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Ewa Pajor: Torjägerin mit der Mentalität einer "Wölfin"

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"Unser Motto ist 'immer hungrig'. Wolfsburg will immer gewinnen, und ich liebe diese Mentalität. Wir wollen jedes Jahr jeden Titel gewinnen", sagt Ewa Pajor der DW. "Hier muss man in jeder Abteilung alles geben. Im Training, im Spiel. Es ist egal, gegen wen wir spielen." Bei einem Verein, der so erfolgreic­h ist, wie der VfL Wolfsburg, bleibt kein Platz für halbe Sachen. Die Mentalität der "Wöl nnen" ist einer der Gründe dafür, dass sie den deutschen Fußball seit 2013 dominieren. Und in dem Team voller ehrgeizige­r Spielerinn­en sticht Ewa Pajor mit ihrer Einstellun­g zum Fußball noch einmal heraus.

"Ich habe selten eine Spielerin gesehen, die in jeder einzelnen Trainingse­inheit so viel gibt wie Ewa", sagte Wolfsburgs Trainer Tommy Stroot in einer Pressekonf­erenz gegenüber der DW. "Die Messlatte liegt für uns schon sehr hoch, wenn sie dann noch übertro en wird, ist das unglaublic­h."

Die Tore von Ewa Pajor haben Wolfsburg in dieser Bundesliga­Saison in luftige Höhen katapultie­rt. Neunmal hat die Polin in neun Ligaeinsät­zen getroffen. Im ersten Spiel nach der Winterpaus­e beim SC Freiburg dauerte es keine fünf Minuten bis Pajor das 1:0 erzielte. Am Ende hieß es sogar 4:0. In einer Saison, vor der diskutiert wurde, ob der FC Bayern oder Eintracht Frankfurt das Titelmonop­ol der Wolfsburge­rinnen in der Bundesliga angreifen könnten, haben sich die "Wöl nnen" einfach noch einmal gesteigert und stehen mit elf Siegen aus elf Spielen mit einem beruhigend­en Punkte-Polster an der Spitze.

Enorme Entwicklun­g in knapp acht Jahren VfL

Eine zentrale Rolle nimmt dabei Pajor ein. Sie kam 2015 als 18-Jährige aus Polen nach Norddeutsc­hland. Zwar brauchte sie eine gewisse Zeit, um sich einzugewöh­nen, aber sie ließ sich schnell von der Philosophi­e des Vereins anstecken. Umgeben von etablierte­n Weltklasse-Spielerinn­en wie Pernille Harder und Caroline Graham Hansen steigerte Pajor ihr Spiel, um mit ihren Teamkolleg­innen mitzuhalte­n. In der Saison 2018/19 explodiert­e sie förmlich und wurde mit 24 Toren in nur 19 Ligaspiele­n Torschütze­nkönigin.

"Als ich hier ankam, habe ich einige wirklich starke Persönlich­keiten kennengele­rnt, wie Alexandra Popp, Anna Blässe und Nilla Fischer. Von ihnen habe ich gelernt", sagt Pajor heute im Gespräch mit der DW. "Und jetzt will ich dieses Wissen weitergebe­n."

Mittlerwei­le ist die 26-Jährige eine der dienstälte­sten Spielerinn­en des VfL Wolfsburg und lebt ihre Rolle als Vorbild für die Mannschaft auf und neben dem Platz vor. Mit 109 Toren in 153 Spielen liegt sie derzeit auf Platz vier der ewigen Wolfsburge­r Torschütze­nliste und ist in dieser Saison sowohl in der Bundesliga als auch in der Champions League die beste Torschützi­n der "Wöl nnen".

"Perfektes Gesamtpake­t"

Während ihr Torinstink­t Pajors gefährlich­ste Wa e ist, ist sie weit mehr als "nur" eine Torjägerin. Ihr Trainer Tommy Stroot bezeichnet sie als "perfektes Gesamtpake­t". Pajor setzt die Gegnerinne­n unter Druck, ihr Tempo ist bei Kontern tödlich, und ihre Dribblings aus der Tiefe scha en Räume für ihre Mitspieler­innen. Selbst ihre Körpergröß­e von 1,67 Metern hält sie nicht davon ab, auch in der Luft eine Herausford­erung für ihre Gegnerinne­n zu sein.

Sie selbst sieht sich jedoch nicht als komplette Spielerin: "Es gibt noch so viele Dinge, die ich verbessern kann", sagt sie. "Ich denke, dass man in jedem Jahr, in jedem Training, in jedem Spiel immer alles noch besser machen kann. Meine Philosophi­e ist, dass ich mich noch verbessern muss - in allem"

Traumziel ChampionsL­eague-Sieg

Der Hunger nach Erfolg, den Pajor stellvertr­etend vorlebt, gepaart mit der nanziellen Unterstütz­ung durch die Volkswagen AG haben den VfL Wolfsburg in den vergangene­n zehn Jahren mit 16 Titeln an die Spitze des deutschen Fußballs gebracht. So ist Pajor seit ihrem Wechsel nach Wolfsburg bereits fünfmal deutsche Meisterin und sogar siebenmal DFB-Pokalsiege­rin geworden - ein Titel fehlt ihr aber noch in ihrer Trophäensa­mmlung: die Champions League.

Dreimal bereits war Pajor mit dem VfL nah dran, scheiterte aber 2016, 2018 und 2020 jeweils im Endspiel an Olympique Lyon. "Das tut sehr weh. Aber danach hat man die Erfahrung. Und unser Ziel ist es, in Eindhoven dabei zu sein und [dieses Jahr] das Finale zu gewinnen", sagt sie. "Wir werden uns auf uns selbst konzentrie­ren, hart arbeiten und diesen Schritt in Richtung unseres Ziels machen."

Wenn sie weiterhin so gut spielt und regelmäßig tri t wie zuletzt, dürfte Ewa Pajor wohl bald auch auf dem Wunschzett­el mancher Klubs in England und Spanien stehen, die noch mehr Finanzkraf­t im Rücken haben als die Wolfsburge­rinnen. Allerdings scheint sie momentan nicht daran interessie­rt zu sein, woanders Erfolg und Anerkennun­g zu nden.

"Ich habe mich in Wolfsburg von Anfang an wohl gefühlt. Das ist der beste Ort für mich, es ist die beste Mannschaft der Welt", meint sie. "Und ich bin gespannt auf unsere neuen Ziele. Ich bin so stolz, hier spielen zu dürfen." Worte, die auch ihr Trainer Tommy Stroot gerne hören dürfte. "Ewa hat einfach eine unglaublic­he Einstellun­g und bringt sie jeden Tag ein", sagt er. "Wir sind sehr froh, dass wir sie haben."

Der Text wurde aus dem Englischen adaptiert.

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Auch internatio­nal tre sicher: Ewa Pajor hat in 70 Länderspie­len für Polen bisher 51 Tore erzielt

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