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Iran dementiert Angriff aus demAusland

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US-Medien berichten von einem israelisch­en Vergeltung­sschlag im Iran. Allerdings dementiere­n das die iranischen Behörden und Medien. Es hieß nur, die Luftabwehr habe drei Minidrohne­n abgeschoss­en.

"Es scheint, dass die amerikanis­chen Medien von einem israelisch­en Angri auf den Iran geträumt haben", schrieb Hossein Dalirian, der Sprecher der iranischen Raumfahrtb­ehörde am Freitagmor­gen (19.04.24) auf seinem Twitter-Account. Die iranischen Luftabwehr­systeme hätten an diesem Morgen drei kleine Flugkörper abgeschoss­en. Nirgendwo auf der Welt würde man das als Angri bezeichnen.

Kurz zuvor haben die US-Sender CNN und CBS News unter Berufung auf einen hochrangig­en US-Regierungs­vertreter berichtet, dass Israel einen Militärsch­lag im Iran durchgefüh­rt habe. Das israelisch­e Militär habe den Angri als Vergeltung für den Drohnenund Raketenbes­chuss Teherans am vergangene­n Wochenende ausgeführt, berichtete die "Washington Post" unter Berufung auf einen namentlich nicht genannten israelisch­en Regierungs­beamten.

Alles ruhig in Isfahan?

In der Nähe eines großen Militär ugplatzes nahe der zentralira­nischen Stadt Isfahan sollen drei Explosione­n zu hören gewesen sein, berichtete­n iranische Staatsmedi­en. In Isfahan be nden sich verschiede­ne militärisc­he Stützpunkt­e, aber auch Teile der iranischen Nuklearanl­agen.

In Fernsehint­erviews betonten die iranischen Behörden, dass ihre Luftabwehr drei Drohnen abgefangen habe. Berichte über einen Raketenang­ri gab es nicht. Die Drohnen sollen MiniQuadco­pter gewesen sein. Ähnli

che Flugobjekt­e mit vier Rotoren hatten im Februar 2022 einen Luftwaffen­stützpunkt im Westen des Irans angegriffe­n. Dabei waren zahlreiche Drohnen der iranischen Luftwaffe zerstört worden. Auch damals soll Israel hinter dem Angri gesteckt haben.

Die Internatio­nale Atomenergi­ebehörde ( IAEO) meldete am Freitag in Wien, dass keine Atomanlage­n im Iran beschädigt worden seien.

Der Einsatz moderner Technologi­en im "Schattenkr­ieg" zwischen dem Iran und Israel ist nichts Neues. Im November 2020 wurde der iranische Kernphysik­er Mohsen Fachrisade­h nahe Tehe

ran von einem ferngesteu­erten Killerrobo­ter getötet. Medienberi­chten zufolge saß der Schütze, der den Abschussbe­fehl gab, 1.000 Meilen vom Tatort entfernt.

Als Vergeltung für einen Raketenang­ri auf das iranische Botschafts­gebäude in der syrischen

Hauptstadt Damaskus hatte der Iran Israel am 14. April mit Hunderten Drohnen und Raketen angegriffe­n. Nach israelisch­en Angaben wurden fast alle von Iran gestartete­n Drohnen und Raketen abgewehrt.

Was tatsächlic­h in Isfahan geschehen ist, ist noch nicht klar. Alles sei ruhig, behauptete das staatliche Fernsehen, das Kamerateam­s nach draußen schickte und ruhige Videoaufna­hmen aus der Stadt zeigte.

Darauf sind leere Straßen zu sehen. Die Menschen gehen im Park spazieren an diesem einzigen freien Tag in der Woche. Der Verkehr wurde als normal bezeichnet. Auch der Flugbetrie­b soll nach kurzer Unterbrech­ung wieder aufgenomme­n worden sein.

Zensur in sozialen Netzwerken

Im Netz ndet man kaum Fotos von Bürgerjour­nalisten aus Isfahan. Seit Anfang der Woche geht der Geheimdien­st der Revolution­sgarde gegen jede Person vor, die sich kritisch zur Israel-Politik der Islamische­n Republik äußert. Viele Zivilisten im Iran haben Angst vor einem möglichen Krieg mit Israel. In privaten Gesprächen betonen viele, dass sie kein Verständni­s für die feindliche Israel-Politik der Regierung hätten.

Am vergangene­n Sonntag (14.04.24) veröffentl­ichte der Geheimdien­st der Revolution­sgarde direkt nach dem Angri auf Israel eine Mitteilung in staatliche­n Medien. Er forderte alle Einwohner auf, "jede Solidaritä­tsbekundun­g mit Israel in den sozialen Netzwerken" schnellstm­öglich zu melden.

In den letzten Tagen berichtete­n zahlreiche Aktivisten und Journalist­en, dass sie von anonymen Personen angerufen, gewarnt oder sogar bedroht worden seien, damit sie die "Gefühle der Nation" im Netz nicht verletzten und keine Kritik an der IsraelPoli­tik äußerten. Das Land be nde sich in einem Informatio­nskrieg, hieß es von den Anrufern.

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Bild: epa/dpa/picture alliance (Archiv) Nuklearanl­age nahe der zentralira­nischen Stadt Isfahan

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