Digitalradio-Spezial
In dieser Ausgabe haben wir nicht nur drei neue Digitalradios getestet, sondern stellen auch eine Weltpremiere vor: Den Kombireceiver DigiPal DAB+ von Technisat mit DVB-T2 und DAB+ an Bord
Korrekterweise ist der Digipal DAB+ also ein Receiver zum Empfang des neuen hochauflösenden terrestrischen Fernsehens DVB-T2 HD inklusive Freenet TV. Daneben haben die Entwickler aber erstmals in einem Receiver überhaupt auch ein Empfangsmodul für Digitalradio verbaut. Durch die Empfangsmöglichkeit von DAB und DAB Plus mutiert der Receiver also zum universellen Empfangswerkzeug für alle hierzulande terrestrisch empfangbaren Medien. Von uns gibt es für diese Innovation schon mal vorab ein dickes Lob. Vom „spekta- kulären“Inneren merkt man beim Auspacken erstmal nichts. Denn vom Design her unterscheidet sich das Gerät nicht von anderen terrestrischen Empfängern der Digipal-Serie aus Daun. So begrüßt uns die schon bekannte vierstellige grüne Segmentanzeige an der Front. Drei Schalter daneben erlauben wie gehabt den Notbetrieb des Gerätes. Alles andere wird über die typische Fernbedienung von Technisat geregelt. Wie von Technisat gewohnt führt das Gerät beim ersten Start zuerst durch ein gut durchdachtes Einrichtungsmenü. Neben Einstellungen von beispielsweise Sprache und Bildformat wird hier auch ein automatischer Suchlauf durchgeführt. Dieser beinhaltet auch die Suche von digitalen Radioprogrammen, welche dann natürlich in der Radioliste abgelegt werden. Die LCN-Kanalsortierung von DVB-T2 wird vom Gerät aber offenbar ignoriert. Stattdessen landen die Sender in einer etwas unglücklich sortierten Kanalliste. Zwar beginnt diese erstmal logisch mit den beiden Öffentlich-rechtlichen Hauptsendern, listet dann allerdings arte HD, WDR HD Köln, MDR Sachsen HD und schließlich sogar QVC HD auf den vorderen Rängen. Die
ebenfalls empfangbaren Privatsender in HD beginnen hingegen erst ab Kanalplatz 15. Das macht aus unserer Sicht nicht wirklich viel Sinn. Noch unlogischer wird es etwas weiter unten in der Liste. Ab Platz 27 werden nämlich die Connect-Sender von Freenet gelistet, zwischendurch aber tauchen auch wieder reguläre Kanäle wie BR Fernsehen HD oder hr-fernsehen HD auf. Da die Connect-Sender zumindest zum Testzeitpunkt mit dem Receiver aber gar nicht empfangbar waren, macht eine solche Sortierung an sich keinen Sinn. Aber natürlich lässt sich durch Zutun des Nutzers etwas mehr Ordnung in die Liste bringen. Insgesamt vier Favoritenlisten lassen sich hier nach beliebten Befüllen und Sortieren, wobei sich hier die Original Kanalliste als eine der vier Favoritenlisten entpuppt. Auch die Radiosender können auf Wunsch sortiert werden. Praktischerweise unterscheidet Technisat hier nicht zwischen Radio über DVB-T(2) und DAB Plus und sortiert alle Sender in der gleichen Liste ein. Drei Kanallisten stehen hier für terrestrische Radiosender zur Verfügung. Eine vierte Liste ist Internetradios vorbehalten. Mit gerade einmal 19 handverlesenen Sendern ist diese allerdings nicht gerade besonders üppig gefüllt.
Im Betrieb
Der normale Fernsehbetrieb klappt einwandfrei. Das liegt nicht zuletzt an der typischen Menüführung mit durchdachter Struktur. Nicht wirklich berauschend ist die Umschaltzeit. Im Test vergingen bis zu drei Sekunden, bevor Bild und Ton nach dem Zappen zur Verfügung standen. Das haben wir schon schneller gesehen. Sonst aber läuft alles flink. Als besonderes Ausstattungsmerkmal hat Technisat dem Gerät den redaktionell gepflegten EPG „SFI“spendiert. Dieser bietet auf Knopfdruck besonders detaillierte Informationen zum laufenden und kommenden Programm. Praktisch: Ist die Kanalliste geöffnet, kann man zum gewählten Sender Scrollen und durch Drücken der Taste einen schnellen Blick auf die dort laufende Sendung werfen. Im Radiomodus war der schon erwähnte Empfang von DAB Plus möglich und wertet das Gerät deutlich auf. Radiotext wird über das OSD ebenfalls angezeigt. Nicht verarbeitet werden hingegen die mitgesendeten Grafiken beim Digitalradio. Jedenfalls konnten wir keinerlei Einblendungen sehen. Möglicherweise bessert Technisat ja hier noch nach. Als etwas störender empfanden wir, dass auch im Radiomodus im Display nur die Kanalnummern angezeigt werden. Viel praktischer wäre hier die Anzeige des Sendernamens, schließlich ist ja eine Segmentanzeige verbaut.
Hybridfunktionen
Auch hier kann das Gerät punkten. Als Grundausstattung steht HbbTV zur Verfügung. Durch Druck auf die Rote Taste lassen sich damit verpasste Sendungen oder Hintergrundinformationen aufrufen. Auch verschiedene Dienste wie beispielsweise Clipfish bei RTL laufen. Allerdings dauert der Aufbau der Menüs im Hybridmodus teilweise doch etwas und läuft nicht immer flüssig. Die Medien selber werden dann aber ohne Makel wiedergegeben. Zusätzlich stehen auch einige hybride Sender zur Verfügung. Diese werden über die Taste WWW auf der Fernbedienung aufgerufen. Wie normale TV-Stationen sind hier beispielsweise Regionalsender oder Spezialkanäle zu sehen.
PVR-Funktionen
Ausgestattet mit umfangreichen PVR-Funktionen eignet sich der Receiver auch als Aufnahmemedium. Voraussetzung ist der Anschluss eines externen Datenträgers, denn eine interne Festplatte lässt sich nicht verbauen. Die beiden USB-Anschlüsse hierfür befinden sich auf der Rückseite. Beim erstmaligen Anschließen muss der Datenträger noch als Aufnahmemedium angemeldet werden. Zum Glück findet hierbei aber keine Formatierung statt, so dass auch bereits vorhandene Medien wiedergegeben werden können. Das klappte problemlos mit gängigen Containern wie MKV oder TS. Selbst WMV-HD wird abgespielt. Auch Timeshift und Aufnahmen sind möglich. So lässt sich das Programm anhalten und später weiter anschauen. Das funktioniert grundsätzlich bei allen Sendern, auch den privaten Programmen in HD. Allerdings setzt hier die RTL-Gruppe weiterhin auf Restriktionen: Das Vorspulen wird sowohl im Timeshift als auch bei der Wiedergabe von Aufnahmen unterbunden. Im Gegensatz dazu sind die Ausstrahlungen des Mitbewerbers ProSiebenSat1 komplett restriktionsfrei. Die Aufzeichnung selber erfolgt allerdings verschlüsselt und kann weder nachbearbeitet noch an anderen Geräten wiedergegeben werden. Auch der Zugriff auf Medien im Netzwerk ist möglich. So können beispielsweise Filme und Musikstücke von einer Netzwerkfestplatte gestreamt werden.
Fazit
Der Digipal DAB+ konnte uns wirklich überzeugen. Als erstes Gerät überhaupt kombiniert er den Empfang von DVB-T2 und DAB Plus. Die Bedienung ist dabei wie von Technisat gewohnt, einfach und gibt keinen Anlass für Kritik. Kleines, aber verschmerzbares Mankos ist die etwas langsame Umschaltzeit und die zähe Darstellung von HbbTV. Gewünscht hätten wir uns auch einen etwas ausgefeilteren Radiomodus.