Deutsche Welle (German edition)
Ukraine aktuell: Kiew will westliche Waffen nur in ukrainischen Gebieten einsetzen
Resnikow: Wa en nicht gegen Staatsgebiet RusslandsqErster Leopard-2-Panzer aus Kanada unterwegs in die Ukraine Scholz berichtet von Telefonaten mit Putin Neue Öl-Sanktionen gegen Russland gelten Teile von Odessa wieder am Stromnetz
Die Ukraine wird neue Wa en mit längerer Reichweite aus dem Westen nach eigenen Angaben nicht für Angri e in Russland verwenden. "Wir sagen unseren Partnern immer, dass wir uns verp ichten, die Wa en ausländischer Partner nicht gegen das Staatsgebiet Russlands, sondern nur gegen ihre Einheiten in den zeitweise besetzten Gebieten der Ukraine zu verwenden", sagte der ukrainische Verteidigungsminister Olexij Resnikow bei einer Pressekonferenz in Kiew.
Die USA hatten der Ukraine am Freitag ein neues Rüstungspakt zugesagt, das auch sogenannte GLSDB-Raketen mit einer Reichweite von 150 Kilometern umfasst. Das ist fast doppelt so viel wie die Reichweite von Raketen, über die die Ukraine bislang verfügt.qResnikow bekräftigte, dass Kiew eine mögliche russische O ensive in diesem Monat erwarte. Der 24. Februar markiert den ersten Jahrestag der Invasion Russlands in der Ukraine.
Der Verteidigungsminister sprach auch die Zurückhaltung der westlichen Verbündeten bei der Lieferung von Kampfjets an. "Ich bin sicher, dass wir diesen Krieg gewinnen, ich bin sicher, dass wir alle besetzten Gebiete befreien werden", sagte Resnikow. Aber ohne die Kamp ugzeuge "wird es uns mehr Leben kosten".q Die Ukraine drängt seit geraumer Zeit ihre Unterstützer zur Lieferung von Kampfjets. Frankreich und die Niederlande haben das nicht ausgeschlossen. Die USA stehen dieser Forderung derzeit ebenso wie Deutschlandq ablehnend gegenüber.
Resnikow: Rücktritt nur nach Au orderung durch Selenskyj
Resnikow nahm bei der Pressekonferenz auch zu möglichen persönlichen Konsequenzen wegen der Skandaleq im Verteidigungsministerium Stellung. Einen freiwilligen Rücktritt schloss er weiter aus. Er wolle erst zurücktreten, wenn ihn Präsident Wolodymyr Selenskyj dazu auffordere, betonte Resnikow: "Die Entscheidung, ob jemand Verteidigungsminister wird oder nicht, wird laut Verfassung von einer Person getro en - dem Oberbefehlshaber und Präsidenten der Ukraine."
Resnikow war nach einer Reihe von A ären in seinem Hause in die Kritik geraten. Unter anderem war zuletzt sein Stellvertreter Wjatscheslaw Schapowalow im Zusammenhang mit dem Einkauf überteuerter Lebensmittel für Soldaten infolge mutmaßlicher Korruption zurückgetreten. Zudem sollen nach Medienberichten in einem anderen Bereich der Behörde beim Bau von Kasernen Gelder veruntreut worden sein. Resnikow hatte die Vorwürfe zurückgewiesen. Er leitet das Verteidigungsministerium in Kiew seit November 2021.
Selenskyj begrüßt Soldatenausbildung durch Briten
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyjq hat den Beginn der Ausbildung ukrainischer Soldaten am britischen Kampfpanzer "Challenger 2" begrüßt. "Das ist ein gutes Gefährt und wird eine ernsthafte Verstärkung auf dem Schlachtfeld sein", sagte Selenskyj in seiner Videoansprache. Bei der Regierung in London bedankte er sich für die militärische Unterstützung. Insgesamt will das Vereinigte Königreich bis zum Frühjahr 14 "Challenger 2" an die Ukraine übergeben.
Die aktuelle Lage an der Front bezeichnete Selenskyj als schwierig:q "Der Feind wirft immer neue Kräfte hinein, um unsere Verteidigung zu durchbrechen. Jetzt ist es sehr hart in Bachmut, in Wuhledar und in Richtung Lyman", berichtete der Staatschef. Dennoch zeigte er sich zuversichtlich: Die "Standhaftigkeit" der Ukrainer werde am Ende zum Sieg führen und die russischen Eroberungspläne durchkreuzen.
Nach Ansicht von Experten bereitet Russland derzeit einen Großangri vor. Den Bedarf an schweren Waffen, um selbst wieder in die O ensive gehen zu können und Territorien zurückzuerobern, hatte der ukrainische Oberbefehlshaber Walerij Saluschnyj zuletzt auf 300 Panzer, 700 Schützenpanzer und 500 Haubitzen beziffert. Derzeit belaufen sich die Zusagen des Westens bei den Panzern auf etwa die Hälfte.
Selenskyj berichtete in seiner Videoansprache zudem über den Gefangenenaustausch, der am Samstag zwischen Russen und Ukrainern stattfand. Nach seinen Angaben kamen seit Kriegsbeginn 1762 ukrainische Bürger aus der Gefangenschaft frei. Man arbeite daran, alle Ukrainer frei zu bekommen, versicherte der Präsident.
Erster Leopard-2-Panzer aus Kanada unterwegs in die Ukraine
Der erste der vier zugesagten Leo
pard-2-Panzern aus Kanada ist auf dem Weg in die Ukraine. Ein Flugzeug der kanadischen Luftwa e sei in Halifax "mit dem ersten Leopard-2-Kampfpanzer, den wir der Ukraine liefern", gestartet, erklärte die kanadische Verteidigungsministerin Anita Anand auf Twitter. "Kanada ist solidarisch mit der Ukraine und wir werden die ukrainischen Streitkräfte weiterhin mit der Ausrüstung versorgen, die sie für einen Sieg brauchen", fügte die Ministerin hinzu.
In einem weiteren Beitrag auf Twitter verö entlichte Anand ein Video, das die Beladung des Flugzeugs mit dem Panzer und den Start der Maschine zeigt. Kanada hatte Ende Januar verkündet, vor dem Hintergrund des russischen Angri skrieges vier Leopard-2Panzer aus deutscher Produktion an die Ukraine liefern zu wollen.
Polen bildet Ukrainer an "Leopard"-Panzern aus
Polen hat nach eigenen Angaben bereits mit der Ausbildung ukrainischer Soldaten für den Umgang mitq"Leopard"-Panzernq begonnen. Das regierungsnahe Portal TVP.info zitierte entsprechend Verteidigungsminister Mariusz Blaszczak. Es reagierte damit auf deutsche Medienberichte, wonach mehrere NATO-Länder säumig bei der Erfüllung ihrer "Leopard"-Lieferversprechen an die Ukraine seien und Polen die Panzer ohne das dafür notwendige Soldaten-Training zur Verfügung stellen wolle.
Die genaueren Liefermodalitäten für die Panzer werde man mit den NATO-Verbündeten auf einem Tre en Mitte Februar erörtern, erklärte Blaszczak bei einem Besuch in Kiew laut Nachrichtenagentur PAP. Wie viel Zeit für die Soldaten
Ausbildung nötig sei, lasse sich zwar noch nicht exakt sagen. Es werde aber jedenfalls "nicht um Tage und nicht um Monate gehen", sondern es sei "eine Frage von Wochen".
Lesen Sie dazu auch:q Ukraine: Kiew plant schon mit westlichen Kampfjets
Raketenangri auf Charkiw, Häuserkampf in Bachmut
In der Stadt Charkiw im Nordosten der Ukraine sind nach Behördenangaben fünf Menschen bei russischen Raketenangri en verletzt worden. Eine Rakete sei in ein Wohnhaus eingeschlagen, dabei hätten vier Menschen Verletzungen erlitten, teilte der Gouverneur der Region Charkiw, Oleg Sinegubow, im Onlinekanal Telegram mit. Bei einem weiteren Einschlag in einem Universitätsinstitut sei ein Wachmann verletzt worden.q Laut der regionalen Staatsanwaltschaft hatten russische Truppen zwei Raketen vom Typ S-300 auf die zweitgrößte ukrainische Stadt abgefeuert.
Ukrainische und russische Truppen liefern sich zudem weiter blutige Gefechte um die strategisch bedeutsame Stadt Bachmut. Das ukrainische Staatsfernsehen zeigte brennende Häuser und schwere Zerstörungen in der Stadt im Gebiet Donezk, das Russland komplett unter seine Kontrolle bringen will. Der Chef der privaten russischen Söldnerarmee Wagner, Jewgeni Prigoschin, teilte mit, dass die ukrainischen Soldaten nicht zurückwichen: "Die Streitkräfte der Ukraine kämpfen bis zum Letzten." In den Vierteln im Norden von Bachmut gebe es schwerste "Gefechte um jede Straße, jedes Haus", so Prigoschin. Bachmut wird nach Einschätzung britischer
Militärexperten aber immer mehr von russischen Truppen eingekreist. Das geht aus dem täglichen Geheimdienst-Update des britischen Verteidigungsministeriums hervor.
Scholz berichtet von Telefonaten mit Putin
Der russische Präsident Wladimir Putinq hat in seinen Telefonaten mit Bundeskanzler Olaf Scholzqnach dessen Angaben keine Drohungen gegen Deutschland ausgesprochen. "Putin hat weder mir gedroht noch Deutschland", sagte Scholz in einem Interview der Zeitung "Bild am Sonntag" (BamS). Die Gespräche seien vielmehr ein Austausch kontroverser Positionen: "In unseren Telefonaten werden unsere sehr unterschiedlichen Standpunkte auf den Krieg in der Ukraine sehr klar."
Der frühere britische Premierminister Boris Johnson hatte in einem vor wenigen Tagen veröffentlichen BBC-Interview erklärt, Putin habe ihm in einem Telefonat im Februar 2022 mit einem Raketenschlag gedroht. Ein Sprecher Putins bezeichnete Johnsons Darstellung als Lüge.
Scholz führte im "BamS"-Interview weiter aus: "Ich mache Putin sehr deutlich, dass Russland die alleinige Verantwortung für den Krieg hat. Grundlos hat Russland sein Nachbarland überfallen, um sich Teile der Ukraine oder das ganze Land unter den Nagel zu reißen." Das verstoße fundamental gegen die europäische Friedensordnung.
Deshalb werde die Ukraine - nanziell, humanitär und mit Waffen unterstützt, soq der Kanzler. "Gemeinsam mit unseren Verbündeten geben wir Kampfpanzer an die Ukraine ab, damit die sich verteidigen kann." Auf die Frage, ob es eine Absprache mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj gebe, dass Wa en aus dem Westen nur auf ukrainischem Territorium eingesetzt würden und Russland damit nicht auf seinem Gebiet angegri en werde, antwortete Scholz: "Darüber besteht Konsens."
Neue Öl-Sanktionen gegen Russland gelten
Ölprodukte aus Russland dürfen von diesem Sonntag an nicht mehr in die Europäische Union importiert werden. Grundlage der Einfuhrbeschränkung ist eine im Juni vergangenen Jahres von den 27 EU-Mitgliedstaaten beschlossene Sanktionsverordnung. Sie trat bereits kurz nach dem Beschluss in Kraft, sah aber für das ÖlprodukteEmbargo eine lange Übergangsfrist vor. Lediglich für Kroatien gilt noch eine Ausnahmeregelung. Der Import von russischem Rohöl in die EU ist bereits seit Dezember weitgehend verboten.
Ebenfalls von diesem Sonntag an gilt der von der EU, den G7Staaten und Australien beschlossene Preisdeckel für russische Erdölprodukte. Er sieht für Erzeugnisse wie Diesel eine Preisobergrenze von 100 US-Dollar pro Barrel (159 Liter) vor, für weniger hochwertige Ölprodukte wie Heizöl eine Obergrenze von 45 Dollar pro Barrel.
"Dieser Beschluss wird die Einnahmen Russlands noch stärker beschneiden und seine Fähigkeit zur Kriegführung in der Ukraine einschränken", erklärte die EUKommission. Bereits Anfang Dezember hatten die EU, die G7 und Australien einen Preisdeckel für russisches Rohöl von 60 Dollar pro Barrel verhängt.
Als Hebel werden Schi stransporte eingesetzt: So ist es Unternehmen aus EU- und G7-Staaten sowie Australien untersagt, russisches Rohöl und Ölprodukte zu transportieren oder Tanker zu versichern, die Produkte zu Preisen oberhalb der vereinbarten Grenzen an Bord haben.
Teile von Odessa wieder am Stromnetz
Nach einem umfassenden Stromausfall in der ukrainischen Hafenstadt Odessa ist dort die Versorgung der kritischen Infrastruktur nach o ziellen Angaben wieder hergestellt. Dementsprechend würden Wasser- und Wärmeversorgung wieder in Betrieb genommen, teilte Energieminister Herman Haluschtschenko am Samstagabend mit. Ein Drittel der privaten Verbraucher habe ebenfalls wieder Strom. Zur Unterstützung würden mehr als 30 Hochleistungsgeneratoren in die Stadt gebracht.
Russland greift seit Monaten systematisch das ukrainische Stromnetz an und sorgt damit dafür, dass Millionen Menschen mitten im Winter im Dunkeln und in der Kälte sitzen. Präsident Putin wolle "die Menschen mürbe machen. Das ist seine per de Kriegsführung", erklärte Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt. Die Grünen-Politikerin hatte in den vergangenen Tagen erst die ukrainische Hauptstadt Kiew besucht und war dann nach Odessa weitergereist.
sti/qu/kle/nob/wa/rb (dpa, afp, rtr)
Dieser Artikel wird am Tag seines Erscheinens fortlaufend aktualisiert. Meldungen aus Kampfgebieten lassen sich nicht unabhängig überprüfen.
wissenschaftlich begleitet - dort könnten Fahrer dank der geringeren Betriebskosten 30 Prozent höhere Rücklagen bilden: "Einige der Fahrer sind sehr enthusiastisch - sie sagen, es ist das erste Mal in ihrem Leben, dassq sie etwas ansparen können. Wenn man bedenkt, dass viele unter der Armutsgrenze leben, sind Rücklagen von 30, 40 Dollar eine große Errungenschaft, die Familien etwas Freiraum verscha t."
Was viele Motorrad-Projekte in Kenia, Ruanda und anderen Ländern gemeinsam haben: Die Akkus in den Motorrädern sind austauschbar - statt langer Ladezeiten können Fahrer einfach zu einer
Sammelstelle fahren, an der das Austauschen nicht länger dauert als früher der Besuch einer Tankstelle. Das reduziert auch das wirtschaftliche Risiko für die Fahrer, sagt Marah Köberle im DW-Gespräch: "Die Batterie ist nach wie vor das teuerste Teil an einem EMotorrad. Beim Wechselmodell zahlen die Fahrer nur für die Batterieladung, womit sie zudem kein Risiko eingehen, wenn die Batterie am Ende ihrer Lebensdauer ausgetauscht werden muss."
Solar-Busse Made in Africa
Bei größeren Fahrzeugen ist ein solcher Batterietausch oft weniger praktikabel - für elektrisch betriebene Busse müssen also unter
Umständen lange Ladezeiten eingeplant werden. Um diese zu verkürzen, nutzt der staatlich geförderte ugandische Autobauer Kiira Motors Solarzellen auf den Busdächern: "In unserem Land haben wir das Glück, dass wir am Äquator liegen und somit verlässlich das ganze Jahr über acht Stunden Sonne pro Tag haben", sagte Kiiras Marketing-Chef Allan Muhumuza der DW. Durch die Zusatzpower der Solarzellen kommt der Linienbus mit 49 Sitzplätzen auf eine Reichweite von 300 Kilometern - also genug für einen normalen Einsatztag.
Noch sind E-Busse in Afrika eine Rarität, in der kenianischen Hauptstadt Nairobi etwa gingen 2022 die ersten beiden in den Linienverkehr. Doch sicher ist, dass es mehr werden. In Senegals Hauptstadt Dakar etwa soll Ende des Jahres einqneues Busnetz die Vororte besser anbinden und so den Pendelverkehr entlasten - alle der mindestens 140 Busse sollen elektrisch fahren.
Auch abseits der Hauptstädte wird an elektrischen Lösungen getüftelt: In Maiduguri im Nordosten Nigerias etwa hat der Gründer Mustapha Gajibo einen elektrisch betriebenen Zwölfsitzer entwickelt, der 200 Kilometern Reichweite den ländlichen Raum anbinden könnte. Beiq einem Tre en mit der DW vor ein paar Monaten dachte Gajibo schon weit über seine Region hinaus: "Meine Vision ist, dass unser Unternehmen der führende
Hersteller von Elektrofahrzeugen nicht nur in Nigeria, sondern der ganzen Welt wird."
Neben den o ensichtlichen positiven Aspekten - Elektromotoren verursachen keine Abgase, die sich negativ auf das Klima oder die Gesundheit der Menschen am Straßenrand auswirken würden - stellt die Mobilitätsexpertin Marah Köberle noch einen anderen Punkt heraus: "Der Umstieg auf E-Mobilität birgt auch die Chance für mehr 'Made in Africa'."
Mitarbeit: Privilege Musvanhiri (Simbabwe), Themistocle Hakizimana (Ruanda), Julius Mugambwa (Uganda) Muhammad Al-Amin (Nigeria)