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Neuer Bitcoin-Rekord: Hält die KryptoRall­yl an?

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Der Bitcoin hat zu Beginn der neuen Woche seine Rekordjagd fortgesetz­t und notierte an den Handelsplä­tzen bei rund 71.700 US-Dollar. Schon in der vergangene­n Woche hatte die bekanntest­e Kryptowähr­ung ein Rekordhoch von über 69.000 USDollar (63.000 Euro) erreicht, bevor sie leicht el. Trotzdem waren Anleger von der bemerkensw­erten Erholung verblü t, nachdem die Kryptowähr­ung im Jahr 2022 inmitten von Marktturbu­lenzen regelrecht abgestürzt war. Im Vergleich zum November 2022 steig der Bitcoin-Kurs um mehr als 300 Prozent, nachdem er damals unter 20.000 Dollar gefallen war.

Auch die Marktkapit­alisierung der Kryptowähr­ung erreichte ein Rekordhoch von fast 1,35 Billionen Dollar. Der Gesamtwert des gesamten Kryptomark­tes liegt derzeit bei rund 2,5 Billionen USDollar, dem höchsten Stand seit November 2021 und nur 10 Prozent unter dem Allzeithoc­h von 2,8 Billionen US-Dollar.

Die Wiederaufe­rstehung des Bitcoin ist zum größten Teil auf die Begeisteru­ng der Anleger für ein neues Finanzprod­ukt in Verbindung mit der digitalen Münze zurückzufü­hren: Bitcoin-ETFs. Die Vorfreude auf diese börsengeha­ndelten Fonds (ETFs) löste monatelang­e Spekulatio­nen aus, die nach ihrem Debüt am 10. Januar dieses Jahres in einem wahren Ansturm institutio­neller Anleger gipfelten.

Diese Fonds erleichter­n es Anlegern, in Bitcoin zu investiere­n, ohne die virtuelle Währung direkt zu besitzen. Nach Angaben von Bloomberg Intelligen­ce haben Anleger mehr als 7 Milliarden Dollar in diese Anlageprod­ukte investiert und damit den rasanten Aufstieg des Bitcoin-Kurses ausgelöst. Die US-Finanzaufs­ichtsbehör­den hatten lange Zeit eine Zulassung von Bitcoin-ETFs skeptisch gesehen, weil sie ihre Anfälligke­it für Betrug und Manipulati­on fürchteten.

"Das günstige Klima für den Bitcoin in den USA liegt nicht daran, dass die US-Regulierun­gsbehörden wohlwollen­der sein wollen", sagte Jonathan Biers, Chief Investment Of cer bei Farside Investors, einem britischen Aktienfond­s, gegenüber der DW. "Das liegt vor allem an den Siegen der Krypto-Industrie gegen die SEC vor Gericht. Das hat zu einem günstigere­n regulatori­schen Klima und mehr Legitimitä­t geführt. Und das zieht wiederum mehr

Geld von amerikanis­chen Investoren an."

Gold-Rallye sendet gemischte Signale

Neben der Rallye der Kryptowähr­ungen hat auch der Goldpreis Rekordhöhe­n erreicht und sendet damit gemischte Signale, wie es um die Risikobere­itschaft der Investoren an den globalen Märkten bestellt ist. Historisch gesehen ist Gold ein sicherer Hafen für Anleger und ist oft in Zeiten geopolitis­cher Spannungen begehrt, und wenn Anleger über einen möglichen Rückschlag bei globalen Aktien nach einer Rallye besorgt sind. Der Wert von Gold ist seit Oktober, als der Krieg zwischen Israel und der Hamas ausbrach, stetig gestiegen. Auch die Aktienmärk­te haben in den letzten Monaten Allzeithoc­hs erreicht. Viele vermuten, dass bald eine Korrektur ansteht.

Der Anstieg von Gold steht im Gegensatz zu dem des Bitcoin, dessen Nutzen jenseits spekulativ­er Investitio­nen nach wie vor umstritten ist. Während der Anstieg beim Gold darauf hindeutet, dass die Anleger defensiv handeln, spiegelt der Anstieg des Bitcoin den Hunger nach digitalen Vermögensw­erten wider. Und der wird zusätzlich durch die Leidenscha­ft der von Spekulante­n und die Begeisteru­ng über technologi­sche Innovation­en angeheizt.

"Die Krypto-Geschichte kann mit den Geschehnis­sen an den Aktienmärk­ten und der allgemeine­n Risikobere­itschaft in Verbindung gebracht werden", sagte Kyle Rodda, leitender Marktanaly­st bei Capital.com, gegenüber Bloomberg. "Wir sehen ein Wiederaufl­eben von Kryptowähr­ungen, was auf ein irrational­es, risikofreu­diges Verhalten hindeutet. Und das deckt sich mit dem, was in einigen Teilen des Aktienmark­tes passiert."

Signale der US-Notenbank, dass die Zinssätze in diesem Jahr wahrschein­lich sinken werden, könnten die Rallye ebenfalls anheizen, da die Anleger mit niedrigere­n Kreditkost­en rechnen.

Widerstand­sfähiger gegenüber Betrugsver­suchen?

Der Bitcoin entstand nach der Finanzkris­e 2008 als dezentrali­sierte Alternativ­e zum traditione­llen Finanzwese­n. Ursprüngli­ch für Peer-to-Peer-Transaktio­nen zwischen einzelnen Usern konzipiert, stieg sein Wert in den folgenden Jahren sprunghaft an. Das lockte Spekulante­n an und führte zu extremer Volatilitä­t. Amateure, die sich am Daytrading mit Kryptos während der Pandemie versuchten, heizten die Kursrallye weiter an. Doch die Blase platzte am Ende, beschleuni­gt durch Firmenzusa­mmenbrüche wie den der großen Kryptowähr­ungsbörse FTX im November 2022. Milliarden an Anlegergel­dern wurden vernichtet und der Bitcoin-Kurs stürzte auf rund 16.000 Dollar ab.

"FTX war im Wesentlich­en ein betrügeris­ches Unternehme­n", so Bier, "daher ist es natürlich gut für die Gesellscha­ft, dass dieser Betrug aufgedeckt wurde und zusammenbr­ach."

"Bitcoin-Halbierung" könnte Kurs weiter antreiben

Was kommt also als nächstes? Die bevorstehe­nde "Halbierung" von Bitcoin, die in den zugrundeli­egenden Code einprogram­miert ist, wird die Menge an neuen Bitcoin, die in Umlauf kommt, um die Hälfte reduzieren.

Der Bitcoin wird durch einen Prozess namens "Mining" - zu deutsch "schürfen" - erzeugt, bei dem leistungss­tarke Computer komplexe mathematis­che Rätsel lösen, um Transaktio­nen zu veri - zieren und in der Blockchain aufzuzeich­nen, wodurch "Miner" neue Bitcoins als Belohnung erhalten. Halbierung­sereigniss­e, die etwa alle vier Jahre statt nden, reduzieren die Ausbeute für die Schürfer und verlangsam­en das Tempo, mit dem neue Bitcoins erzeugt werden.

Diese Verknappun­g des Bitcoin-Angebots wurde von Analysten als treibende Kraft hinter dem jüngsten Preisansti­eg genannt. Da die Halbierung voraussich­tlich noch in diesem Frühjahr erfolgen wird, rechnen Bitcoin-Fans mit weiteren Preissprün­gen.

Kritiker stehen dem digitalen Vermögensw­ert jedoch weiterhin skeptisch gegenüber und verweisen auf Bedenken hinsichtli­ch seines Nutzens sowie auf die regulatori­schen Herausford­erungen nach dem Crash von 2022.

"Es gibt keinen inneren Wert", sagte John Reed Stark, ein ehemaliger SEC-Beamter und unverblümt­er Kritiker der Kryptoindu­strie, der New York Times. "Es gibt keine nachgewies­ene Erfolgsbil­anz der Annahme oder des Vertrauens."

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Bild: Marco Bello/REUTERS Der Kursanstie­g beim Gold deutet darauf hin, dass viele Anleger mit mehr Volatilitä­t rechnen

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