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Republik Moldau: Neue Drohungen aus Moskau

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Der russische Außenminis­ter Sergej Lawrow hat die Republik Moldauq als neues "anti-russisches Projekt" des Westens ins Visier genommen. Der Westen habe "sein Auge auf die Republik Moldau gerichtet" und das Land auf dieses Szenario vorbereite­t, behauptete Lawrow im russischen Fernsehen. Über die pro-europäisch­e moldauisch­e Präsidenti­n Maia Sandu sagte er, sie sei "weniger demokratis­ch"qgewählt worden und um des Westens Willen "zu allem bereit".

Rumänien, NATO und Transnistr­ien

Die mehr oder weniger direkt ausgesproc­henen Drohungen aus Moskau gegen die Republik Moldau haben sich seit Ausbruch des russischen Angri skriegs gegen die Ukraine zugespitzt. In einem Interview für dasqrussis­che Staatsfern­sehen, dessen Ausstrahlu­ng in der Republik Moldau wegen massiver Propaganda-Vorwürfe verboten wurde, beschuldig­te Lawrow die moldauisch­e Präsidenti­n, eine zutiefst russlandfe­indliche Politik zu betreiben.

Zudem warf er ihr vor, die rumänische Staatsbürg­erschaft zu besitzen, die Vereinigun­g ihres Landes mit Rumänien zu befürworte­n und sich für den NATO-Beitrittq einzusetze­n. "Nun wird die Moldau vom Westen auf diese Rolle vorbereite­t", sagte er.

Die Führung in Chisinau, so Lawrow, hätte sich geweigert, die Verhandlun­gen im 5+2-Format zur Lösung des Transnistr­ien-Kon ikts wieder aufzunehme­n. Russland und die separatist­ische Verwaltung Transnistr­iens, einer Region, die sich Anfang der 1990er-Jahre mit Unterstütz­ung Moskaus von der Republik Moldau nach einem blutigen Krieg abgespalte­n hatte, beharren auf dem Format - vor allem nach den Misserfolg­en der russischen Armee in der Ukraine.

"Parallel zum Pro-NATO- und Pro-EU-Plädoyer weigert sich Chisinau, die Verhandlun­gen im 5+2Format wieder aufzunehme­n, und das spricht Bände", so der russische Außenminis­ter. Die moldauisch­e Führung hätteqnun sogar vor, die russischen Friedenstr­uppen aus Transnistr­ien zu vertreiben: "Die Moldau ist eines der Länder, das der Westen gegen Russland aufbringen will", so Lawrow.

In der separatist­ischen Region

Transnistr­ien, einem schmalen Landstrich im Osten der Moldau, sind bis heute etwa 2000 russische Soldaten stationier­t. In einem ehemaligen sowjetisch­en Waffenlage­rqin Cobasna lagern rund 20.000 Tonnen Munition und militärisc­hes Gerät aus alten russischen Beständen. Es ist das größte derartige Depot in Europa. Russland hatte sich 1999 o ziell verp ichtet, Truppen und Wa en binnen weniger Jahre abzuziehen, dieses Verspreche­n jedoch nie eingehalte­n.

Was hat Maia Sandu tatsächlic­h gesagt?

Ende Januar erwähnte die moldauisch­e Präsidenti­n in einem Interview mit der internatio­nalen Presse, dass ihr Land in der gegenwärti­gen Lage auf seine Neutralitä­t zugunsten der Integratio­n in ein "größeres Bündnis"q verzichten könnte. Der in der Verfassung festgeschr­iebene neutrale Status der Republik Moldau werde im Kontext der russischen Invasion in der Ukraine intensiv in der Öffentlich­keit diskutiert.

Derzeit gebe es aber im Parlament nicht genügend Stimmen für eine diesbezügl­iche Verfassung­sänderung. Nach den Äußerungen der Präsidenti­n drohten mehrere Politiker des Putin-Regimes der Republik Moldau mit der Zerstörung als Staat, wenn sie sich entschließ­e, der NATO beizutrete­n.

Zudem beklagte der sogenannte Außenminis­ter der abtrünnige­n Region Transnistr­ien, Vitali Ignatjew, in einer Video-Konferenz mit russischen Politikern den "verstärkte­n Druck" auf Transnistr­ien durch den Ausbau der Verteidigu­ngskapazit­ät der moldauisch­en Nationalar­mee. Auch sei eine verstärkte "Unterdrück­ung alles Russischen"qin der Republik Moldau zu verzeichne­n - ein traditione­lles Propaganda-Instrument, mit demq Russland in der Regel seine militärisc­he Aggression gegen unabhängig­e Staaten wie Georgien, die Moldau und die Ukraine rechtferti­gt.

Umgehende Reaktion aus Chisinau

Das moldauisch­e Außenminis­terium reagierte prompt auf die jüngsten Drohungen aus Moskau. Lawrows Äußerungen entspräche­n nicht der Wahrheit und seien "Teil der bereits bekannten DrohRhetor­ik der russischen Diplomatie". Nicu Popescu, Außenminis­ter und stellvertr­etender Ministerpr­äsident der Republik Moldau, erklärte, sein Land lehne einen solchen Ton in den bilaterale­n Beziehunge­n mitq Russland kategorisc­h ab. Er erinnerte die Führung in Moskau daran, dass sich die Bürger der Moldau Frieden, Wohlstand, Demokratie und den Beitritt zur Europäisch­en Union wünschten.

Chisinau hat sich seit dem ersten Tag der russischen Invasion am 24. Februar 2022 solidarisc­h mit der Ukraine erkärt und die Grenzen für ukrainisch­e Flüchtling­e geö net. Gemessen an seiner Bevölkerun­g hat das Land seitdem die meisten Ge üchteten aus dem Nachbarlan­d aufgenomme­n.q Zugleich hatqdie Republik Moldau die barbarisch­en Angri e Russlands auf die Bevölkerun­g und die kritische Infrastruk­tur der Ukraine konsequent verurteilt. Die moldauisch­en Politiker warnen bei jedem internatio­nalen Tre en vor der alarmieren­den Zunahme der Sicherheit­srisiken für ihr Land.

"Russland muss gestoppt werden"

Gunther Krichbaum, europapoli­tischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestags­fraktion, ist ein Kenner der politische­n Entwicklun­gen in Ostund Südosteuro­pa. Der DW sagteqer, die erneuten russischen Drohungen gegen die Republik Moldau zeigten einmal mehr die Aggressivi­tät Moskaus und wie wichtig es sei, Russland jetzt entschloss­en in die Schranken zu weisen. "Dieser Krieg darf sich für Russland nicht lohnen, die Ukraine muss den Krieg gewinnen", so Krichbaum.

Alle Appeasemen­t-Politiker sollten endlich begreifen, dass Russland nach einem Sieg über die Ukraine mit seinen Eroberunge­n nicht aufhören würde, fügte der CDU-Politiker hinzu. Die Republik Moldau wäre das nächste Opfer, und sie hätte Russland nichts entgegenzu­setzen.q Danach ginge es mit Georgien weiter und auch die baltischen Staaten dürften sich nicht sicher fühlen. "Daher muss Russland jetzt gestoppt werden", sagte Krichbaum.

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Die moldauisch­e Präsidenti­n Maia Sandu setzt auf die EU-Integratio­n ihres Landes

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