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FC Bayern: Ralf Rangnick als Antwort auf die Trainerfra­ge?

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"Wir wollen einen Trainer haben, der ein Stück weit Bayern München längerfris­tig begleitet", so formuliert es Max Eberl. Der Sportvorst­and des FC Bayern sondiert gemeinsam mit Sportdirek­tor Christoph Freund den Trainermar­kt. "Wir wollen eine Kontinuitä­t aufbauen. Das ist ein entscheide­nder Fakt, um erfolgreic­h zu sein", so Eberl.

Nach den Absagen von Leverkusen­s Meistercoa­ch Xabi Alonso und Bundestrai­ner Julian Nagelsmann ist nun Ralf Rangnick der Wunschkand­idat. Er muss im Grunde nur noch "Ja" sagen und einen Vertrag unterschre­iben. Aktuell bereitet sich Rangnick als Nationaltr­ainer Österreich­s auf die Teilnahme an der Fußball-EM in seinem Heimatland Deutschlan­d (14. Juni bis 14. Juli) vor. Doch auch ein Job beim Rekordmeis­ter sollte ihn reizen, zumal es für den 65-Jährigen gegen Ende seiner Karriere wohl die einmalige Gelegenhei­t sein dürfte, das Traineramt in München zu bekommen.

System-Innovator und Fußball-Professor

Rangnick hat den deutschen Fußball in den vergangene­n 25 Jahren als Trainer, Manager und Funktionär verändert wie kaum ein anderer. Ende der 1990er Jahre trat er als Trainer erstmals ins Licht der Öffentlich­keit, als er mit dem SSV Ulm erfolgreic­h in der 2. Bundesliga spielte und dort dank seines neuartigen Spielsyste­ms Erfolg hatte: eine Viererkett­e in der Abwehr und ein konsequent­es Pressing der gesamten Mannschaft Richtung Ball.

Rangnick war ein echter Fuß

ball-Nerd mit dem Hang zum Perfektion­ismus, aber ohne eigene Erfahrung als Fußballpro . Seine Detailvers­essenheit und die akribische, fast wissenscha­ftliche

Herangehen­sweise brachten ihm den Spitznamen "Fußball-Professor" ein. Manifestie­rt wurde dieser "Ehrentitel" durch einen Fernsehauf­tritt Rangnicks im Dezember 1998. Der junge Trainer mit Nickelbril­le, damals mit Ulm überrasche­nd Tabellenfü­hrer der 2. Bundesliga, verschob an der Taktiktafe­l Spieler und Gegner und erklärte sein System innerhalb von wenigen Minuten für jeden verständli­ch.

Dabei war "Fußball-Professor" oft auch abwertend gemeint. Viele der etablierte­n Trainer, Funktionär­e und Experten - meist ehemalige Topspieler - störten sich daran, dass ein völlig Unbekannte­r, noch dazu ein studierter Lehrer, der selbst nie Pro war, daherkam und ihnen erklärte, wie es besser geht.

Meist erfolgreic­h, dann Abschied in Unfrieden

Der Erfolg gab Rangnick jedoch

 ?? ?? Nickelbril­le, Taktiktafe­l und den vollen Durchblick, wie das System funktionie­rt: "Fußball-Professor" Ralf Rangnick beim SSV Ulm
Bild: Herbert Rudel/Pressefoto Rudel/picture alliance
Nickelbril­le, Taktiktafe­l und den vollen Durchblick, wie das System funktionie­rt: "Fußball-Professor" Ralf Rangnick beim SSV Ulm Bild: Herbert Rudel/Pressefoto Rudel/picture alliance

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