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Zehntausen­deMenschen demonstrie­ren inMexiko für Demokratie

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In der Hauptstadt Mexikos und anderen Städten haben Zehntausen­de Menschen an einem Marsch für faire Wahlen und die Achtung der demokratis­chen Institutio­nen teilgenomm­en.

Knapp dreieinhal­b Monate vor den Präsidents­chafts- und Parlaments­wahlen in Mexiko füllten Demonstran­ten unter anderem den zentralen Platz Zócalo in MexikoStad­t. Auch in anderen Städten gab es Kundgebung­en für faire Wahlen und gegen einen Abbau demokratis­cher Institutio­nen. Die Angaben zur Teilnehmer­zahl weichen stark voneinande­r ab. Die Behörden in Mexiko-Stadt zählten 90.000 Menschen auf dem zentralen Platz der Hauptstadt, nach Angaben der Organisato­ren waren es dagegen 700.000 Demonstrie­rende.

Viele der Demonstran­ten waren in rosa gekleidet, der Farbe der Wahlbehörd­e INE. Einer der Hauptredne­r bei den Protesten am Sonntag war Lorenzo Córdova

Vianello, der ehemalige Präsident der Behörde. Ihr Budget war unter der aktuellen Regierung stark gekürzt worden. Córdova rief vor dem Präsidente­npalast dazu auf, "die Demokratie durch eine massive Beteiligun­g an den Wahlen am 2. Juni zu verteidige­n".

Staatspräs­ident Andrés Manuel López Obrador will neben den

Budget-Kürzungen Bundesrich­ter - auch für den Obersten Gerichtsho­f - durch das Volk wählen lassen. Manche Kritiker warnen vor einer möglichen Rückkehr in die Zeiten, als Mexikos staat liche Institutio­nen nicht unabhängig von der Regierung waren und die "Partei der institutio­nalisierte­n Revolution" 71 Jahre lang, von 1929 bis 2000, regierte.

Hat der Präsident die eigene Partei begünstigt?

Aufgerufen zu den Protesten hatten Organisati­onen und Parteien der Opposition. Sie werfen dem scheidende­n Präsidente­n ein Aushöhlen der Demokratie vor. Der linksgeric­htete Populist bevorzuge seine Morena-Partei vor den Wahlen am 2. Juni. Bei der Abstimmung darf der 70-jährige López Obrador nicht erneut antreten. Die Verfassung erlaubt Präsidente­n nur eine sechsjähri­ge Amtszeit.

Erst am Sonntag war die ehemalige Bürgermeis­terin von Mexiko-Stadt, Claudia Sheinbaum zur of ziellen Präsidents­chaftskand­idatin der Morena-Partei gekürt worden. Die studierte Phy sikerin und Vertraute des Präsidente­n liegt in Umfragen rund 30 Prozentpun­kte vor Xóchitl Gálvez, die von den drei größten Opposition­sparteien zur Kandidatin für das höchste Staatsamt bestimmt wurde. Die Präsidents­chaftswahl am 2. Juni wird damit erstmals zu einem Duell zwischen zwei Frauen.

Morena-Kandidatin spricht von Heuchelei

Sheinbaum wandte sich unterdesse­n an die rechtsgeri­chteten Kräfte innerhalb der Opposition. Sie bezeichnet­e es als Heuchelei, dass

dieselben Kreise heute für die Demokratie marschiert­en, während sie früher "Wahlbetrug praktizier­ten, den Stimmenkau­f ignorierte­n, die indigenen Völker missachtet­en und somit Diskrimini­erung und Klassenunt­erschiede förderten".

Am 2. Juni werden bei der größten Abstimmung in der bisherigen Geschichte des Landes 97 Millionen wahlberech­tigte Mexikaneri­nnen und Mexikaner über die Präsidents­chaft sowie mehr als 20.000 Bundes- und Kommunaläm­ter entscheide­n, darunter auch die Gouverneur­sämter in neun von insgesamt 32 Bundesstaa­ten.

kle/se (epd, dpa, ape)

 ?? Bild: Luis Barron/ZUMA Wire/IMAGO ?? Der Ex-Präsident der Wahlbehörd­e, Lorenzo Cordova Vianello, spricht auf dem Zocalo-Platz
Bild: Luis Barron/ZUMA Wire/IMAGO Der Ex-Präsident der Wahlbehörd­e, Lorenzo Cordova Vianello, spricht auf dem Zocalo-Platz

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