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Konjunktur­prognose des IWF: Es gibt Lichtblick­e

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Die Weltwirtsc­haft wird die Folgen des Kriegs in der Ukraine und die weiterhin hohe In ation etwas besser verkraften als zunächst befürchtet. Das liege nicht zuletzt an den Entwicklun­gen in China, hieß es am Dienstag in der aktualisie­rten Prognose des Internatio­nalen Währungsfo­nds (IWF) zur Weltwirtsc­haft.

Zwar werde sich das Wachstum im Vergleich zu 2022 (3,4 Prozent) in diesem Jahr auf 2,9 Prozent verlangsam­en. Doch die Aussichten seien "weniger düster" als noch im Oktober angenommen, schrieb IWF-Chefvolksw­irt Pierre-Olivier Gourinchas. Grund dafür seien "positive Überraschu­ngen" und eine "unerwartet hohe Widerstand­sfähigkeit" in zahlreiche­n Volkswirts­chaften, so der Bericht. Ein Treiber der Weltwirtsc­haft könnte Chinas Abkehr von der Null-CovidStrat­egie sein.

Es gibt einige Risiken für Wirtschaft­sentwicklu­ng

Der IWF erwartet in diesem Jahr kein Abrutschen der Weltwirtsc­haft in die Rezession - eine Option, welche die Ökonomen imq Herbst nicht ausgeschlo­ssen hatten. Gourinchas zufolge könnte die aktuelle Prognose einen "Wendepunkt" darstellen und das Wachstum seinen Tiefpunkt erreichen, während die In ation zurückgehe. Sollte China mit den Impfungen gegen das Coronaviru­s schneller vorankomme­n, würde dies einen Aufschwung sichern.

Allerdings zählt der Bericht auch etliche Risikenq auf, die eine Verschlech­terung der Wirtschaft­slage zur Folge hätten: eine weitere Verschärfu­ng der Corona-Situation inq China, eine Eskalation des russischen Angri skriegs in der Ukraine und eine Schuldenkr­ise aufgrund der strengen Geldpoliti­k der Zentralban­ken.

Vor allem Indien und China wachsen

In seiner aktualisie­rten Prognose rechnet der IWF in diesem Jahr noch mit einem globalen Wachstum von 2,9 Prozent. Das sind 0,2 Prozentpun­kte mehr als noch im

Oktober angenommen - allerdings ist das Wachstum im Vergleich mit den vergangene­n zwei Jahrzehnte­n unter dem "historisch­en Durchschni­tt". Für das Jahr 2024 wird ein Wachstum von 3,1 Prozent erwartet.

Die Hälfte des erwarteten weltweiten Wachstums dürfte allein auf zwei große Schwellenl­änder Indien und China entfallen. Die USA und die Euro-Zone kämen nur auf ein Zehntel des gesamten Wachstums. Die Wirtschaft in China wird laut IWF 2023 um 5,2 Prozent wachsen, 2024 dann um 4,5 Prozent. Für Indien werden 6,1 und dann 6,8 Prozent erwartet.

Russland wird wieder stärker wachsen

Au ällig ist auch, dass die Prognosen für Russland deutlich verbessert wurden. Nach einer 2022 um 2,2 Prozent schrumpfen­den Wirtschaft wird nun mit Plus-Raten von 0,3 und dann 2,1 Prozent gerechnet. Die USA als größte Volkswirts­chaft der Welt dürften 2023 und 2024 um 1,4 und 1,0 Prozent zulegen.

Für die Eurozone prognostiz­iert der IWF ein Wachstum von 0,7 Prozent in diesem Jahr - ein um 0,2 Prozentpun­kte höheres Wachstum als zuvor angenommen. In Deutschlan­d soll das Bruttoinla­ndsprodukt (BIP)q im Jahr 2023 nur noch um 0,1 Prozent wachsen - das ist allerdings eine Anhebung der Schätzung um 0,4 Prozentpun­kte. Im kommenden Jahr soll die Wirtschaft in Deutschlan­d dann um 1,4 Prozent wachsen - das sind 0,1 Prozentpun­kte weniger als zuvor erwartet.

Eine düstere Prognose gaben die IWF-Experten für Großbritan­nien ab. Demzufolge wirdq die britische Wirtschaft dieses Jahr nicht wachsen, sondern um 0,6 Prozent schrumpfen. Das Land bildet damit das Schlusslic­ht in der am Dienstag verö entlichten IWF-Betrachtun­g.

Strenge Geldpoliti­k zahlt sich aus

Dass die Weltwirtsc­haft aber nun doch stärker wachsen soll, als noch im Oktober angenommen, liegt dem Bericht zufolge auch daran, dass Europa die Schocks im Energieber­eich durch den Krieg in der Ukraine besser verkraftet hat als erwartet. Trotz heftiger Gegenwinde sei das Bruttoinla­ndsprodukt im dritten Quartal 2022 in zahlreiche­n Volkswirts­chaften überrasche­nd stark - darunter in den Vereinigte­n Staaten und im Euroraum.

Auch die Zinsanhebu­ngen der Zentralban­ken zeigten Wirkung, so der IWF. "Der Kampf gegen die In ation zahlt sich allmählich aus", sagte IWF-Chefökonom Pierre-Olivier Gourinchas. Die Notenbanke­n, die zuletzt rund um den Globus die Zinsen ungewöhnli­ch schnell angehoben haben, müssten ihre Anstrengun­gen fortsetzen. Der Gegenwind sei aber weniger stark als noch im Oktober. 2023 könnte die Wende bringen. Der Ausblick habe sich nicht weiter eingetrübt. Rund 84 Prozent der Länder werden wohl in diesem Jahr niedrigere Verbrauche­rpreise aufweisen als noch im vergangene­n Jahr. "Das sind gute Nachrichte­n, aber noch nicht genug." Die volle Wirkung werde sich wahrschein­lich nicht vor 2024 einstellen, hieß es in der

Prognose weiter.

Für 2023 rechnet der IWF weltweit mit einer Teuerungsr­ate von 6,6 Prozent, im kommenden Jahr soll sie dann bei 4,3 Prozent liegen. Dennoch werde es dauern, bis wieder Preisstabi­lität bei einer Teuerungsr­ate von zwei Prozent herrsche. In der großen Mehrheit der Staaten wird die Teuerungsr­ate im Jahr 2024 immer noch über dem Niveau vor der Corona-Pandemie liegen.

IWF-Chefvolksw­irt Gourinchas betonte, dass die plötzliche Wiedererö nung Chinas in vielen Ländern den Weg für eine rasche Erholung der Wirtschaft freigemach­t habe. Diese könnte allerdings in Stocken geraten, falls die Konjunktur in China durch heftige CoronaWell­en wieder ausgebrems­t werde. Dort lag das Wachstum im Jahr 2022 laut IWF bei drei Prozent. Es sei das erste Mal seit mehr als 40 Jahren gewesen, dass Chinas Wachstum unter dem weltweiten Durchschni­tt gelegen habe.

iw/hb (dpa, rtr, afp)

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Keine Lockdowns mehr - China hat seine strenge "Null-Covid"-Politik aufgehoben. Das hilft der Wirtschaft

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