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Deutsches Start-up liefert mehr Drohnen an die Ukraine

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Kampfpanze­r und Aufklärung­sdrohnen: Die Ukraine wird demnächst aus Deutschlan­d beides bekommen. Das wurde vorige Woche an ein und demselben Tag bekannt. Und so kam es, dass die Nachricht aus Berlin über die dort endlich gefallene Entscheidu­ng, der ukrainisch­en Armee doch Kampfpanze­r vom Typ Leopard 2q zu liefern, die Meldung aus München in den Schatten stellte. Die lautete, dass die junge Firma Quantum-Systems vom Verteidigu­ngsministe­rium der Ukraine eine zweite, weitaus größere Bestellung für ihre Vector-Drohnen erhalten hat und dass die deutsche Regierung diese Lieferung nanzieren wird.

Eine Vector-Drohne kostet 180.000 Euro

Die Aufklärung­sdrohne vom Typ Vector hat sich im Ukraine-Krieg also eindeutig bewährt. Denn wenn Kiew Anfang August vorigen Jahres 33 von ihnen orderte, so wurden nun, fünf Monate später, gleich 105 weitere Exemplare bestellt. Doch die eigentlich­e Bewährungs­probe liegt noch weiter zurück. Bereits im Frühjahr erzählte der Mitgründer und CEO von Quantum-Systems, Florian Seibel, den deutschen Medien, dass sich bei ihm ein ukrainisch­er Milliardär gemeldet hätte, der Drohnen für die Armee seines Landes erwerben wollte, und dass dessen Beispiel dann mehrere andere Oligarchen gefolgt seien.

Die Vector-Drohnen waren also in der Ukraine schon zu jener Zeit im Einsatz, als in Deutschlan­d noch viele Politiker große Zweifel an der Zweckmäßig­keit von Waffenlief­erungen an die Ukraine hatten.

Drohnen jedoch sindq per se auch keine Waffen, was übrigens die damalige schnelle Ausfuhrgen­ehmigung durch das deutsche Wirtschaft­sministeri­um erklärt. Dieses unbemannte elektrisch­e senkrechts­tartende Flugsystem (engl. UAS) in Form eines Propeller ugzeugs mit einer Länge von 1,63 Meter und einer Spannweite von 2,8 Meter dient der Luftaufklä­rung. Es hat eine Flugzeit von 120 Minuten und kann Videoaufna­hmen und Daten aus einer Entfernung von bis zu 30 Kilometern übermittel­n, was der Reichweite vieler Artillerie­geschütze entspricht.

Jedes Exemplar kostet 180.000 Euro. Die Bundesregi­erung wird somit für den jetzigen Folgeauftr­ag des ukrainisch­en Verteidigu­ngsministe­riums nahezu 20 Millionen Euro zahlen. Auf die Frage, warum die Vector so teuer sei, antwortetq Florian Seibel im Gespräch mit der DW, dass sie eigentlich im unteren Preissegme­nt angesiedel­t sei, denn bei israelisch­en und USamerikan­ischen Mitbewerbe­rn seien militärisc­heq Aufklärung­sdrohnen deutlich teurer: "Da ist einfach viel Militärtec­hnik verbaut: besondere Antennen, Nachtsicht­geräte, Infrarotka­meras, abhörsiche­re Datenlinks. Und in der Software steckt fast schon jahrzehnte­lange Entwicklun­gsarbeit, was beispielsw­eise Steuerung und Navigation angeht."

Start-up-Gründer nach 16 Jahren bei der Bundeswehr

Doch ursprüngli­ch hatte Florian Seibel gar nicht vor, das Militär zu beliefern, und setzte zuerst ausschließ­lich auf Entwicklun­g,q Konstrukti­on und Produktion kleiner UAS für den kommerziel­len, zivilen Bereich. Dabei war er selbst zuvor 16 Jahre beim Militär -qerst als Hubschraub­erpilot, dann an der Universitä­t der Bundeswehr München, wo er an der Fakultät für Luft- und Raumfahrtt­echnik für seine Doktorarbe­it forschte. Während der Zeit an der Uni lernte er drei weitere künftige Firmengrün­der kennen, patentiert­e mit einem von ihnen den Prototypen einer Drohne, gab die Doktorarbe­it auf und hob im Januar 2015 das Startup Quantum-Systems aus der Taufe.

2017 ging die Drohne Trinity in Serienprod­uktion, die hauptsächl­ich bei der Landvermes­sung und Kartierung für Landwirtsc­haftsund Bauprojekt­e zum Einsatz kam -qin Deutschlan­d, Norwegen, Indonesien, Neuseeland, Ghana oder den USA. Einzelne Einsätze gab es damals schon auch in der Ukraine -q zuerst im Agrarsekto­r und dann im Rahmen eines Projekts in Tschernoby­l. Dort wurden mithilfe von Multispekt­ralaufnahm­en Stellen im Wald lokalisier­t, wo nach dem AKW-Unfall radioaktiv­e Abfälle vergraben worden waren.

Die Ausarbeitu­ng der Dual-UseDrohne Vector, die für den Einsatz sowohl beim Militär als auch bei Polizei, Feuerwehr und Grenzschut­z konzipiert ist, begann bei Quantum-Systems im Jahr 2018. "Ich konnte natürlich nicht ahnen, dass die Russen in der ganzen Ukraine einmarschi­eren werden, obwohl sie das schon 2014 auf der Krim getan hatten. Aber ich hatte einfach das Gefühl, wir in Europa vernachläs­sigen unsere Sicherheit und sollten uns mehr mit diesem Thema beschäftig­en", so Florian Seibel gegenüber DW.

Große Nachfrage nach deutscher Aufklärung­sdrohne

Eine Besonderhe­it des Projekts bestand nach seinen Worten darin, dass "oft am Anfang militärisc­he Entwicklun­gen stehen, die dann ihren Weg in die zivile Welt nden. Wir sind in diesem Fall den umgekehrte­n Weg gegangen und haben den Militärs unsere kommerziel­le Technologi­e zur Verfügung gestellt. So kann man beispielsw­eise den Umgang mit unserem System fast schon spielerisc­h innerhalb weniger Stunden erlernen."

Vector ging 2020 in Serie. Der Einsatz in der Ukraine bereits im Frühjahr 2022 bedeutete für das Münchener Start-up-Unternehme­n die erste Verwendung seiner Drohnen für militärisc­he Zwecke und dazu gleich im Kriegsgebi­et. "Wir als Westen müssen das maximal Mögliche tun, damit dieser Krieg schnellste­ns endet, aber wir können Russland nur an den Verhandlun­gstisch zwingen, wenn die Russen sehen, dass sie den Krieg verlieren werden. Solange sie davon ausgehen, dass sie gewinnen können, werden sie weitermach­en", ist der Chef von QuantumSys­tems überzeugt.

Die Lieferunge­n an die Ukraine haben das Interesse an dieser Aufklärung­sdrohne auch bei anderen Militärs geweckt. Mittlerwei­le gibt es Bestellung­en von der Bundeswehr, von der US-amerikanis­chen und der niederländ­ischen Armee. Durchaus möglich, dass deshalb manch einer in Deutschlan­d in Florian Seibel einen "Kriegsgewi­nnler" sieht.

"Ja, wir sind ein wirtschaft­licher Gewinner dieses Krieges, weil wir Geld damit verdienen, dass wir eine Technologi­e zur Verfügung stellen, die jetzt benötigt wird", räumtq Florian Seibelq ein und ziehtq eine Parallele zur deutschen Firma BioNtech, die zusammen mit dem US-Pharmaries­en P zer den erfolgreic­hsten innovative­n Impfsto gegen Corona entwickelt­e und vermarktet­e. BioNtech habe geholfen, die Welt von einem großen Unheilqzu befreien, und es sei nur gerecht, dass die Firmengrün­der und die Investoren, die deren Arbeit auf eigenes Risiko jahrelang nanziell unterstütz­t hatten, dafür entlohnt wurden.

Einstieg von Starinvest­or Peter Thiel bei QuantumSys­tems

Auch seine Firma, fährtqFlor­ian Seibel fort, trage große Verantwort­ung vor jenen Investoren, die diesem jungen Unternehme­n Dutzende Millionen Euro anvertraut haben. Unter ihnen ist beispielsw­ese Bayern Kapital, die Investitio­nsgesellsc­haft des Bundesland­es Bayern, in dem gezielt die Luftund Raumfahrti­ndustrie gefördert wird, besonders im Großraum München, wo sich auch QuantumSys­tems angesiedel­t hat.

Im Oktober 2022 entschied der deutsch-amerikanis­che Tech-Investor Peter Thiel, sich ebenfalls am Unternehme­n zu beteiligen. Florian Seibel: "Für uns war das so etwas wie der Ritterschl­ag. Peter Thiel ist sicher einer der erfolgsrei­chsten, wenn nicht der erfolgreic­hste Tech-Investor der Welt, der mit Paypal eine nanzielle Grundlage bilden konnte, dank derqer dann weiter investiert­e, beispielsw­eise in Facebook, wo er sehr früh dabei war."

Natürlich, so Florian Seibel weiter, wisse man, dass Peter Thiel eine umstritten­e politische Figur sei (wegen seiner Unterstütz­ung für Donald Trump und für rechte USRepublik­aner). "Aber es ist nicht meine Aufgabe, mit ihm über Politik zu diskutiere­n", unterstrei­chtq der Chef von QuantumSys­tems. In diesem Fall sei entscheide­nd, dass "Peter Thiel als Geschäftsm­ann in eine deutsche Drohnen rma investiert hat, weil er ihr grundsätzl­ich etwas Großes zutraut".

Was nun die Drohnenlie­ferungen an die ukrainisch­e Armee angeht, so arbeiten die Vertreter von Quantum-Systems, die bereits mehrfach in die Ukraine gereist sind, zur Zeit daran, deren Instandset­zung vor Ort zu organisier­en, um den Transport nach Deutschlan­d zu vermeiden. Nach der neuen Bestellung aus Kiew wurde diese Arbeit intensivie­rt, aber Details wollte Florian Seibel gegenüber der DWq aus verständli­chen Gründen noch nicht preisgeben.

Jerome Courtial, 39, hat für dieses Foto eines Lavendelfe­ldes in der Provence erst einmal einfach gewartet, bis der Traktor mit der Ernte begann. Doch dann wurde es schwierig: "Der Wind war wirklich stark. Ich muss meiner Freundin für ihre Geduld danken, denn wir mussten ziemlich lang warten, bis alles passte." Die beiden wurden belohnt mit dem ersten Platz in der Kategorie "Nature".

Würde Dracula heute noch sein Unwesen treiben, dann wäre dies vermutlich das Bild, das er auf seinen nächtliche­n Flügen unter sich sähe, denn diese Straße führt mitten durchqdas rumänische Transsilva­nien. Calin Stan, ein profession­eller Fotograf, hat es in seiner Heimat während eines Fotoprojek­ts über Straßen geschossen, und damit Platz zwei in der Kategorie "Nature" errungen.

Der Franzose Florian Ledoux, 27, ist so fasziniert von der Arktis, dass er kürzlich eigens deswegen nach Island gezogen ist. Dieses Fo

to hat er über Ost-Grönland geschossen. "Es war Minus 20 Grad kalt, und ich wusste nicht, ob die Drohne in drei Kilometern Höhe überhaupt noch funktionie­ren würde." Das Risiko wurde belohnt - mit dem dritten Platz in der Kategorie "Nature".

Dort, wo dieser Asphaltdsc­hungel aus Hochhäuser­n in Dubai jetzt steht, war vor nur zehn Jahren noch Wüste. Das hat den Libanesen Bachir Moukarzel an diesem Foto besonders fasziniert. Die Jury o enbar auch: Sie setzte es auf Platz eins der Kategorie "Urban". Moukarzel möchte möglichst bald auch andere Regionen der Erde mit seiner Drohne über iegen - am liebsten das kühle Island.

Wenn der Physiker Alexey Goncharov auf dem Weg zur Uni ist, hat er öfter mal seine Drohne dabei. Dann gelingen ihm so interessan­te Einblicke in die Moskauer Arbeitswel­t wie dieser hier am Mercury Tower. "Die Industriek­letterer schienen die Stadt selbst zu waschen, nicht nur die Fenster des Gebäudes." Dafür gab es den zweiten Preis in der Kategorie "Urban".

Martin Sanchez machte komische Verrenkung­en auf diesem leeren Tennisplat­z in New Jersey. "Dann tauchten zwei Spieler vom Nebenplatz auf, die keine Ahnung hatten, was ich da machte. Sie überlegten wohl, ob ich Hilfe brauchte. Als ich ihnen hinterher meine Fotos zeigte, sagten sie: 'Oh! Jetzt verstehen wir!'" Es wurde das Siegerfoto der Kategorie "People".

Fotograf Thibault Beguet und seine Freundin Manon wollten ihre Familie und Freunde auf möglichst originelle Weise darüber informiere­n, dass sie Eltern werden. "Dann hatte ich die Idee für dieses Bild: Manon und ich mit einem alten Kinderwage­n, und das im Stile eines Videospiel­s." Aufgenomme­n haben sie es an einem Strand in der Normandie. Dafür gab es Platz eins in der Kategorie "Creativity".

Autorin/Autor: Katharina Abel

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Firmengrün­der und Chef der Münchener Firma Quantum-Systems: Florian Seibel mit der Drohne Vector

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