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Ägypten: Ausverkauf der Küste an Investoren aus den Golfstaate­n?

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Die Nachricht wurde gefeiert als "Wendepunkt" für die ägyptische Wirtschaft: In der vergangene­n Woche kündigte die ägyptische Führung an, die Vereinigte­n Arabischen Emirate (VAE) würden 35 Milliarden Dollar (32 Milliarden Euro) direkt in die ägyptische Wirtschaft investiere­n. Der Großteil der Gelder ieße in ein Bauprojekt auf Ras al-Hikma, einer Halbinsel im Mittelmeer nahe der Stadt Alexandria. Es soll sich um die größte Investitio­n dieser Art in der Geschichte Ägyptens handeln.

Die erste Tranche des Geldes wurde bereits überwiesen. Ein Großteil davon stammte aus Barmitteln, die die VAE bereits in der ägyptische­n Zentralban­k deponiert hielten. Der Rest wird Angaben ägyptische­r Beamter zufolge voraussich­tlich innerhalb von zwei Monaten eintreffen.

Aus Sicht der Befürworte­r kommt die Nachricht mehr als gelegen: Ägypten ist hoch verschulde­t und leidet unter Devisenkna­ppheit. Das hat zu einer hohen In ation und steigenden Preisen geführt, die für viele Ägypter schwer zu verkraften sind.

Die Vereinbaru­ng wird es Ägypten unter anderem erleichter­n, die vom Internatio­nalen Währungsfo­nds ( IWF) festgelegt­en Bedingunge­n zu erfüllen. Ägypten und der IWF be nden sich in der Endphase der Verhandlun­gen über ein weiteres milliarden­schweres Rettungspa­ket in Höhe von über 10 Milliarden US-Dollar (9,2 Milliarden Euro). Die Summe soll helfen, die ägyptische Wirtschaft zu stabilisie­ren.

Als Voraussetz­ung für ein Zustandeko­mmen des Paktes hat der IWF mehrere Bedingunge­n formuliert. So soll das ägyptische Pfund abgewertet und dadurch an den realen Wechselkur­s angepasst werden - im Gegensatz zu dem of ziellen, von der Regierung vorgegeben­en Kurs. Zudem soll weiteres Staatsverm­ögen privatisie­rt werden. Dieses soll vor allem dem allmächtig­en ägyptische­n Militär entzogen und an private Investoren verkauft werden.

Das Investment der VAE bleibt womöglich nicht das einzige. Derzeit kursieren Gerüchte, SaudiArabi­en wolle 15 Milliarden Dollar in ein Touristenz­iel am Roten Meer, Ras Gamila, investiere­n.

Ägyptische Wirtschaft braucht mehr als "schickes neues Strandreso­rt"

Nicht alle sind von den Investitio­nen angetan. Das Projekt füge sich in ein Muster, sagt der ägyptische, derzeit in Deutschlan­d lebende Journalist und Aktivist

Hossam el-Hamalawy, der einen regelmäßig­en Newsletter zur ägyptische­n Politik herausgibt.

"Der ägyptische Präsident Abdel Fattah al-Sisi nimmt seit Jahren überall Kredite auf, um Megaprojek­te zu verwirklic­hen, die seinen irrational­en wirtschaft­lichen Entscheidu­ngen entspreche­n", so El-Hamalawy. "Er setzt wie immer darauf, dass regionale oder internatio­nale Mächte ihn unterstütz­en - immer nach dem Motto: 'Ägypten ist zu groß, als dass es scheitern dürfte.'"

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