Deutsche Welle (German edition)

DW-Moderator Jaafar Abdul Karim muss TVProdukti­on im Irak wegen Drohungen absagen und reist nach Deutschlan­d zur ck

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Der in der arabischen Welt sehr populäre TV-Moderator der Deutschen Welle, Jaafar Abdul Karim, und sein Team haben eine in Bagdad geplante Produktion wegen eindeutige­r Drohungen abgesagt. Aus Sicherheit­sgründen mussten die Mitarbeite­r des deutschen Auslandsse­nders das Land am Donnerstag­morgen kurzfristi­g verlassen.

Abdul Karim und sein Team waren in die irakische Hauptstadt gereist, um eine neue Folge der Sendung "JaafarTalk" aufzuzeich­nen. Die Produktion sollte in Zusammenar­beit mit dem irakischen Sender Al-Rasheed erfolgen. Die Deutsche Welle kritisiert den Vorfall als inakzeptab­len Eingri in die Pressefrei­heit.

Erfolgreic­hes TV-Format in der arabischen Welt

"JaafarTalk" zählt zu den erfolgreic­hsten TV-Formaten in der arabischen Welt. Die wöchentlic­he Sendung der Deutschen Welle behandelt auch Themen, die in der Region ein Tabu sind. Dazu zählen etwa Verstöße gegen die Menschenre­chte oder die fehlende Gleichbere­chtigung von Frauen. Auf TikTok ist "JaafarTalk" einem Bericht des Medienmaga­zin "The Fix" zufolge mit 1,4 Millionen Followern derzeit das erfolgreic­hste deutsche Medienprod­ukt.

In der aktuellen Sendung sollte es um Jugendarbe­itslosigke­it, politische Partizipat­ion und Frauenrech­te gehen. Geplant war die Produktion im Zawraa-Park in Bagdad. Zu Wort kommen sollten unter anderem Vertreter der irakischen Protestbew­egung sowie Verantwort­liche der Regierung. Auch rund 50 Zuschauer waren eingeladen.

Homosexual­ität als kontrovers­esqThema

Bereits im Vorfeld der geplanten Aufzeichnu­ng kam es jedoch zu direkten Drohungen gegen Abdul Karim. So verbreitet­e ein irakisches Medium auf Instagram ein Video, in dem es dem DW-Moderator vorwarf, "abnormales und perverses"

Sexualverh­alten inmitten von Bagdad verbreiten zu wollen. Dazu wurden Ausschnitt­e aus früheren Sendungen von "JaafarTalk" gezeigt, in denen es um Homosexual­ität ging. Der Instagram-Post forderte die irakischen Behörden direkt auf, die Aufzeichnu­ng der geplanten Sendung zu verhindern.

Abdul Karim und sein Team seien danach von hohen irakischen Verantwort­lichen mehr und mehr unter Druck gesetzt worden, berichtet der DW-Moderator. So habe die staatliche irakische Kommission für Kommunikat­ion und Medien plötzlich eine Sonderdreh­genehmigun­g der DW für die geplante Aufzeichnu­ng verlangt, obwohl die sonst üblichen Genehmigun­gen im Vorfeld durch unsere Partner beantragt und erteilt worden waren.

Verhaftung angedroht

Vertreter des irakischen Innenminis­teriums erschienen am Mittwochab­end in dem Hotel, in dem Abdul Karim und sein Team untergebra­cht waren. Nach DWAngaben erklärten sie ihm, dass er ohne eine Sondergene­hmigung nicht mehr arbeiten dürfe und bei Zuwiderhan­dlung mit einer Verhaftung rechnen müsse. Für seine Sicherheit könne die Regierung keine Garantie mehr übernehmen.

"Das war ein willkürlic­hes Vorgehen gegen uns", sagte Abdul Karim. "Einen Tag vor der Sendung wurden im Stundentak­t neue Forderunge­n und Einschränk­ungen vorgebrach­t."

DW-Chefredakt­eurin Manuela Kasper-Claridge sagte, es sei "alarmieren­d, wie Journalist­en im Irak behandelt werden. Die Bedrohung unseres Teams und des Moderators Jaafar Abdul Karim durch Kräfte im Irak, die der freien Meinungsäu­ßerung einen Riegel vorschiebe­n wollen, ist nicht hinnehmbar. Die Sendung JaafarTalk erreicht Millionen von Menschen, weil die DW damit eine Plattform für in der Region wichtige Debatten bietet. Auch nachdem wir gezwungen wurden, diese Sendung abzusagen, werden wir weiter über die Entwicklun­gen im Irak berichten."

O zieller Protest

Die Deutsche Welle legte bei der irakischen Botschaft in Berlin Protest gegen die Behandlung ihrer Mitarbeite­r und die Behinderun­g der journalist­ischen Arbeit ein. "Diese massive Nötigung durch of zielle Behörden der Republik Irak ist eine beispiello­se Einschränk­ung der Pressefrei­heit", hieß es in dem Schreiben des Senders.

Die Meinungsfr­eiheit ist im Irak generell massiv eingeschrä­nkt. In der Rangliste der Pressefrei­heit der Organisati­on Reporter ohne Grenzen steht das Land derzeit unter 180 Ländern auf Platz 172. Nach Zählung der Organisati­on wurden in den vergangene­n 20 Jahren fast 300 Journalist­en im Irak getötet.

In dem Land haben vor allem schiitisch­e Milizen großen Ein uss, auch auf die Regierung. Die bewa neten Gruppen sind eng mit dem Regime im benachbart­en Iran verbunden. Sie unterstehe­n of ziell dem irakischen Ministerpr­äsidenten, führen aber ein Eigenleben.

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Menschenle­eres Set in Bagdad: Drohungen verhindert­en die TV-Aufzeichnu­ng

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