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Gefälschte Euro-Münzen aus Spanien vermutlich in ganz Europa

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Das Geld, mit dem wir bezahlen, ist nur bedrucktes Papier oder geprägtes Metall. Ist es elektronis­ch, wie zunehmend üblich, ist es nicht mehr als eine elektronis­che Datei. Der eigentlich­e Wert des Geldes besteht in dem Vertrauen, das ihm entgegen gebracht wird: Jeder Mensch soll sich darauf verlassen können, dass das Papier oder das Metall genau den Gegenwert hat, der ihm aufgedruck­t oder eingeprägt ist.

Durch das Fälschen von Zahlungsmi­tteln entsteht

ein gesamtwirt­schaftlich­er Schaden, der alle Menschen betrifft. Jene, die durch einen Zufall mit Falschgeld bezahlt werden oder es als Wechselgel­d erhalten, kostet es auch: Denn Falschgeld wird eingezogen und man hat kein Recht auf einen nanziellen Ausgleich. Beim Geldfälsch­en versteht ein Staat keinen Spaß: Falschmünz­erei ist kein Kavaliersd­elikt.

Bedeutende­r Ermittlung­serfolg in Spanien

Am Mittwoch meldet die Deutsche Presse-Agentur (dpa), die Policía Nacional in Spanien habe eine Geldfälsch­erbande zerschlage­n, die in ganz Europa falsche Zwei-Euro-Münzen in Umlauf gebracht haben soll. Mit Hilfe der über Staatsgren­zen hinweg agierenden Polizeiorg­anisation EuropoI sei es gelungen, in der Provinzhau­ptstadt Toledo eine Fälscherwe­rkstatt auszuheben - "die wichtigste der vergangene­n zehn Jahre in Europa", so die Polizei.

Die Bande habe fast 500.000 gefälschte Münzen "von hoher Qualität" auf den europäisch­en Markt gebracht. Zehn Menschen, die ausnahmslo­s chinesisch­e Staatsbürg­er sein sollen, seien festgenomm­en worden. Die Policía Nacional teilte mit, sie ermittle bereits seit sechs Jahren in diesem Fall. Die Ermittlung­en, zitierte die dpa die Beamten "waren äußerst schwierig und langwierig, nicht zuletzt wegen der Geheimhalt­ung innerhalb der Organisati­on sowie wegen der praktisch nicht vorhandene­n Rückverfol­gbarkeit, die für Falschmünz­en charakteri­stisch ist".

Auch wenn der volkswirts­chaftliche Schaden in diesem konkreten Fall nicht sehr groß gewesen sein dürfte (eine halbe Million falscher Zwei-Euro-Münzen

hat lediglich einen "Gegenwert" von einer Million Euro), ist der Erfolg der Polizei nicht gering zu schätzen. Wer unbehellig­t über einen langen Zeitraum hinweg gefälschte Münzen erfolgreic­h in Umlauf bringt, kann seine Energie und Expertise auch erweitern. Vor allem ist hier der psychologi­sche Aspekt, den Bürgern versichern zu können, ihr Geld sei sicher und behalte seinen Wert, wichtig.

Auch Münzen sind in Europa relativ sicher

Gefälschte Geldschein­e kann man relativ einfach erkennen. Die Sicherheit­svorkehrun­gen, die die Notenbanke­n getroffen haben, sind ausgeklüge­lt und gut kommunizie­rt. Beinahe jeder weiß um ihre "Sicherheit­sfeatures" - um den Sicherheit­sfaden, die eingearbei­teten Hologramme, die nur schwer zu kopierende­n Hintergrün­de, die Qualität des Papiers. Bei Münzen sieht das zwar anders aus, denn bei ihnen gibt es keine Hologramme oder Sicherheit­sfäden. Aber es gibt auch beim "Kleingeld" Dinge, die ein

Fälscher oft nicht hinbekommt und auf die es sich zu achten lohnt.

Wie erkenne ich falsche Münzen?

In Deutschlan­d ist die Bundesbank für die deutschen EuroMünzen verantwort­lich. Sie gibt auf ihrer Internetse­ite "Leitfaden Münzen" Hinweise zur Sicherheit der Geldstücke. "Um Fälschunge­n von echten Münzen unterschei­den zu können, braucht man kein Münzfachma­nn zu sein", erfährt man dort. Die Bundesbank­er geben konkrete Hinweise, wie man Geldstücke beurteilen kann. Für Pro s ist das kein Problem, denn "für Münzprüfge­räte" gebe es einen europaweit einheitlic­hen Test. "Die erfolgreic­h getesteten Geräte sind auf der Internetse­ite der Europäisch­en Kommission zu nden."

Dem Laien hilft das natürlich nicht, ihnen empfehlen die Währungshü­ter, "auf den ersten Eindruck" zu achten. So hebe sich normalerwe­ise "das Münzbild deutlich von der übrigen Münzober äche ab." Alle Konturen sei

en "klar erkennbar". Vorsicht, wenn das nicht zutrifft: Bei Fälschunge­n "wirkt das Münzbild oft unscharf und weich ausgeprägt. Die Ober äche ist narbig und weist Flecken, Sprenkeln, Linien oder Einkerbung­en auf."

Auf einen anderen Umstand sollte man auf jeden Fall achten: Zur Sicherheit und auch um blinden Personen das Erkennen von Münzen zu erleichter­n, ist der Münzrand charakteri­stisch eingekerbt. "Im Gegensatz zu Falschmünz­en, bei denen die Randschrif­t oft nur undeutlich eingeprägt ist und von der Riffelung im Münzrand überdeckt wird, ist bei echten Zwei-Euro-Münzen die Randschrif­t deutlich zu erkennen. Auch die Abstände zwischen den einzelnen Symbolen und Wörtern weichen bei Falschmünz­en häu g von denen echter Münzen ab."

Der Trick mit dem Magneten

In der Bundesbank-Zentrale scheint man davon auszugehen, dass jeder Mensch einen Magneten mit sich herumträgt: "Aufgrund eines speziellen Sicherheit­smaterials ist der Mittelteil der Ein- und Zwei-Euro-Münzen leicht magnetisch, das heißt: Die Münzen werden von einem Magneten leicht angezogen und fallen bei leichtem Schütteln wieder vom Magneten ab."

Aber: "Der äußere Münzring der echten Ein- und Zwei-EuroMünzen sowie der echten 10-, 20und 50-Cent-Münzen ist nicht magnetisch", wissen die Fachleute und fügen hinzu: "Echte Ein-, Zwei- und Fünf-Cent-Münzen aus kupferbesc­hichtetem Stahl sind stark magnetisch." Doch neben einem Magneten sollte man auch einen Zettel einstecken, auf dem man sich alle physikalis­chen Parameter notiert. Dann wird man auch nicht übertölpel­t, denn "die gefälschte­n Ein- und Zwei-EuroMünzen sind entweder nicht magnetisch oder werden von einem Magneten stark angezogen. Häu g ist auch das Material des Münzrings magnetisch."

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Bild: Rudolf Ernst/Zoonar/picture alliance In Toledo, der alten Hauptstadt Spaniens, wurden über Jahre hinweg Euro-Münzen gefälscht

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