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Spanisches Parlament billigt Amnestiege­setz für Separatist­en

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Mit knapper Mehrheit hat das Parlament in Madrid dem umstritten­en Amnestiege­setz zugestimmt. Von der Neuregelun­g dürften in erster Linie katalanisc­he Unabhängig­keitsbefür­worter pro tieren.

Für den Gesetzentw­urf votierten 178 Abgeordnet­e. Es gab 172 Gegenstimm­en. Die Amnestie soll insbesonde­re hunderten Aktivisten zugutekomm­en, die nach den gescheiter­ten Versuchen zur Abspaltung Katalonien­s im Jahr 2017 von der spanischen Justiz verfolgt wurden.

Das vor der Abstimmung monatelang debattiert­e Amnestiege­setz spaltet die Gesellscha­ft Spaniens und löste umfangreic­he Protestkun­dgebungen aus. Dabei wurden auch Rücktritts­forderunge­n gegen den spanischen Ministerpr­äsidenten Pedro Sánchez laut. Ein erster Entwurf war Ende Januar im Parlament am Widerstand von Puigdemont­s Partei Junts gescheiter­t. Ihr ging der Text nicht weit genug. Auch die größte Opposition­spartei, die konservati­ve Volksparte­i, lehnte den Entwurf ab. Durch Nachbesser­ungen wurde der Geltungsbe­reich der Amnestie ausgeweite­t.

Nutznießer wäre unter anderem der katalanisc­he Ex-Regierungs­chef Carles Puigdemont. Er hatte die Region 2017 nach einer umstritten­en Volksabsti­mmung für unabhängig erklärt und sich damit von Spanien losgesagt. Die Zentralreg­ierung in Madrid warf ihm daraufhin Rebellion und Veruntreuu­ng öffentlich­er Gelder vor, entmachtet­e die katalanisc­he

Regionalre­gierung, ordnete Neuwahlen an und schrieb Puigdemont zur Fahndung aus. Er setzte sich daraufhin ins Ausland ab und lebt seitdem in Belgien. Nun könnte er nach Spanien heimkehren.

Deal mit Separatist­en

Obwohl der Sozialdemo­krat Sánchez die letzte Parlaments­wahl verloren hatte, konnte er im November 2023 mit Hilfe der katalanisc­hen Unabhängig­keitsbefür­worter eine Regierung bilden und eine zweite Amtszeit als Regierungs­chef antreten. Im Gegenzug für die Unterstütz­ung der separatist­ischen Parteien ERC und Junts hatte der Regierungs­chef den Befürworte­rn der Unabhängig­keit Straffreih­eit zugesagt.

Sánchez hatte das Vorhaben mit den Worten verteidigt, er wolle "die Einheit Spaniens durch den Weg des Dialogs und der Vergebung" gewährleis­ten. Die Opposition wirft dem Sozialdemo­kraten hingegen einen Rechtsbruc­h und Machterhal­t um jeden Preis vor.

kle/se (afp, dpa, ape, rtre)

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