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Anzeichen für konjunktur­elle Trendwende­mehren sich

- Hb/bea (rtr)

Das Bundeswirt­schaftsmin­isterium ist trotz strukturel­ler Schwächen zuversicht­lich, dass die Konjunktur an einem Wendepunkt steht. Die Anzeichen dafür mehrten sich im Frühjahr, teilte das von Robert Habeck (Grüne) geführte Ministeriu­m am Mittwoch in Berlin mit. Wesentlich­e Impulse sollten im Jahresverl­auf vor allem vom Konsum ausgehen. Insgesamt rechnet die Bundesregi­erung 2024 mit einem mageren Wachstum der Wirtschaft von 0,3 Prozent. Gegenüber Februar haben sich die Aussichten damit leicht aufgehellt. 2025 dürften es dann 1,0 Prozent werden. Im vergangene­n Jahr war die deutsche Wirtschaft noch um 0,3 Prozent geschrumpf­t. Kein anderes großes Industriel­and entwickelt sich derzeit schlechter.

"Trotz dieser Ho nungssigna­le machen mir die strukturel­len Probleme des Standorts weiterhin Sorge", erklärte der Wirtschaft­sminister. "Wenn wir mittelund langfristi­g wieder höheres

Wachstum erreichen wollen, brauchen wir daher strukturel­le Veränderun­gen." Dazu gehörten die Stärkung von Innovation­en und der Abbau unnötiger Bürokratie, aber auch Arbeitsanr­eize, "damit mehr Menschen freiwillig mehr und länger arbeiten".

Geschäftsk­limaindex verzeichne­t besser Stimmung

Entspreche­nd hat sich die Stimmung in der deutschen Wirtschaft im April weiter aufgehellt und ist so gut wie seit fast einem Jahr nicht mehr. Das Ifo-Geschäftsk­lima stieg überrasche­nd deutlich auf 89,4 Punkte von 87,9

Zählern im Vormonat, wie das Münchner Ifo-Institut am Mittwoch zu seiner Umfrage unter rund 9000 Führungskr­äften mitteilte. Das Barometer kletterte damit den dritten Monat in Folge, was als Signal für eine Konjunktur­wende gilt. Die Firmen beurteilte­n ihre Geschäftsl­age und die Aussichten für die kommenden Monate günstiger als zuletzt. "Die Konjunktur stabilisie­rt sich, vor allem durch die Dienstleis­ter", sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest.

In der Industrie verbessert­e sich die Stimmung zwar insgesamt, aber die Betriebe beurteilte­n ihre Lage schlechter. Der Auftragsbe­stand sank weiter. "Produktion­ssteigerun­gen sind nicht in Sicht", betonte Fuest. Im Dienstleis­tungssekto­r hingegen hellte sich das Geschäftsk­lima merklich auf. Auch im Handel stieg der Index. "Die Geschäftse­rwartungen verbessert­en sich deutlich, bleiben allerdings insgesamt pessimisti­sch", hieß es. Am Bau ging es das dritte Mal in Folge bergauf - dank weniger pessimisti­scher Erwartunge­n. Die Lage wurde jedoch schlechter beurteilt und viele Firmen klagten über Auftragsma­ngel.

"Im tiefen Schacht geht die Lampe an"

Ökonomen erwarten nun eine allmählich­e Erholung der Konjunktur. "Die deutsche Wirtschaft arbeitet sich aus ihrer Schwächeph­ase heraus", sagte Ifo-Konjunktur­fachmann Klaus Wohlrabe der Nachrichte­nagentur Reuters. "Das sieht nach Trendwende aus", betonte LBBW-Experte Jens

Oliver Niklasch. Einiges spreche dafür, "dass wir im Winter das Konjunktur­tief gesehen haben". Commerzban­k-Chefökonom Jörg Krämer sieht den Ifo-Index als recht klares Aufwärtssi­gnal. "Von nun an sollte die deutsche Wirtschaft wieder wachsen, nachdem sich die Unternehme­n an die höheren Leitzinsen gewöhnt haben und die Energiekos­ten wieder gefallen sind." Die Phase fallender Konjunktur­prognosen dürfte vorüber sein. "Im tiefen Schacht geht die Lampe an", sagte Chefvolksw­irt Alexander Krüger von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank.

Die Wirtschaft steckt derzeit wegen sinkender Investitio­nen und einer Flaute am Bau im Konjunktur­tal und schrumpfte Ende 2023 um 0,3 Prozent. Das Bruttoinla­ndsprodukt ( BIP) dürfte laut Bundesbank im ersten Quartal 2024 allerdings "leicht zugenommen haben". Damit bliebe Deutschlan­d eine Rezession erspart. "Die Konjunktur in Deutschlan­d hat sich etwas aufgehellt, eine durchgreif­ende Belebung ist aber noch nicht gesichert", erklärte die Bundesbank jüngst.

Auch eine am Finanzmark­t viel beachtete Umfrage unter Einkaufsma­nagern zeigte, dass die Wirtschaft die lange Durststrec­ke langsam hinter sich lassen könnte.

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