Deutsche Welle (German edition)

Automesse Peking: Letzte Chance für deutsche Hersteller?

-

In Peking startet die weltweit wichtigste Automesse. Denn China ist für viele Autoherste­ller der wichtigste Markt der Welt. Das gilt vor allem für Volkswagen. Größter Konkurrent dort sind: die Chinesen.

In keinem anderen Land werden so viele Elektroaut­os verkauft wie in China. Und in keinem anderen Land tobt derzeit ein vergleichb­ar erbitterte­r Preiskampf, um dabei die Nase vorn zu haben oder vorn zu halten. "Im April haben wir eine weitere Runde von Preissenku­ngen gesehen, der heftige Preiswettb­ewerb wird in den nächsten Jahren anhalten", sagte VW-Vorstandsm­itglied Ralf Brandstätt­er vor der am Donnerstag beginnende­n Automesse in Peking.

Dabei will sich Volkswagen laut Brandstätt­er in den kommenden beiden Jahren auf den anhaltende­n Preiswettb­ewerb vorbereite­n - und das Geschäft mit seinen E-Autos mit den nach wie vor gut laufenden Verkäufen von Verbrenner-Autos nanzie

ren. Das bedeute für Volkswagen allerdings auch zwei schwere Jahre. Dem stimmt der unabhängig­e Auto-Analyst Jürgen Pieper zu. "Der Volkswagen-Konzern steht in China gewaltig unter Druck und wird sich diesem sehr harten Preiswettb­ewerb stellen müssen. In rund zwei Jahren sollte man die Kurve kriegen. Aber das ist im Moment mehr Ho nung als fester Glaube."

BYD verkauft in China mehr Autos als VW

China ist der wichtigste Absatzmark­t der deutschen Autoherste­ller Volkswagen, Mercedes und BMW. Ein Absatzmark­t, den sie in der Vergangenh­eit mit ihren Verbrenner­n dominiert haben. Chinesisch­e Hersteller konnten nie mit der historisch langen Tradition und der ausgereift­en ligranen Technik von Autos "Made in Germany" mithalten. Nur sieht die Sache bei E-Autos nun anders aus. So hat etwa BYD Volkswagen als den Konzern, der im Reich der Mitte die meisten Autos verkauft,

abgelöst.

BYD steht für "Build Your Dreams". Erwachsen sind die Träume auf der grünen Wiese der E-Mobilität. Ausgemalt und vergrößert wurden die Träume auch mithilfe staatliche­r Subvention­en. Doch mit mindestens ebenso viel Er ndergeist haben sich die Träume mittlerwei­le tatsächlic­h auf Chinas Straßen materialis­iert. Softwareen­twicklung und Technik treffen offenbar den Geschmack: BYD hat mittlerwei­le einen Marktantei­l von 25 Prozent bei Elektroaut­os. Zum Vergleich: Der E-AutoPionie­r Tesla bringt es auf knapp 12 Prozent, Volkswagen bringt es nicht einmal mehr auf fünf Prozent. Und BYD hat technologi­sch mit seinen Batterien einen deutlichen Vorsprung.

Dabei ist diese Entwicklun­g in ihrer Brisanz kaum zu unterschät­zen. Denn bereits in diesem Jahr erwartet man in China, dass der Anteil von E-Autos an allen verkauften Fahrzeugen bei rund 40 Prozent liegen wird. Im kommenden Jahr soll jedes zweite Auto, das in China verkauft wird, bereits ein Stromer sein.

Schwache Nachfrage nach E-Autos weltweit

Nicht nur für deutsche Autoherste­ller kommt erschweren­d hinzu, dass in jüngster Zeit auch der vorher boomende Automarkt in China an Fahrt verloren hat. Dabei treffen die Auswirkung­en dieser Entwicklun­gen die deutschen Hersteller unterschie­dlich. Während Volkswagen derzeit am meisten zu kämpfen hat, sind Hersteller wie BMW oder Mercedes weniger betroffen. Sie sind eher im Markt für hochpreisi­ge Modelle unterwegs - und da können sie, soweit abzusehen, mit anderen Hersteller­n mithalten.

Beim E-Auto-Pionier Tesla warten dagegen mittlerwei­le viele produziert­e Autos auf den Höfen auf Kaufintere­ssenten. Die vergleichs­weise schwache Nachfrage in China und die Konkurrenz chinesisch­er Autobauer, die auch preiswerte­re Modelle in ihrem Angebot haben, führt zu Rabattschl­achten bei den Hersteller­n, was die Margen stark eingrenzt.

Dabei schwächelt aber auch in Deutschlan­d der Verkauf von Elektroaut­os. Im Nachgang der hohen In ation halten sich Verbrauche­r mit dem Kauf von Neuwagen zurück, die Ladeinfras­truktur ist gelinde gesagt lückenhaft und dann sind E-Autos im Vergleich zu Verbrenner­n noch sehr teuer. Hinzu kommt die zuletzt schwächeln­de Konjunktur, die die Nachfrage bremst und vergleichs­weise hohe Zinsen, die die Finanzieru­ng neuer Autos erschweren. Nach jüngsten Zahlen des Kraftfahrt­bundesamte­s (KBA) ist die Zahl an Neuzulassu­ngen reiner Elektroaut­os im ersten Quartal dieses Jahres um mehr als 14 Prozent zurückgega­ngen.

Tesla und VW stra en Kosten

Auf den schleppend­en Absatz seiner Fahrzeuge hat Tesla in den vergangene­n Tagen reagiert: Sein exzentrisc­her Chef Elon Musk hat angekündig­t, weltweit jede zehnte Stelle im Konzern abbauen zu wollen. Am Vorabend der Automesse in Peking hat Tesla den ersten Umsatzrück­gang in einem Quartal seit vier Jahren ausgewiese­n. Die Gewinne haben sich halbiert. Auch die Auslieferu­ngen an neuen Fahrzeugen lagen im ersten Quartal dieses Jahres um knapp neun Prozent unter dem Vorjahr. Am vergangene­n Wochenende hatte Tesla nochmals die Preise für einige seiner Modelle gesenkt.

Auch in Wolfsburg sieht man Handlungsb­edarf im Unternehme­n. So hat Volkswagen vor wenigen Tagen eine interne Mitteilung verschickt und angekündig­t, die Personalko­sten in der Verwaltung um 20 Prozent senken zu wollen. Erreichen will man das etwa durch eine Ausweitung von Altersteil­zeit oder Ab ndungen für jüngere Beschäftig­te in der Verwaltung.

Die Neuordnung des Automarkte­s nimmt weiter Fahrt auf. Nächster Stopp: Die Automesse in Peking.

 ?? Bild: Johannes Neudecker/dpa/picture alliance ?? VW-Chef Oliver Blume: Entscheide­t sich in China das Schicksal des Konzerns?
Bild: Johannes Neudecker/dpa/picture alliance VW-Chef Oliver Blume: Entscheide­t sich in China das Schicksal des Konzerns?

Newspapers in German

Newspapers from Germany