Deutsche Welle (German edition)
Forderungen nach Olympia-Bann und Sportverbot für Israel
Wegen des Krieges zwischen Israel und der Hamas sind die Rufe nach einem Ausschluss Israels von internationalen Sportwettbewerben in den vergangenen Wochen immer lauter geworden - vor allem aus dem linken politischen Lager. Eine Petition, die große Unterstützung ndet, ein Brief an das Europäische Parlament und der Vergleich mit Russlands Angri auf die Ukraine erhöhen den Druck auf die großen Sportverbände.
Linkes Netzwerk fordert Ausschluss
Die "Bewegung für Demokratie in Europa 2025" (DiEM25) fordert den Ausschluss Israels aus dem
Sport. DiEM25, zu dessen bekanntesten Köpfen der ehemalige griechische Finanzminister Yanis Varoufakis zählt, ist ein linkes,
europaweites Netzwerk, das sich laut eigenen Angaben gegen die Macht der Oligarchen in Europa und für eine echte Demokratie einsetzt. In einer Petition hat DiEM25 bis zum 19. Februar über 70.000 Unterschriften für einen Ausschluss Israels erhalten. "Der Zweck der Petition ist es, die israelische Regierung auch von sportlicher Seite unter Druck zu setzen", erklärt Katarina Pijetlovic, eine der Mitorganisatorinnen der Petition, gegenüber der DW.
Auch aus der Politik kommen entsprechende Forderungen - auch hier aus dem linken politischen Spektrum. So forderten der linke, irische Europaabgeordnete
Chris McManus und mehrere andere Parlamentarier in einem Brief an den Fußball-Weltverband (FIFA), die Europäische FußballUnion (UEFA) und "alle anderen zuständigen Gremien" auf, entschiedene Maßnahmen zu ergreifen.
Die zwölf Mitglieder des Westasiatischen Fußballverbands (WAFF), der vom jordanischen Prinzen und Fußballverbandschef Prinz Ali bin Al Hussein angeführt wird, hatten zuvor ein ähnliches Schreiben verfasst. Außerdem forderten 300 palästinensische Sportvereine das IOC auf, Israel von den Olympischen Spielen auszuschließen.
Angesichts der im Juli beginnenden Olympischen Spiele in Paris und der Tatsache, dass Israels männliche Fußballspieler sich im März in den Playoffs für die Fußball-Europameisterschaft im Juni in Deutschland quali zieren könnten, stehen die Sportverantwortlichen unter Druck, bald eine Entscheidung zu treffen. UEFA-Präsident Aleksander Ceferin räumte ein, dass sein Verband "immer mehr Fragen" erhalte, aber "noch keine endgültige Position" habe.
Vergleich mit Russlands Angri auf Ukraine
Besonders angesichts der hohen Opferzahlen in der Zivilbevölkerung Gazas wünschen sich die Is
rael-Kritiker und pro-palästinensischen Interessenvertreter eine Reaktion der großen Sportverbände. Allerdings, so Katarina Pijetlovic von DiE25, gebe es bislang "keine Maßnahmen, keine Verurteilung durch die FIFA, die UEFA, das IOC oder sonst jemanden".
Die Juristin und Expertin für Sportrecht vergleicht das Vorgehen Israels mit dem Russlands, das nach dem Einmarsch in die Ukraine 2022 weitgehend vom internationalen Sport ausgeschlossen wurde. "Ich denke, dass die internationale Reaktion auf diese [russische] Aggression sehr, sehr anders war als das, was wir jetzt sehen", sagt sie.
Für das Internationale Olympische Komitee (IOC) sind die Suspendierung Russlands und ein möglicher Ausschluss Israels wegen des Nahost-Krieges allerdings nicht miteinander vergleichbar. "Die russische Invasion in der Ukraine ist eine einzigartige Situation und kann nicht mit anderen Kriegen oder Kon ikten in der Welt verglichen werden, denn die vom IOC ergriffenen Maßnahmen und Empfehlungen waren eine Folge der Invasion der Ukraine durch die russische Armee während der Olympischen und Paralympischen Winterspiele Peking 2022", antwortete das IOC schriftlich auf DW-Anfrage. "Dies war ein Verstoß gegen den Olympischen Frieden, der zu diesem Zeitpunkt in Kraft war, und ein Verstoß gegen die Olympische Charta."
Gleiches gelte für die Aufnahme der regionalen, ukrainischen Sportverbände Cherson, Donezk, Luhansk und Saporischja in das Nationale Olympische Komitee Russlands (ROC), weil dabei die territoriale Integrität des ukrainischen olympischen Komitees missachtet wurde. Allerdings ö - nete das IOC die Tür für russische Sportlerinnen und Sportler zuletzt wieder weit, als es Russen und Belarussen als neutrale Athleten zuließ.
Friedliche Koexistenz?
Die Lage in Israel und den palästinensischen Gebieten bewertete das IOC dagegen anders: "Im Einklang mit der Olympischen Charta leben das israelische und das palästinensische Nationale Olympische Komitee seit mehreren Jahrzehnten in friedlicher Koexistenz", hieß es. Das IOC stehe mit beiden NOKs in Kontakt, um ihre Athleten so gut zu unterstützen, wie es uns in der aktuellen Situation möglich sei.
Dass diese vom IOC proklamierte "friedliche Koexistenz"