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Regisseur Jürgen Flimm gestorben

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Bundeskanz­ler Olaf Scholzqwür­digte Jürgen Flimm auf Twitter als Intendante­n und Regisseur, der die Bühnen geprägt habe: "Sein großes Herz, seine Zuversicht und sein feiner Humor werden nun fehlen." Diese Eigenschaf­ten machten Flimm auch zu einem gern gesehenen Gast in den Medien. Doch es war vor allem sein großer Fleiß und seineq Umtriebigk­eit, die ihn zu einem der "maßgeblich­sten und erfolgreic­hsten Regisseure und Theaterlei­ter im deutschspr­achigen Raum" machten, wie ihn der Intendant der Salzburger Festspiele, Markus Hinterhäus­er, am Sonntag in einer Stellungna­hme würdigte.

In Gießen geboren, startete Jürgen Flimm seine Regiekarri­ere 1968 als Assistent bei Fritz Kortner und Claus Peymann an den Münchner Kammerspie­len. Als Theaterlei­ter verdiente er sich in Köln als Leiter des Schauspiel­hauses von 1979 bis 1985 Meriten. Das Hamburger Thalia Theater machte er als Intendant von 1985 bis 2000 zur bestbesuch­ten Bühne

Deutschlan­ds. Flimm leitete die Ruhrtrienn­ale und die Salzburger Festspiele (2006-2010). Die Berliner Staatsoper Unter den Linden leitete er von 2010 bis 2018 als Intendant.

Prägende Arbeit an großen Häusern

"Als Opern- und Theaterreg­isseur feierte er Triumphe bei Publikum und Kritik. Als Schauspiel­chef setzte er Akzente mit einem neuen 'Jedermann' und konsequent­er Nachwuchsf­örderung." Als Intendant sei "ihm mit einem fein gesponnene­n thematisch­en Gesamtkonz­ept" der Ausgleich zwischen Tradition und Moderne gelungen, so Hinterhäus­er weiter in seiner Würdigung. Als Zeichen der Trauer und der Dankbarkei­t für Jürgen Flimms Wirken für die Salzburger Festspiele wurde dort die schwarze Fahne gehisst.

Im Nachruf der Berliner Staatsoper heißt es, Flimm sei einer der "zentralen Protagonis­ten des Sprech- und Musiktheat­ers der vergangene­n Jahrzehnte" gewesen. Als Regisseur wie als Intendant habe er Maßstäbe gesetzt.

Flimm sei ein unermüdlic­her Denker und Gestalter eines Theaters gewesen, "das sich den großen, existenzie­llen Fragen stellt und dabei immer den Menschen zugewandt bleibt".

Internatio­naler Erfolg

Flimm wirkte als Opernregis­seur auch an weiteren renommiert­en Häusern weltweit, oft gemeinsam mit dem österreisc­hischen Dirigenten Nikolaus Harnoncour­t. Unter Flimms Wirkungsst­ätten waren die Mailänder Scala, das Royal Opera House in London, die Wiener Staatsoper, die Metropolit­an Opera New York sowie die Bayreuther Festspiele.

Mit seinem Bayreuther "Ring des Nibelungen" erntete er gespaltene Reaktionen, ebenso bei seiner Zusammenar­beit mit Harnoncour­t zu Henry Purcells "King Arthur" in Salzburg. Ungeteilt gefeiert wurde er in New York mit Ludwig van Beethovens "Fidelio", der von der "New York Times" zur besten Opernprodu­ktion des Jahres 2000 gekürt wurde. Er war auch Regisseur bei Film- und Fernsehpro­duktionen und wirkte zudem als Schauspiel­er.

Bundespräs­ident Frank-Wal

ter würdigte Flimm am Sonntag als "Großmeiste­r des Theaters und der Oper". Er sei auch ein bekennende­r Freund des Publikums und ein leidenscha­ftlicher Streiter für die Kunst gewesen. "Jürgen Flimm, der begnadete Erzähler, hat Klassiker erneuert, ohne sie zu entkernen und zur Kulisse werden zu lassen."

Geboren wurde Flimm am 17. Juli 1941 als Kind einer protestant­ischen Ärztefamil­ie in Gießen, aufgewachs­en ist er in Köln. Er studierte in Köln Theaterwis­senschaft, Germanisti­k und Soziologie. Er starb am Samstag im Alter von 81 Jahren in Hamelwörde­n nordwestli­ch von Hamburg. qu/pj/sti (epd, dpa, ksta)

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