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Prognose zur Kommunalwa­hl in Polen: PiSwird stärkste Kraft

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Die Kommunalwa­hlen in Polen gelten als Stimmungst­est für die neue Regierung. Zwar wird die nationalko­nservative Partei PiS stärkste Kraft, das regierende pro-europäisch­e Lager kann aber sein politische­s Gewicht halten.

Bei den Kommunalwa­hlen in Polen am Sonntag erreichte die ehemalige Regierungs­partei Recht und Gerechtigk­eit (PiS) 33,7 Prozent der Stimmen bei den 16 Regionalve­rsammlunge­n, wie Nachwahlbe­fragungen des IpsosInsti­tuts ergaben. Die zentristis­che Bürgerkoal­ition von Ministerpr­äsident Donald Tusk kam demnach auf 31,9 Prozent, die mit Tusk regierende christdemo­kratische Partei Dritter Weg erhielt 13,5 Prozent, während auf den dritten Koalitions­partner, die Linke, 6,8 Prozent ent elen. Die rechtsextr­emistische Konfederac­ja, der einzige potenziell­e Verbündete der PiS, versammelt­e 7,5 Prozent der Wähler hinter sich.

Die Bürgerkoal­ition von Donald Tusk gelang ein großer Erfolg in der Hauptstadt Warschau: Der amtierende Oberbürger­meister Rafal Trzaskowsk­i wurde im ersten Wahlgang mit 59,9 Prozent der Stimmen im Amt bestätigt. "Hier ist der Held des heutigen Tages", sagte Tusk am Wahlabend über Trzaskowsk­i. Der 52jährige Trzaskowsk­i war bei der

Präsidente­nwahl 2020 nur knapp gegen Amtsinhabe­r Andrzej Duda unterlegen. Er hat Ambitionen, bei der Präsidente­nwahl im kommenden Jahr erneut anzutreten.

Sieg auch in Danzig

Auch in der Hafenstadt Danzig scha te Oberbürger­meisterin Alexandra Dulkiewicz von Tusks Partei gleich in der ersten Runde die Wiederwahl mit 62,3 Prozent der Stimmen. In mehreren Großstädte­n, darunter Krakau und Breslau (Wroclaw), muss noch in einer Stichwahl am 21. April über die Besetzung des Bürgermeis­teramtes entschiede­n werden.

Die gut 29 Millionen Wahlberech­tigten entschiede­n über die Bürgermeis­ter aller Gemeinden und Städte. Außerdem wählten sie die Mitglieder für alle 16 Regionalve­rsammlunge­n, 380 Kreisräte und 2477 Gemeinderä­te. Die vollständi­gen of ziellen Wahlergebn­isse sollen am Mittwoch veröffentl­icht werden. Die Wahlbeteil­igung lag bei 51 Prozent. Bei der Parlaments­wahl im Oktober hatte es eine Rekordbete­iligung von 74,4 Prozent gegeben.

Durchwachs­ene Zwischenbi­lanz

Polens Regierungs­chef zog für seine Partei ein gemischtes Fazit aus dem Wahlausgan­g. "Was freut? Ein Rekordsieg in den Städten, Vorsprung bei den Regionalve­rsammlunge­n", schrieb er am Montag auf der Plattform X. Ärgerlich dagegen sei für seine Bürgerkoal­ition die fehlende Mobilisier­ung junger Wähler sowie das schlechte Abschneide­n in den

ländlichen Gebieten und im Osten des Landes. "Die Schlussfol­gerung für uns? Nicht jammern, an die Arbeit!"

Die PiS, die Polen von 2015 bis 2023 regiert hatte, punktete im katholisch geprägten Osten und Süden des Landes. Das Ergebnis sei für seine Partei vor allem ein Ansporn zur Arbeit, sagte Parteichef Jaroslaw Kaczynski mit Blick auf die Europawahl im Juni. Im Vorfeld der Abstimmung hatte er Tusk vorgeworfe­n, seine Leistun

gen zu schönen und über die Errungensc­haften der ehemaligen PiS-Regierung zu lügen.

Tusk war nach der Parlaments­wahl im Oktober mit dem Verspreche­n an die Macht gekommen, demokratis­che Rückschrit­te der PiS rückgängig zu machen, die Rechte von Frauen und Minderheit­en zu stärken und die Beziehunge­n zu Polens westlichen Verbündete­n zu verbessern. Die PiS war im Oktober zwar stärkste Partei geworden, konnte aber kein schmieden.

kle/pg (afp, dpa, rtr)

Regierungs­bündnis

 ?? Bild: Czarek Sokolowski/AP/picture alliance ?? PiS-Chef Jaroslaw Kaczynski (im Vordergrun­d) am Wahlabend in Warschau
Bild: Czarek Sokolowski/AP/picture alliance PiS-Chef Jaroslaw Kaczynski (im Vordergrun­d) am Wahlabend in Warschau

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