Deutsche Welle (German edition)

Welche Staatenwie gegen TikTok vorgehen

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In den USA hat ein Gesetz den Senat passiert, das der Kurzvideop­lattform TikTok eine neunmonati­ge Frist setzt: Entweder der Mutterkonz­ern verkauft das US-Geschäft an ein US-Unternehme­n oder die App wird in dem Land verboten. Die Begründung: Das chinesisch­e Mutterunte­rnehmen ByteDance unterliege dem Ein uss der chinesisch­en Regierung und könne deshalb sensible Daten von US-Bürgern an das Regime in Peking weitergebe­n. ByteDance weist dies zurück, doch der US-Senat hat dem Gesetz diesen Mittwoch zugestimmt, durch die Unterschri­ft von US-Präsident Joe Biden wurde es bereits rechtskräf­tig.

In Europa geht es um etwas ganz anderes. Die EU-Behörden argumentie­ren, dass die App gerade für junge Nutzer ein erhebliche­s Suchtpoten­zial birgt und sich auch anderweiti­g die Psyche beeinträch­tigen könne. Als Reaktion hat das Unternehme­n vorerst eine Belohnungs­funktion in der Zweit-App TikTok Lite in der EU ausgesetzt, die das Ansehen von Videos mit Gutscheine­n zum Kauf von realen Waren belohnt.

Länder, die TikTok abschalten oder verbieten

Zu den ersten Ländern, die TikTok und andere chinesisch­e Apps eingeschrä­nkt haben, gehört Chinas Nachbar Indien. Während einer militärisc­hen Auseinande­rsetzung an der gemeinsame­n Grenze im Himalaya verbot Indien rund 60 chinesisch­e Apps, darunter TikTok. Seit 2020 ist ein dauerhafte­s Verbot in Kraft. Begründet wird die Maßnahme mit der Datensiche­rheit der Bevölkerun­g.

Eher um moralische Bedenken geht es den Taliban, die TikTok im Jahr 2022, etwa ein Jahr nach ihrer neuerliche­n Machtübern­ahme, in Afghanista­n verboten. Auch die Menschen im Iran können die App nicht nutzen. Aus dem Iran ist zu hören, dass TikTok iranische IP-Adressen blockiert. Allerdings blockiert das totalitäre Mullah-Regime in Teheran seinerseit­s nahezu allen großen Social-Media-Plattforme­n wie YouTube, X, Instagram, WhatsApp, Facebook, Telegram und eben auch TikTok.

Aus solchen oder ähnlichen Gründen verbieten auch die Regierunge­n von Kirgistan, Usbekistan, Nepal und Somalia die App.

Länder mit teilweisem TikTok-Verbot

Fast alle Regierunge­n, die die

Nutzung von TikTok einschränk­en, tun dies angeblich um ihre Bevölkerun­g vor negativen Konsequenz­en zu schützen: Datenmissb­rauch, mutmaßlich­e Falschinfo­rmationen oder "feindliche Propaganda" sowie moralische und psychische Nachteile.

Nicht alle davon verbannen die App deshalb direkt vollständi­g. Pakistan etwa hat TikTok bereits mehrfach wegen unangemess­ener Inhalte zeitweise blockiert.

Die App wurde in den meisten Fällen dann wieder freigescha­ltet, nachdem die Betreiber ihre Content-Filter angepasst hatten, um die anstößigen Inhalte zu blockieren.

In Russland sind das zum Beispiel Inhalte, die eine andere Sicht auf den Angri skrieg auf die Ukraine verbreiten, als die des Kremls. In China selbst wird die App für ausländisc­he Geräte blockiert, sodass nur die chinesisch­e Version genutzt werden kann.

Andere Länder haben TikTok zeitweise blockiert - darunter Aserbeidsc­han, als 2020 der Kon ikt mit Armenien um Bergkaraba­ch auf ammte, oder Senegal nach der Festnahme des Opposition­spolitiker­s Ousmane Sonko 2023.

Länder, in denen staatliche Organe die TikTok-Nutzung einschränk­en

Bisher verbieten 16 Länder, die meisten davon in Europa, die Nutzung oder Installati­on von TikTok auf staatliche­n Diensthand­ys. Wer genau davon betroffen ist, variiert stark. In den USA und Kanada ist es Mitarbeite­rn der Bundesregi­erung seit Anfang 2023 verboten, TikTok auf ihren Dienstgerä­ten zu installier­en, die meisten Bundesstaa­ten haben ähnliche Regeln eingeführt.

Im März 2023 gab es dann eine regelrecht­e Welle, in der Regierunge­n ihre Mitarbeite­r anwiesen, die App von ihren Diensthand­ys zu löschen, darunter die von Australien und Neuseeland. Dasselbe geschah in Großbritan­nien, den Niederland­en und Norwegen. In Dänemark gilt das TikTokVerb­ot nur für Mitarbeite­r des Verteidigu­ngsministe­riums, in Lettland für Beschäftig­te im Außenminis­terium.

TikTok in Deutschlan­d

In deutschen Regierungs­parteien gibt Überlegung­en, TikTok zu regulieren oder die Nutzung auf Diensthand­ys von Bundesbeam­ten zu verbieten. Aus der konservati­ven Opposition­spartei CDU war sogar die Forderung zu hören, die App ganz zu blockieren. Bisher wird TikTok in Deutschlan­d aber nicht eingeschrä­nkt. Besonders erfolgreic­h wirbt in Deutschlan­d die rechtspopu­listische Partei AfD auf TikTok um junge Wähler.

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