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Deutsche Bank: Höchster Gewinn seit 15 Jahren

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Inmitten aller Krisen hat die Deutsche Bank2022 den höchsten Gewinn seit 15 Jahren erzielt. Das einstige Sorgenkind der europäisch­en Bankenbran­che schloss damit das dritte Jahr infolge mit Gewinn ab. Konzernche­f Christian Sewing bekräftigt­e am Donnerstag das Ziel, in den nächsten Jahren "nachhaltig" zu wachsen und die Rendite für die Aktionäre des Dax-Konzerns weiter zu steigern.

"Die Transforma­tion der Deutschen Bank in den vergangene­n dreieinhal­b Jahren war ein Erfolg", bilanziert­e Sewing am Donnerstag. "Indem wir uns auf unsere Stärken konzentrie­rt haben, sind wir deutlich pro tabler, diversi zierter und e zienter geworden." Die Börse blieb jedoch von den Zahlen unbeeindru­ckt - die Aktie der Deutschen Bank war zu Handelsbeg­inn der größte Verlierer mit einem Minus von vier Prozent in der Spitze.

Der Vorsteuerg­ewinn wuchs im vergangene­n Jahr um 65 Prozent auf rund 5,6 Milliarden Euro, wie die Deutsche Bank in Frankfurt mitteilte. Der Überschuss hat sich zum Vorjahr auf rund 5,7 Milliarden Euro mehr als verdoppelt. Nach Abzug von Zinszahlun­gen an Inhaber nachrangig­er Anleihen bleibt für die Aktionäre etwas mehr als 5,0 Milliarden Euro Gewinn (Im Vorjahr waren es noch 1,9 Milliarden). Die Bank pro tierte auch von einer einmaligen Steuerguts­chrift in Höhe von 1,4 Milliarden Euro.

Fast wie früher

In den Zeiten vor der Finanzkris­e 2008/2009 waren Milliarden­gewinne nichts Besonderes. In ihrem Rekordjahr 2007 erzielte die Deutsche Bank einen Vorsteuerg­ewinn von mehr als 8,7 Milliarden Euro und rund 6,5 Milliarden Euro Überschuss. Doch Deutschlan­ds größtes Geldhaus musste die Bilanz nach der großen Krise kräftig aufräumen und machte bis einschließ­lich 2019 fünf Jahre in Folge Verluste.

Im Sommer 2019 leitete der gut ein Jahr zuvor auf den Chefposten beförderte Sewing eine grundlegen­de Neuaufstel­lung des Konzerns ein: Das Investment­banking wurde gestutzt, der weltweite Aktienhand­el beendet, die Integratio­n der Postbank ins Privatkund­engeschäft vorangetri­eben. 2020 schloss die Deutsche Bank erstmals wieder ein Jahr unter dem Strich mit Gewinn ab.

Der Zinswende sei Dank

Im vergangene­n Jahr lief es für die Bank vor allem im Geschäft mit Privatkund­en und Unternehme­n gut. Die Unternehme­nsbank konnte ihren Vorsteuerg­ewinn auf 2,1 Milliarden Euro mehr als verdoppeln. Die Privatkund­enbank verdiente sie mit 2 Milliarden Euro sogar mehr als fünfmal so viel wie ein Jahr zuvor. Damit warfen die beiden Segmente zusammen mehr ab als die Investment­bank, von deren Erfolg die Deutsche Bank lange Zeit abhängig gewesen war.

2022 ging der Gewinn der Investment­bank um sechs Prozent auf 3,5 Milliarden Euro zurück. Auch die Vermögensv­erwaltung warf weniger ab: Der Vorsteuerg­ewinn der hauseigene­n Fondsgesel­lschaft DWS brach um 27 Prozent auf 598 Millionen Euro ein.

Wie bei anderen Instituten auch half die Zinswende dem Geschäft auf die Sprünge. Im vierten Quartal hat sich der Vorsteuerg­ewinn der Deutschen Bank binnen Jahresfris­t mehr als verneunfac­ht: auf 775 Millionen Euro. Unter dem Strich standen für den Zeitraum Oktober bis einschließ­lich Dezember 1,8 Milliarden Euro in den Büchern nach 145 Millionen Euro ein Jahr zuvor.

Der Ausblick bleibt unsicher

Nachdem die Deutsche Bank ihre Erträge - also die gesamten Einnahmen - im vergangene­n Jahr auch dank der gestiegene­n Zinsen um sieben Prozent auf 27,2 Milliarden Euro gesteigert hatte, geht Finanzvors­tand James von Moltke für dieses Jahr von einem weiteren Anstieg auf 28 Milliarden bis 29 Milliarden Euro aus.

Die Risikovors­orge für gefährdete Darlehen werde im laufenden Jahr aus heutiger Sicht eher 0,25 Prozent als 0,30 Prozent des Kreditvolu­mens erreichen, erklärte von Moltke. Im vergangene­n Jahr hatte die Deutsche Bank gut 1,2 Milliarden Euro in die Risikovors­orge gesteckt und damit mehr als doppelt so viel wie 2021.

Dennoch birgt der unsichere wirtschaft­liche Ausblick weiterhin Risiken: Das Brutto-Kreditenga­gement in Russland sank um 42 Prozent auf 806 Millionen Euro. Ein schwächere­s Wachstum, die steigende In ation oder die Rückkehr zu Niedrigzin­sen könnten laut Analysten von Goldman Sachs den Aktienkurs der Bank wieder einbrechen lassen.

dk/hb (afp,dpa, rtr)

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