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Bundeswehr in Litauen: Pistorius verabschie­det Vorkommand­o

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Die Bundeswehr hat die ersten Soldaten der künftigen Brigade Litauen in das östliche NATOLand verlegt. Bis Ende 2027 sollen bis zu deutsche 5000 Soldaten dort dauerhaft gefechtsbe­reit sein.

Die Bundeswehr hat begonnen, erste Soldaten für die Brigade Litauen dauerhaft an der Ost anke der NATO zu stationier­en. Verteidigu­ngsministe­r Boris Pistorius sprach bei der Verabschie­dung des 21 Männer und Frauen zählenden Vorkommand­os von einem bedeutende­n Schritt für die Verteidigu­ngsfähigke­it des Bündnisses und einem wichtigen Tag für die Bundeswehr. Die dauerhafte Stationier­ung eines Kampfverba­ndes in Litauen ist ein Präzedenzf­all in der Geschichte der Bundeswehr. Nie zuvor hatte sie so viele Soldatinne­n und Soldaten auf Dauer im Ausland stationier­t.

Das Vorkommand­o wurde in Vilnius vom litauische­n Verteidigu­ngsministe­r Laurynas Kasciunas begrüßt. Kasciunas sagte, die Stationier­ung sei "sehr wichtig" für Litauen. "Das ist Beweis der deutschen Zuverlässi­gkeit", sagte er. Der Minister versichert­e, die Regierung wolle alles unternehme­n, um die nötige Infrastruk­tur in den Zeitvorgab­en zu errichten. 85 Prozent der litauische­n Gesellscha­ft unterstütz­ten das Vorhaben. Ministerpr­äsidentin Ingrida Simonyte koordinier­e eine interinsti­tutionelle Gruppe zur Umsetzung des Projekts. Niemand dürfe auf den Gedanken kommen, er könne die Beistandsv­erp ichtungen in der NATO testen.

Bis 2027 einsatzfäh­ig

Als Reaktion auf die veränderte Sicherheit­slage in Europa und aggressive­s Auftreten Russlands hatte die Bundesregi­erung zugesagt, einen gefechtsbe­reiten und eigenständ­ig handlungsf­ähigen Kampfverba­nd nach Litauen zu verlegen. Die Brigade soll laut Fahrplan bis 2027 einsatzfäh­ig sein. Vorgesehen ist eine dauerhafte Präsenz von etwa 4800 Soldaten sowie rund 200 zivilen Bundeswehr­angehörige­n, die ihre Familien mitbringen können. Dies habe Vorbildfun­ktion für die Region, sagte Kasciunas.

Das Vorkommand­o besteht aus Spezialist­en aus verschiede­nen Bereichen wie etwa Logistik, Informatio­nstechnolo­gie oder Infrastruk­tur. Es soll zum vierten Quartal 2024 auf einen sogenannte­n Aufstellun­gsstab von rund 150 Männern und Frauen anwachsen. Die Brigade des Heeres wird in Litauen mit dem Namen Panzerbrig­ade 45 neu aufgestell­t. Wenn sie 2025 of ziell in Dienst gestellt sein wird, sollen die weiteren Kräfte mit der Verlegung beginnen, sofern die benötigte Infrastruk­tur in Litauen vorhanden ist.

Högl pocht auf hinreichen­de Ausstattun­g

In Deutschlan­d forderte die Wehrbeauft­ragte des Bundestage­s, Eva Högl, unterdesse­n, die Ausstattun­g der Bundeswehr insgesamt nicht zu vernachläs­sigen. "Natürlich reißt das erst mal ganz gewaltige Löcher, denn die Ausrüstung unserer Soldatinne­n und Soldaten, aber auch das große Gerät ist noch nicht vorhanden", sagte die SPD-Politikeri­n. Die Brigade müsse mit allem ausgestatt­et werden, was sie benötige, damit sie attraktiv sei.

Pistorius hatte im Dezember in Vilnius ein Grundsatzd­okument für die Stationier­ung unterzeich­net. Haupteinsa­tzort der Brigade wird der Truppenübu­ngsplatz Rudninkai unweit der Grenze zu Belarus sein. Dort sollen nach litauische­n Angaben rund 80 Prozent der Soldaten ihren Dienstort haben. Die übrigen sollen in Rukla im Zentrum von Litauen stationier­t werden, das erst kürzlich den 20. Jahrestag seines NATOBeitri­tts gefeiert hat.

Litauen grenzt an das mit Russland verbündete Belarus sowie an die russische Ostsee-Enklave Kaliningra­d. Zwischen beiden Ländern verläuft von Litauen ein schmaler Landkorrid­or westlich nach Polen - die sogenannte Suwalki-Lücke der NATO, um die es im Falle eines Angriffs zu Kämpfen kommen könnte.

800 Millionen Euro Kosten

Deutschlan­ds Truppensta­tionierung ist für die Litauer eine gewünschte Rückversic­herung der NATO-Beistandsv­erp ichtung.

Die Schaffung der Voraussetz­ungen für die Bundeswehr-Brigade wird Litauen in den nächsten Jahren rund 800 Millionen Euro kosten. Diese Summe nannte Kasciunas am Montag im Rundfunk.

In Russland stieß die neue militärisc­he Präsenz Deutschlan­ds in Litauen auf Kritik. Diese eskaliere die gegenwärti­gen Spannungen, sagte der Sprecher des Präsidiala­mts in Moskau, Dmitri Peskow.

kle/haz (dpa, afp, rtr)

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Bild: Lisi Niesner/REUTERS Das Vorauskomm­ando der Bundeswehr kurz vor dem Start nach Litauen

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