WENN EIN TRAUM IN ERFÜLLUNG GEHT
Wie aus Ritas Schuppen ein edles Gartendomizil wurde.
Im schwedischen Rättvik verwirklichte Rita Johansson mithilfe ihres Mannes einen Kindheitswunsch und verwandelte ihren maroden Geräteschuppen in ein bezauberndes Gartendomizil: Ein Rückzugsort, den sie nun mit den Enkeln teilt.
Schon als kleines Mädchen hat Rita Johansson von einem Häuschen ganz für sich allein geträumt. Ihre Eltern hatten auf dem Hof einen Lagerschuppen, der Werkstatt und Brennholzlaube in einem war. Und obwohl sich das Gerümpel hier bis unter das Dach stapelte, war es für Rita der schönste Ort auf der Welt. In ihrer Fantasie richtete sie sich dort gemütlich ein und trotz der ganzen Unordnung verbrachte die damals Zehnjährige an diesem Ort einen Großteil ihrer Zeit. Heute, viele Jahrzehnte später, ist Ritas Traum nun endlich wahr geworden. Wer weiß, vielleicht war der kleine, etwas abseits gelegene Werkstattschuppen ja sogar der Grund, warum sich die Familie Johansson das Haus in Rättvik überhaupt kaufte. Auf jeden Fall sollten noch einige Sommer ins Land ziehen, bis sie die Zeit finden würden, sich mit diesem Projekt zu beschäftigen. Die anstehenden Arbeiten an Wohnhaus, die Gartenarbeit und der turbulente Alltag mit den Kindern nahmen das Paar voll in Beschlag. Doch mit den Jahren wurde es ruhiger, die Kinder zogen aus, fanden Partner und gründeten eigene Familien und es dauerte gar nicht lange, bis das erste Enkelkind zu Besuch kam. „Im Nachhinein glaube ich, dass die Geburt von Miranda den Stein endgültig ins Rollen brachte“, überlegt Rita. „Immer wenn ich aus meinem Küchenfenster in den Garten blickte, hatte ich die kleine Laube im Visier. Und dabei dachte ich mir, das muss noch warten, dafür ist es noch zu früh. Doch als ich mein erstes Enkelkind in den Armen hielt, realisierte ich, wie schnell die Zeit vergeht und mir wurde klar, dass der richtige Zeitpunkt vielleicht niemals kommt.“Ihr Mann Sege wusste längst, wie sehr seiner Frau diese Renovierung am Herzen lag und musste nicht erst lang überredet werden. Gemeinsam machten sie zunächst eine gründliche
Bestandsaufnahme, um das Ausmaß des Umbaus zu erfassen. Nachdem sie wussten, welche Materialien sie benötigten, setzten sie Anzeigen in die örtliche Zeitung, um nach gut erhaltenen Fenstern, Tonziegeln für das Dach, einer Tür und Holzparkett für den Boden Ausschau zu halten. Es dauerte nicht lange, bis die ersten Angebote eintrudelten und nach wenigen Wochen hatten sie die wichtigsten Komponenten zusammen. „Eigentlich haben wir das ganze Gebäude komplett erneuert“, erklärt Rita. „Nur das Grund- gerüst und die zum Teil bereits ausgebesserte Innenseite des Daches konnte erhalten bleiben. Alles andere musste ausgetauscht werden.“Umso wichtiger war es ihr, das ursprüngliche Flair des Häuschens zu erhalten. Sie legte größten Wert auf authentisches Baumaterial. Besonders freute sie sich über das alte Fichtenholzparkett, das sie aus einem Abbruchhaus herausholten. Es passte genau zu ihrer Vorstellung und kostete kaum etwas. An den Längsseiten wurden Sprossenfenster mit edlem, mundgebla- senem Glas eingesetzt, deren unregelmäßige, bewegte Oberfläche einen einzigartigen Charakter aufweist, der das Raumgefühl nachhaltig prägt. Die Innenwände des Raumes verkleideten sie mit Gipsfaserplatten, die im Anschluss einen dezenten, leicht grünen Anstrich bekamen. „Mir erschien dieser Grünton genau richtig“, lächelt die stolze Besitzerin. „So sieht es schließlich das ganze Jahr über nach Sommer aus.“Außenseitig wurde komplett eine neue Holzverkleidung angebracht und frisch gestrichen.
Zudem entstand vor dem Eingang eine kleine Veranda mit Geländer. Einen weiteren Treffer landeten sie mit den Ziegeln für die Dachfläche. Rita war ganz begeistert, als sie die angebotenen Tonziegel zum ersten Mal sah, denn sie hatten bereits die passende Patina und waren schon ziemlich vermoost, einfach perfekt für ihr Vorhaben. Die Inneneinrichtung des Gartenhäuschens besteht aus Erbstücken und einer ansehnlichen Ausbeute von Auktionen und Flohmärkten. „Ich kaufe selten neue Sachen“, gesteht Rita. „Die alten haben doch mehr Seele und mir war es wichtig, eine heimelige und romantische Grundstimmung zu erzeugen.“Umgeben von ausladenden Kirschbäumen, in denen fleißige Bienen von einer Blüte zur anderen schwirren und Vögel zwitschernd den Frühling begrüßen, könnte das Idyll von Ritas Kindheitstraum nicht schöner sein. Heute erfüllt zudem fröhliches Kinderlachen den Garten, denn Elin und Rasmus, zwei ihrer Enkel, sind mal wider zu Besuch. Zur Feier des Tages hat Oma frische Zimtschnecken gebacken, die sie mit Saftschorle im Freien serviert. Die weiße, in die Jahre gekommene Sitzbank unter den alten Bäumen gehört zum Außenbereich der kleinen Gartenvilla. Hier lässt es sich wundervoll entspannen. „Es ist unglaublich, ich muss nur ein paar Schritte durch den Garten gehen und schon merke ich, wie der ganze Ballast von mir abfällt“, beschreibt Rita ihr Gefühl. „Das Häuschen ist für mich zu einer Oase geworden, in die ich mich zurückziehen kann, um neue Kraft zu tanken.“Die Wirkung ist so intensiv, dass es an manchen Tagen sogar schon ausreicht, vom Haupthaus hinüberzusehen.