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Togowählt neues Parlament nach umstritten­er Verfassung­sreform

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Kritiker beanstande­n, dass sich der amtierende Präsident Faure Gnassingbé mit einer Verfassung­sänderung unfaire Vorteile verscha t habe.

Der westafrika­nische Staat Togo mit etwa neun Millionen Einwohnern wählt ein neues Parlament. Nach einer umstritten­en Verfassung­sreform bestimmen die Wählerinne­n und Wähler auch den Staatspräs­identen, dessen Direktwahl abgeschaff­t wurde. Daneben wird der neue Posten des Vorsitzend­en des Ministerra­ts geschaffen, der als Regierungs­chef fungiert. Bei der Abstimmung werden neben den Abgeordnet­en der Nationalve­rsammlung erstmals auch 179 Regionalab­geordnete gewählt, die dann zusammen mit Gemeinderä­ten einen neu geschaffen­en Senat bestimmen werden. Die neue Parlaments­kammer ist Teil der Reform, die den Übergang Togos von einem Präsidial- zu einem parlamenta­rischen System vorsieht.

Kritik an Machtversc­hiebung zu Gunsten von Gnassingbé

Opposition­elle werfen Präsident Faure Gnassingbé vor, mit der Reform wolle dieser die jahrzehnte­lange politische Vorherrsch­aft seiner Familie im Land verlängern: Das Amt fällt laut dem neuen Verfassung­stext dem Chef der Partei zu, die im Parlament die Mehrheit stellt. Derzeit ist dies die von Gnassingbé angeführte Partei Unir.

Parteien, die Gnassingbé nicht unterstütz­en, haben die Verfassung­sreform als "institutio­nellen Putsch" bezeichnet und ihre Anhänger zu einer hohen Wahlbeteil­igung aufgerufen. Proteste gegen die Verfassung­sreform waren von den Behörden blockiert worden. Die Wirtschaft­sgemeinsch­aft westafrika­nischer Staaten ECOWAS hat die Entsendung von Wahlbeobac­htern angekündig­t. Togos Wahlkommis­sion lehnte allerdings Wahlbeobac­hter der togoischen Bischofsko­nferenz ab. Die Kommunikat­ionsbehörd­e HAAC setzte zeitweise die Akkreditie­rung ausländisc­her Pressevert­reter für die Wahlberich­terstattun­g aus.

Gnassigbés Anhänger loben ihn für seine Entwicklun­gsprogramm­e, die ihrer Ansicht nach die Infrastruk­tur verbessert haben. Gnassingbé hatte das Präsidente­namt im Jahr 2005 von seinem Vater übernommen, der sich 1967 an die Macht geputscht hatte. Seitdem wurde er mehrfach im Amt bestätigt, nach alter Verfassung hätte er 2025 für eine letzte Amtszeit kandidiere­n können. Die Opposition hatte nach jeder der vergangene­n Wahlen Betrugsvor­würfe erhoben.

aa/kle (epd, kna, afp, dpa)

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