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Ursula von der Leyenwill EUKommissi­onscheffin bleiben

- NATO."

Die deutsche Christdemo­kratin Ursula von der Leyen leitet seit 2019 als erste Frau die EU-Kommission in Brüssel. Sie ist 65 Jahre alt und könnte damit in Rente gehen. Will sie aber nicht. Bis 2029 will sie weiter Präsiden

tin der mächtigen Kommission bleiben, um halbfertig­e Projekte wie den klimaneutr­alen Umbau der europäisch­en Wirtschaft oder einen Beitritt der Ukraine zur EU weiter voranzutre­iben.

"Ich nde, dass Ursula von der Ley en hier einen guten Job gemacht hat. Ich kenne den Job und seine Schwierigk­eiten. Das ist nicht nur der wichtigste Job, den die EU zu vergeben hat, sondern auch der schwierigs­te. Nicht jeder kann das. Sie kann das", sagte ihr Vorgänger im Amt, der Luxemburge­r Jean Claude Juncker, dem Deutschlan­dfunk im Herbst 2023.

An diesem Montag erklärte Ursula von der Ley en in Berlin bei einer Sitzung ihrer Partei CDU förmlich ihre Bereit schaft, noch einmal anzutreten. Von der Ley en sei einstimmig vom CDU-Vorstand zur Spitzenkan­didatin der christdemo­kratischen Parteienfa­milie EVP no

miniert worden, bestätigte CDUChef Friedrich Merz. In zwei Wochen wird die christdemo­kratische Europäisch­e Volksparte­i (EVP) sie dann als Spitzenkan­didatin auf den Schild heben. Die Kommission­spräsident­in wird allerdings auf keinem Wahlzettel erscheinen. Sie kann bei den anstehende­n Wahlen zum Europäisch­en Parlament Anfang Juni nicht direkt bestimmt werden.

Auf die Mitgliedss­taaten kommt es an

Über die zweite Amtszeit entscheide­n die 27 Staats- und Regierungs­chefs und -che nnen der Europäisch­en Union. Sie haben das Vorschlags­recht. "Von der Ley ens Chancen stehen nicht schlecht, aber es wird de nitiv nicht einfach", sagt Janis Emmanouili­dis. Er beobachtet für den Denkfabrik "European Policy Centre" in Brüssel die EU-Führungskr­äfte seit vielen Jahren.

Der Posten der EU-Kommission­sche n sei ja nur Teil eines Gesamtpake­tes, über das im Sommer entschiede­n werden müsse, erläutert Emmanouili­dis. Auch der Präsident des Europäisch­en Rates, der Außenbeauf­tragte der EU und die Präsidenti­n des Europäisch­en Parlaments müssten ausgehande­lt werden. Das erfordere Einstimmig­keit unter den Mitgliedss­taaten. Der ungarische Ministerpr­äsident Viktor Orban, ein erbit terter politische­r Gegner von Ursula von der Ley en, könnte blockieren. "Er wird de nitiv einen Preis fordern", ist sich der politische Beobachter Emmanouili­dis sicher. "Und dann braucht sie auch die Zustimmung des Europäisch­en Parlaments. Bereits 2019 war es äußerst knapp."

Das EU-Parlament muss zustimmen

Das frisch gewählte Europäisch­e Parlament muss die EU-Kommission­spräsident­in auf Vorschlag der Staats- und Regierungs­chefs bestätigen. 2019 bekam von der Ley - en nur eine knappe Mehrheit von neun Stimmen. Diesmal dürfte das Suchen nach Mehrheiten noch schwierige­r werden, weil nach Umfragen mehr rechtspopu­listische und eher schwer berechenba­re Abgeordnet­e in das Parlament mit insgesamt 720 Sitzen einziehen werden.

Der sozialdemo­kratische italienisc­he Abgeordnet­e Brando Benifei sagte der DW, die EU brauche einen Wandel. "Ich glaube nicht, dass es eine gute Idee ist, Ursula von der Ley en erneut zu wählen. Sie versucht die beste Freundin von Nationalis­ten wie (Italiens Ministerpr­äsidentin) Georgia Meloni zu werden. Sie hat Migrations­regeln vorangebra­cht, die gegen die Interessen der EU verstoßen."

Viel angekündig­t, genug geliefert?

In Brüssel wird von vielen Beobachter­n gelobt, dass sich von der Ley en sich als ständige Krisenmana­gerin in der Corona-Pandemie und bei der Antwort auf den Krieg Russlands gegen die Ukraine bewährt habe. "Es war für Frau von der Ley en nicht einfach, die Truppe zusammenzu­halten. Das ist ihr gelungen und dafür verdient sie Lob und Anerkennun­g", meint ihr Vorgänger im Amt, Jean Claude Juncker.

Der Europa-Abgeordnet­e Martin Schirdewan von der Linksparte­i ist da kritischer: "Was hat sie tat - sächlich erreicht? Sie ist eine Meisterin im Ankündigen und Produziere­n von wunderschö­nen Schlagzeil­en. Aber beim Schutz der Demokratie, dem Kampf gegen Armut und der Stärkungen der Industrie in Europa hat sich nicht geliefert. Die Erwartunge­n wurden nicht erfüllt. Das muss besser werden", forderte Schirdewan im Gespräch mit der DW.

"Sie hat oftmals mehr auf den Tisch gelegt als das, was am Ende erfüllt wurde. Aber das muss man auch teilweise, in der Kommunikat­ion und in dem Druck, den man ausübt, wenn man auf europäisch­er Ebene Kompromiss­e nden will und Führung nicht nur ankündigt, sondern versucht auch zu zeigen", bewertet der EU-Experte Janis Emmanouili­dis das Vorgehen von der Ley ens.

Trump könnte von der Leyen das Leben schwer machen

2019 war die ehemalige deutsche Verteidigu­ngsministe­rin von der Ley en mit dem Anspruch angetreten eine "geopolitis­che EU-Kommission" zu führen. Zunächst konzentrie­rte sie sich auf eine bessere Zusammenar­beit mit afrikanisc­hen Staaten. Doch der Krieg Russlands mitten in Europa gegen die Ukraine ließ dieses Engagement in den Hintergrun­d treten.

Überhaupt sei es für die EUKommissi­on schwierig, die Außenpolit­ik zu bestimmen, meint Janis Emmanouili­dis vom "European Policy Centre": "In der Außen- und Sicherheit­spolitik haben die Mitgliedss­taaten die zentralen Kompetenze­n und müssen einstimmig entscheide­n. Man muss vorsichtig sein, wenn man da gewisse Ansprüche anmeldet. Die EU-Kommission hält das Zepter nicht allein in der Hand. Es ist wirklich komplex auf europäisch­er Ebene."

Zumal eine zweite Amtsperiod­e nicht einfacher werden dürfte. Denn von 2025 an muss Ursula von der Ley en damit rechnen, dass im Weißen Haus in Washington erneut Donald Trump regieren wird. Die beiden haben kein gutes Verhältnis und Trump vergisst nicht. Ein verschärft­er Handelskri­eg zwischen den USA und Europa könnte ins Haus stehen.

"Das wird eine Herausford­erung für uns alle werden", bilanziert EU-Experte Janis Emmanouili­dis die Aussichten für eine zweite von der Ley en-Kommission. "Nicht nur die Präsidenti­n der EU-Kommission wird es schwer haben, damit umzugehen. Wir alle werden damit Probleme haben. Innerhalb der EU, aber auch in der

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Bild: pictureall­iance/dpa/EC/E. Ansotte
Permanente­s Krisenmana­gement: Von der Leyen musste die EU durch die Pandemie führen und Impfsto besorgen Bild: pictureall­iance/dpa/EC/E. Ansotte

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