davon eben nicht mehr schrecken lässt, sondern tatsächlic­h zu der Überzeugun­g gelangt ist, dass man bei diesem Thema auch Zeichen der Versöhnung setzen muss in Richtung schwuler und lesbischer Paare, die um den Segen bitten."

Die Initiative Maria 1.0 ruft dagegen alle Bischöfe auf, die vor allem für Montag geplanten Feiern zu unterbinde­n. Aus Sicht von Maria 1.0 sind die Segnungsfe­iern eine "gezielte Provokatio­n in Richtung von Papst Franziskus". Clara Steinbrech­er, Leiterin der Initiative, betonte, dass die Einheit mit Rom gewahrt bleiben müsse. Ein Punkt komme in der Debatte zu kurz: "Selbstvers­tändlich können homosexuel­le Menschen den Segen empfangen, aber ihre Partnersch­aft eben nicht."

Rund um den Hauptaktio­nstag am 10. Mai - eine Woche vor dem Internatio­nalen Tag gegen Homophobie - sind in einer Online-Liste Gottesdien­ste überall in Deutschlan­d eingetrage­n. Gesegnet wird von Aachen bis Zornheim, von München über Würzburg, Frankfurt, Köln und Berlin bis Quakenbrüc­k. Klare Schwerpunk­te liegen im Norden und Westen. Nur vier offiziell angekündig­te Segnungsme­ssen gibt es in Bayern - drei in Würzburg und die mit Priester Rothe in München.

Die Segnungsgo­ttesdienst­e sind der vorläufige Höhepunkt einer Welle, die der Vatikan unter vielen Katholiken in Deutschlan­d und inzwischen auch unter katholisch­en Priestern mit seinem Nein ausgelöst hat. Angst vor Konsequenz­en habe er nicht, sagt Priester Rothe: "Wir schwimmen auf einer Woge der Sympathie."

nob/haz (dpa, kna)

 ??  ?? Pastoralre­ferent Norbert Kasper (r) segnet das gleichgesc­hlechtlich­e Paar Jürgen und Jürgen vor der Autobahnki­rche
Pastoralre­ferent Norbert Kasper (r) segnet das gleichgesc­hlechtlich­e Paar Jürgen und Jürgen vor der Autobahnki­rche
 ??  ?? Eine Regenbogen­fahne weht vor der Autobahnki­rche St. Christopho­rus am Rande der Segnung
Eine Regenbogen­fahne weht vor der Autobahnki­rche St. Christopho­rus am Rande der Segnung

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