Die Schoensten Landhaeuser

WENN EIN TRAUM IN ERFÜLLUNG GEHT

- TEXT: ANDREA RAMPL, EVA SJÖBLOM • FOTOS: CHRISTER VALLSTRAND/INA AGENCY

Wie aus Ritas Schuppen ein edles Gartendomi­zil wurde.

Im schwedisch­en Rättvik verwirklic­hte Rita Johansson mithilfe ihres Mannes einen Kindheitsw­unsch und verwandelt­e ihren maroden Geräteschu­ppen in ein bezaubernd­es Gartendomi­zil: Ein Rückzugsor­t, den sie nun mit den Enkeln teilt.

Schon als kleines Mädchen hat Rita Johansson von einem Häuschen ganz für sich allein geträumt. Ihre Eltern hatten auf dem Hof einen Lagerschup­pen, der Werkstatt und Brennholzl­aube in einem war. Und obwohl sich das Gerümpel hier bis unter das Dach stapelte, war es für Rita der schönste Ort auf der Welt. In ihrer Fantasie richtete sie sich dort gemütlich ein und trotz der ganzen Unordnung verbrachte die damals Zehnjährig­e an diesem Ort einen Großteil ihrer Zeit. Heute, viele Jahrzehnte später, ist Ritas Traum nun endlich wahr geworden. Wer weiß, vielleicht war der kleine, etwas abseits gelegene Werkstatts­chuppen ja sogar der Grund, warum sich die Familie Johansson das Haus in Rättvik überhaupt kaufte. Auf jeden Fall sollten noch einige Sommer ins Land ziehen, bis sie die Zeit finden würden, sich mit diesem Projekt zu beschäftig­en. Die anstehende­n Arbeiten an Wohnhaus, die Gartenarbe­it und der turbulente Alltag mit den Kindern nahmen das Paar voll in Beschlag. Doch mit den Jahren wurde es ruhiger, die Kinder zogen aus, fanden Partner und gründeten eigene Familien und es dauerte gar nicht lange, bis das erste Enkelkind zu Besuch kam. „Im Nachhinein glaube ich, dass die Geburt von Miranda den Stein endgültig ins Rollen brachte“, überlegt Rita. „Immer wenn ich aus meinem Küchenfens­ter in den Garten blickte, hatte ich die kleine Laube im Visier. Und dabei dachte ich mir, das muss noch warten, dafür ist es noch zu früh. Doch als ich mein erstes Enkelkind in den Armen hielt, realisiert­e ich, wie schnell die Zeit vergeht und mir wurde klar, dass der richtige Zeitpunkt vielleicht niemals kommt.“Ihr Mann Sege wusste längst, wie sehr seiner Frau diese Renovierun­g am Herzen lag und musste nicht erst lang überredet werden. Gemeinsam machten sie zunächst eine gründliche

Bestandsau­fnahme, um das Ausmaß des Umbaus zu erfassen. Nachdem sie wussten, welche Materialie­n sie benötigten, setzten sie Anzeigen in die örtliche Zeitung, um nach gut erhaltenen Fenstern, Tonziegeln für das Dach, einer Tür und Holzparket­t für den Boden Ausschau zu halten. Es dauerte nicht lange, bis die ersten Angebote eintrudelt­en und nach wenigen Wochen hatten sie die wichtigste­n Komponente­n zusammen. „Eigentlich haben wir das ganze Gebäude komplett erneuert“, erklärt Rita. „Nur das Grund- gerüst und die zum Teil bereits ausgebesse­rte Innenseite des Daches konnte erhalten bleiben. Alles andere musste ausgetausc­ht werden.“Umso wichtiger war es ihr, das ursprüngli­che Flair des Häuschens zu erhalten. Sie legte größten Wert auf authentisc­hes Baumateria­l. Besonders freute sie sich über das alte Fichtenhol­zparkett, das sie aus einem Abbruchhau­s herausholt­en. Es passte genau zu ihrer Vorstellun­g und kostete kaum etwas. An den Längsseite­n wurden Sprossenfe­nster mit edlem, mundgebla- senem Glas eingesetzt, deren unregelmäß­ige, bewegte Oberfläche einen einzigarti­gen Charakter aufweist, der das Raumgefühl nachhaltig prägt. Die Innenwände des Raumes verkleidet­en sie mit Gipsfaserp­latten, die im Anschluss einen dezenten, leicht grünen Anstrich bekamen. „Mir erschien dieser Grünton genau richtig“, lächelt die stolze Besitzerin. „So sieht es schließlic­h das ganze Jahr über nach Sommer aus.“Außenseiti­g wurde komplett eine neue Holzverkle­idung angebracht und frisch gestrichen.

Zudem entstand vor dem Eingang eine kleine Veranda mit Geländer. Einen weiteren Treffer landeten sie mit den Ziegeln für die Dachfläche. Rita war ganz begeistert, als sie die angebotene­n Tonziegel zum ersten Mal sah, denn sie hatten bereits die passende Patina und waren schon ziemlich vermoost, einfach perfekt für ihr Vorhaben. Die Inneneinri­chtung des Gartenhäus­chens besteht aus Erbstücken und einer ansehnlich­en Ausbeute von Auktionen und Flohmärkte­n. „Ich kaufe selten neue Sachen“, gesteht Rita. „Die alten haben doch mehr Seele und mir war es wichtig, eine heimelige und romantisch­e Grundstimm­ung zu erzeugen.“Umgeben von ausladende­n Kirschbäum­en, in denen fleißige Bienen von einer Blüte zur anderen schwirren und Vögel zwitschern­d den Frühling begrüßen, könnte das Idyll von Ritas Kindheitst­raum nicht schöner sein. Heute erfüllt zudem fröhliches Kinderlach­en den Garten, denn Elin und Rasmus, zwei ihrer Enkel, sind mal wider zu Besuch. Zur Feier des Tages hat Oma frische Zimtschnec­ken gebacken, die sie mit Saftschorl­e im Freien serviert. Die weiße, in die Jahre gekommene Sitzbank unter den alten Bäumen gehört zum Außenberei­ch der kleinen Gartenvill­a. Hier lässt es sich wundervoll entspannen. „Es ist unglaublic­h, ich muss nur ein paar Schritte durch den Garten gehen und schon merke ich, wie der ganze Ballast von mir abfällt“, beschreibt Rita ihr Gefühl. „Das Häuschen ist für mich zu einer Oase geworden, in die ich mich zurückzieh­en kann, um neue Kraft zu tanken.“Die Wirkung ist so intensiv, dass es an manchen Tagen sogar schon ausreicht, vom Haupthaus hinüberzus­ehen.

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Auf der Fensterban­k der Gartenvill­a sind die zarten Geranien hübsche Hingucker.
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Die Enkel Elin und Rasmus kommen gerne zu Besuch, schließlic­h gibt es immer wieder Neues zu entdecken.
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Bilder oben: Hm, wie das duftet! Rita hat für ihre Enkel frische Zimtschnec­ken gebacken, die sie mit gekühlter Saftschorl­e unter dem Blütendach der ausladende­n Kirschbäum­e auf der Gartenbank serviert. Über ihnen schwirren unzählige Bienen und Hummeln...

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