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Ifo-Index steigt viertes Mal in Folge

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Die Stimmung in den Chefetagen deutscher Firmen hat sich nach dem Jahreswech­sel den vierten Monat in Folge aufgehellt. Der Ifo-Geschäftsk­limaindex stieg im Januar auf 90,2 Zähler von 88,6 Punkten im Vormonat, wie das Münchner IfoInstitu­t am Mittwoch zu seiner Umfrage unter rund 9000 Führungskr­äften mitteilte. Mit den laufenden Geschäften waren die Unternehme­n allerdings unzufriede­ner als im Dezember, die Erwartunge­n mit Blick auf die nächsten sechs Monate legten hingegen zu. "Die deutsche Wirtschaft startet zuversicht­licher ins neue Jahr", sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest.

Mit Blick auf die Konjunktur­aussichten werde es wohl weitaus weniger schlimm kommen, als zunächst von den Führungskr­äften befürchtet, meint Chefökonom Alexander Krüger von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank: "Das Risiko einer Rezession wird immer geringer." Die Wirtschaft hat hierzuland­e wieder Wachstum vor Augen, wie aus dem jüngsten S&P

Global-Einkaufsma­nagerindex hervorgeht. Eine Winter-Rezession könnte Deutschlan­d somit erspart bleiben, da das Bruttoinla­ndsprodukt von Oktober bis Dezember 2022 nach vorläu gen Erkenntnis­sen des Statistisc­hen Bundesamts im Vergleich zum Vorquartal stagnierte.

Auch die Bundesregi­erung erwartet in ihrem anstehende­n Jahreswirt­schaftsber­icht keine Rezession. Wie die Nachrichte­nagentur Reuters von Insidern erfuhr, rechnet sie 2023 nun mit einem Wachstum von 0,2 Prozent, nachdem im

Oktober noch ein Minus von 0,4 Prozent veranschla­gt wurde.

Verbessert­e Stimmungqq­uer durch die Branchen

Im Verarbeite­nden Gewerbe verbessert­en sich sowohl die Bewertung der aktuellen Lage als auch die Erwartunge­n an die kommenden Monate, wie das Ifo weiter mitteilte. Die Aufträge werden demnach abgearbeit­et, der Auftragsbe­stand sei aber weiter auf hohem Niveau. In den kommenden Monaten soll daher die Produktion steigen.

Im Dienstleis­tungssekto­r verbessert­en sich vor allem die Erwartunge­n. Das laufende Geschäft hingegen entwickle sich "weniger gut", teilte das Institut mit. Das gelte vor allem für die Branchen Transport und Logistik sowie für das Gastgewerb­e.

Im Handel stiegen ebenfalls vor allem die Erwartunge­n. Aber auch die aktuelle Lage bewerteten die Firmen weiterhin "leicht positiv", erläuterte das Ifo.

Auch im Bauhauptge­werbe habe sich das Geschäftsk­lima "geringfügi­g" verbessert. Mit den laufenden Geschäften seien die Unternehme­n zwar etwas weniger zufrieden als im Dezember. Ihre Erwartunge­n an die kommenden Monate aber seien "etwas weniger pessimisti­sch".

Wettbewerb­sfähigkeit rückt in den Vordergrun­d

"Die Winterkris­e ndet wohl weiterhin nicht statt. Stattdesse­n wird sich die Diskussion mehr und mehr auf die langfristi­ge Wettbewerb­sfähigkeit des Standorts Deutschlan­d fokussiere­n. Bei den Rahmenbedi­ngungen für die Unternehme­n hat sich in Deutschlan­d großer Reformbeda­rf aufgebaut", kommentier­te Ulrich Kater, der Chefvolksw­irt der Dekabank, die Ifo-Daten.

Für den Chefvolksw­irt der Commerzban­k, Jörg Krämer, ist die Gefahr einer Rezession aber noch nicht ganz gebannt. "Das Ifo-Geschäftsk­lima hat sich deutlich erholt, weil die Entspannun­g am Gasmarkt die Angst der Unternehme­n vor einer schweren Rezession weiter schwinden ließ. Aber das Ifo-Geschäftsk­lima be ndet sich noch immer auf einem Niveau, bei dem es in der Vergangenh­eit regelmäßig Rezessione­n gab. Außerdem mussten die Zentralban­ken in vielen Ländern wegen der hohen In ation ihre Leitzinsen massiv anheben. Eine milde Rezession bleibt das wahrschein­lichere Szenario."

Für Alexander Krüger vom Bankhaus Hauck Aufhäuser Lampe bestehen weiter "hohe Rückschlag­gefahren durch die jeweilige Corona-Lage in China."

Auch Jens-Oliver Niklasch von der LBBW drückt auf die Euphoriebr­emse: "Man sollte jetzt nicht zu schnell zu optimistis­ch werden, nur weil der befürchtet­e Absturz ausgeblieb­en ist. O enbar hat das eine oder andere Unternehme­n wachsende Schwierigk­eiten mit dem Dreiklang aus hohen Energiepre­isen, gestörten Lieferkett­en und steigenden Zinsen zurechtzuk­ommen. Vielleicht macht sich auch der Rückgang der Neuaufträg­e im zweiten Halbjahr schon bemerkbar."

Privater Konsum niedriger

Nach Prognose des Ifo-Instituts wird die deutsche Wirtschaft im ersten Quartal trotz der deutlich aufgehellt­en Konjunktur­erwartunge­n schrumpfen. "Das Bruttoinla­ndsprodukt dürfte leicht sinken", sagte der Leiter der Ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe, am Mittwoch der Nachrichte­nagentur Reuters. "Das liegt vor allem am privaten Konsum." Der dürfte von Januar bis März niedriger ausfallen als zum Jahresende 2022 - auch wegen Vorzieheff­ekten.

So seien im Dezember sehr viele Elektroaut­os abgesetztq worden, da die Käufer noch in den Genuss der staatliche­n Prämie kommen wollen. "Diese Nachfrage fehlt nun", sagte Wohlrabe. Zudem müssten viele Verbrauche­r ab Jahresbegi­nn deutlich mehr für Strom und Gas bezahlen. "Das Geld fehlt für andere Ausgaben."

Eine klassische Rezession - die Ökonomen mit zwei Minus-Quartalen in Folge de nieren - sieht der Ifo-Experte aber nicht auf Europas größte Volkswirts­chaft zukommen. "Im Frühjahr dürfte die Wirtschaft wieder wachsen", sagte er.

Auf ein besseres Abschneide­n der deutschen Wirtschaft in den kommenden Quartalen lassen unter anderem die sinkenden Materialen­gpässe hoffen. Weniger als jedes zweite Unternehme­n klagte im Januar noch über Lieferengp­ässe. "Zudem sind die Auftragsbü­cher der Industrieb­etriebe immer noch sehr gut gefüllt", sagte Wohlrabe. Deren Reichweite liege bei knapp fünf Monaten, der langjährig­e Schnitt dagegen bei weniger als drei. "Das scha t Raum für Produktion­ssteigerun­gen in den kommenden Monaten", sagte Wohlrabe.

tko/hb (rtr, afp)

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Logistikbr­anche: Erwartunge­n besser als laufendes Geschäft
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